Stockdorf:Mit Händen und Füßen

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Setzt sich für drei Schulprojekte in Burkina Faso ein: Jutta Jecht vom Afrika-Kreis in Stockdorf. (Foto: Fuchs)

Helferkreise bereiten sich auf die nächsten Begegnungen vor

Von Blanche Mamer, Stockdorf

Viele Ehrenamtliche im Landkreis Starnberg, die sich in Asyl-Helferkreisen engagieren wollen, hatten bisher so gut wie keine Erfahrung mit Flüchtlingen. "Was müssen wir beachten? Wie gehen wir mit den einzelnen Asylsuchenden um?" sind Fragen, die bei Informationsveranstaltungen des Landratsamtes häufig auftauchen. "Verstehen sie uns überhaupt, wenn sie noch kein Deutsch können?", hatte beispielsweise eine Gilchingerin bei einer Informationsveranstaltung wissen wollen. Die Antwort: Mit Englisch versuchen und mit Händen und Füßen. Es gebe auch immer ein paar Ankömmlinge, die schon etwas Deutsch können und übersetzen.

"Wir gehen auf sie zu, sprechen sie an. Wir stellen uns vor und fragen nach dem Namen und wo sie herkommen. Wir siezen sie und achten von Anfang an darauf, dass sie die richtige Anrede lernen", erklärt Jutta Jecht, die sich seit zwei Jahren in der Sammelunterkunft an der Ammerseestraße in Gauting engagiert und für die Flüchtlinge dort den Deutschunterricht organisiert. Erst später, wenn man sich besser kenne, könne man zum Du und zum Vornamen übergehen, sagt sie. Die Kinder lernen schnell und dolmetschen schon bald für die Eltern. "Wir helfen ihnen beim Einzug, zeigen ihnen, wie man die Betten bezieht. Sie beginnen meist sofort damit, die Stockbetten abzubauen, egal wie beengt die Räume dann sind. Viele versuchen gleich, ihr Umfeld zu gestalten. Oft laute die erste Frage: "Wo kann ich einkaufen?", berichtet Jecht. Es sei auch notwendig, die wichtigsten Bezugspunkte im Ort zu zeigen, die Asylbewerber zur S-Bahn zu begleiten und ihnen das Tarifsystem zu erklären. Jecht erläutert, es sei nötig, alles anzusprechen, was nicht ganz klar sei. Das ist auch bei Info-Veranstaltungen in anderen Gemeinden von Landrat Karl Roth betont worden. Was hier als normal gelte, könne in den Herkunftsländern der Flüchtlinge unbekannt oder sogar tabu sein.

Auch wenn die ersten der 40 Flüchtlinge erst Ende September im ehemaligen Bundesforstamt an der Gautinger Straße in Stockdorf ankommen, beginnt die Vorbereitung der ehrenamtlichen Betreuung jetzt schon. Jeder Flüchtling bekommt zur Erstausstattung einen kleinen Kühlschrank und eigenes Kochgeschirr, erläutert Jecht. Um die Ausstattung mit Kleidern zu erleichtern, will der Helferkreis im Herbst in Gauting eine Kleiderkammer eröffnen, damit die Flüchtlinge für einen geringen Beitrag warme Hosen und Anoraks erwerben können. Es werde nur ganz gezielt gesammelt und erst wenn die Flüchtlinge da seien, dürften Fahrräder gebracht werden, so Jecht.

Sie bedauert, dass es keinen Gemeinschaftsraum in der Stockdorfer Unterkunft geben wird, vielleicht ein kleines Büro. Darum müssten für den Deutschunterricht andere Räume gefunden werden. Die Helferkreise in Gauting und Stockdorf wollen sich als Verein konstituieren.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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