Stockdorf:Rätselraten am Bauzaun

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Auf dem Areal des früheren Gasthofs "Haus Oberland" in Stockdorf sollen Wohnungen entstehen. Bürgermeisterin Kössinger zufolge ist das Projekt dringend notwendig. Doch die Anwohner befürchten eine zu massive Bebauung

Von Christian Deussing, Stockdorf

Seit kurzem ist der leer stehende Gasthof "Haus Oberland" in Stockdorf eingezäunt. Das weckt den Argwohn von Anwohnern, die sich mit einer Unterschriftenaktion gegen eine zu dichte Bebauung des Wohnviertels am südlichen Ortsrand wehren. Besonders im Blick haben die Anlieger das Areal des ehemaligen Gasthofs an der Gautinger Straße, das schon seit zehn Jahren leer steht.

Eigentümer ist die Sicherheitstechnikfirma Schmid-Alarm. Sie hatte das etwa 2550 Quadratmeter große Areal vor drei Jahren erworben - dem Vernehmen nach für zrika 1,6 Millionen Euro. Bisher hatte die Gemeinde Gauting die Neubaupläne der Familie Schmid, die dort Büros mit Lager und Wohnungen für Mitarbeiter errichten will, als "zu massiv" abgelehnt. Nun aber laufen Verhandlungen zwischen dem Rathaus und den Eigentümern, auf dem Gasthof-Grundstück "geförderten und bezahlbaren Wohnraum" zu schaffen.

Das sei dringend notwendig und deshalb ein Vorhaben, das der "Gemeinde sehr entgegenkommen" würde, sagte Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger auf Anfrage. Es gebe zum neuen Projekt Gespräche mit dem Eigentümer, um einen Kompromiss zwischen dessen Wünschen und den Vorgaben des Bebauungsplans zu finden, so Kössinger.

Zudem müssten die Pläne noch mit dem Starnberger Kreisbauamt abgestimmt werden. Bislang lässt der B-Plan eine Nutzfläche von 900 Quadratmetern zu. Die ersten Entwürfe des Architekten Florian Burgstaller sahen jedoch einen zweistöckigen Flachbau mit einer Nutzfläche von bis zu 1500 Quadratmetern vor. Burgstaller hat allerdings nach eigenen Angaben mit dem Bauprojekt nichts mehr zu tun. Einen Grund dafür nannte der Architekt, der seit langem als Planer der Gemeinde Tutzing arbeitet, allerdings nicht.

In knapper Form äußerste sich auf Anfrage auch der Chef des Stockdorfer Familienunternehmens, Tobias Schmid. "Wir sind immer noch dabei, verschiedene Bebauungsszenarien zu prüfen", teilte er lediglich mit. Jedenfalls sei sie die genaue Richtung noch unklar. Schmids Firma benötigt mehr Platz und hatte daher im vorigen Jahr bei der Gemeinde beantragt, am bestehenden Wohn-und Geschäftshaus von Schmid-Alarm in der Gautinger Straße 9 anbauen zu dürfen. Dies ist laut Gemeinde grundsätzlich möglich, aber der Bebauungsplan müsse erst geändert werden.

Das Wirtsehepaar Töllich hatte die Pension "Haus Oberland" im Jahr 2006 aus Altersgründen aufgegeben. Der in die Jahre gekommene Gasthof hätte auch modernisiert werden müssen. Ein Hotel mit 40 Zimmern, Restaurant und Tiefgarage war im Bauausschuss der Kommune vor acht Jahren als überdimensioniert abgelehnt worden. Auch der spätere Vorschlag aus einer Bürgerversammlung, das Gebäude zu einem Treffpunkt für Jugendliche, Senioren und Obdachlose zu machen, war schon bald vom Tisch. Ein Aufreger war noch ein Blitzeinschlag in den damaligen Maibaum vor dem "Geisterhaus" im Jahr 2009 gewesen. Nun sind manche Stockdorfer jedoch wieder unruhig geworden, seitdem das Areal mit einem Bauzaun l absperrt ist. "Wahrscheinlich soll man aber wohl nur nicht mehr auf dem Parkplatz vor dem Gebäude parken", vermutet eine Anwohnerin. Dennoch ist sie gespannt, wann etwas auf dem Grundstück passieren wird.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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