Stockdorf:Vielfältige Leidenschaft für Afrika

Lesezeit: 2 min

Seit er vor 25 Jahren für einen Trommel-Workshop nach Burkina Faso reiste, engagiert sich Florian Volkmann im Stockdorfer Afrikakreis. In der Apostelkirche berichtet er von seinem jüngsten Besuch

Von Blanche Mamer, Stockdorf

Als Florian Volkmann 1992 nach dem Abitur am Gautinger Gymnasium für einen Trommel-Workshop nach Burkina Faso reiste, vertiefte er den Kontakt zum afrikanischen Lehrer Pierre Nikiema, den er kurz zuvor beim Afrikakreis Stockdorf kennegelernt hatte. Nikiema hatte in einem Vorort der Hauptstadt Ouagadougou eine Schule gegründet und brauchte finanzielle Unterstützung. Die Kooperation florierte.

Pierre, wie ihn die Stockdorfer Unterstützer liebevoll nennen, hat mittlerweile nicht nur die Bubenschule Wend Zoodo, sondern auch zwei Mädchenschulen mit insgesamt mehr als 1000 Schülern aufgebaut und ist nun dabei, auch eine weiterführende Schule zu errichten. Beim Afrikatag im evangelischen Gemeindehaus in Stockdorf berichtete Volkmann am Sonntag von der Entwicklung, die er bei seinem jüngsten Besuch im Februar in Ouagadougou feststellen konnte. Die etwa 30 Stockdorfer, die seit Jahren Geld sammeln, damit auch die Mädchen Schulbildung erhalten, hörten gespannt zu.

Elie Tshibangu und Florian Volkmann machen gemeinsam Musik. (Foto: Nila Thiel)

Besonderen Zulauf haben die drei privaten Schulen, weil die Kinder dort auch essen können. Die Schulspeisung wird fast vollständig von der Stockdorfer Initiative und über Projekte des Gautinger Gymnasiums finanziert. So hatte beispielsweise eine Schülergruppe des Gymnasiums ein Kinderhaus und einen Teil der Umfriedungsmauer um die Mädchenschule gebaut.

Im Februar hat Florian Volkmann zusammen mit seinem Bruder Hannes das Operndorf von Christoph Schlingensief in der Nähe von Ouagadougou besucht. Und bei der Gelegenheit auch Pierre Nikiema getroffen und einen Kurzfilm gedreht. Ouagadougou erlebe einen Boom, berichtet er. Die Stadt breite sich nach allen Seiten aus und die Schulen, die in einem Dorf im Umland der Hauptstadt gebaut wurden, liegen nun in einem Stadtquartier in der Peripherie der Großstadt. Der Staat lasse nun alle Grundstücke neu vermessen, was zu sehr eigenartigen Resultaten führe. So habe die Verwaltung der Schule 13 000 Quadratmeter Grund zur Verfügung gestellt, allerdings stehen dort noch etliche Häuser, die in den vergangenen 20 Jahren gebaut wurden und die von den Bewohnern nicht verlassen werden. "Die Menschen sind damals in die Nähe der Schule gezogen, damit die Kinder nicht so einen weiten Schulweg haben. Nun wurden ihnen zwar neue Grundstücke zugewiesen, doch sie wollen ihre alten Häuser nicht aufgeben", berichtet der Musiker und Schauspieler Volkmann, der mittlerweile mit seiner Familie in Oberpfaffenhofen lebt.

Vera Goldmann verkauft Produkte aus dem Weltladen. (Foto: Nila Thiel)

"Diese Neuvermessung der Grundstücke ist ein Riesenthema und auch ein großes Problem. Ein Gebäudeteil der Mädchenschule Esther 1 steht außerhalb der Besitzgrenze und muss wohl abgerissen werden", berichtet Volkmann den Zuhörern. Es gebe eine gewisse Rivalität zwischen den staatlichen und den privaten Schulen. Nicht immer seien die Bauvorschriften klar und nachvollziehbar. So ist etwa das Versammlungsgebäude "Madame Bosl", das nach der verstorbenen Stockdorfer Initiatorin benannt ist, erst im Rohbau fertig. "Trotz allem, ich ziehe meinen Hut vor dem Engagement der afrikanischen Lehrer. Es ist ein Wunder, was sie alles auf die Beine stellen", so Volkmann.

Das Programm beim Afrikatag hatte allerdings auch seine fröhliche Seite: Richtig beschwingt reagierten die Zuhörer, als Volkmann anfing, gemeinsam mit dem Kongo-Flüchtling Eli Tschabango, der in der Asylbewerberunterkunft in Gauting lebt, Musik zu machen. Mit dem afrikanischen Oldie "The lion sleeps tonight" verzauberten sie das Publikum. Für den Gospelsong "More than I can bear", setze sich Tschabango ans Harmonium und bei der Eigenkomposition "Together we can do more" verlangten die Aktiven des Afrikakreises nach mehr. Doch nun war Zeit fürs Mittagessen mit überwiegend afrikanischen Gerichten. Alles in allem: Ein informatives und gelungenes afrikanisches Fest.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: