Ein Jahr Verspätung:Der Aufzug kommt

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Monteur Nedeljko Raić setzt den Aufzug zusammen. (Foto: Georgine Treybal)

Die Einzelteile liegen bereits am Stockdorfer Bahnhof. Doch auf einen genauen Eröffnungstermin will sich die Bahn nicht festlegen

Von Michael Berzl, Stockdorf

Verspätungen sind bei der Bahn nichts Außergewöhnliches. Eine Wartezeit von einem Jahr ist dann aber doch eine Besonderheit. So lange haben Fahrgäste sich gedulden müssen, bis der Bahnsteig in Stockdorf endlich mit einem Aufzug zu erreichen ist. Seit dieser Woche sind zwei Monteure dabei, Schienen und Halterungen im Betonschacht festzuschrauben.

Der barrierefreie Ausbau des Bahnhofs war bereits im vergangenen Oktober mit einem Familienfest mit Grußworten und Musik gefeiert worden. Eine Plakette mit der Aufschrift "Bayern barrierefrei" wurde an einer Wand angebracht. Doch dann begann erst einmal das lange Warten, während Mütter weiterhin Kinderwagen schleppen mussten und Senioren sich am Geländer entlang die Treppen hinauf quälten, für manche ist der Bahnsteig in Stockdorf schlicht nicht zu erreichen. Der Aufzugsschacht wurde mit einer Holzplatte verschlossen, die Gemeinde wurde von einen Termin auf den nächsten vertröstet.

Doch nun, ziemlich genau nach einem Jahr, hat das Warten ein Ende. In der Bahnunterführung liegt der Aufzug in Einzelteilen bereit: lange Metallschienen und schwere Gewichte, der Motor und Dutzende Kartons mit Aufklebern der Berliner Firma Schindler, in denen weitere Elemente noch verpackt sind. Interessiert beobachten Fahrgäste aus Krailling und Stockdorf, was sich da tut.

Monteur Nedeljko Raić ist gerade zusammen mit einem Kollegen dabei, die ersten Halterungen an die Betonwände des Liftschachts zu schrauben und Material auszupacken. Der Mitarbeiter eines Unternehmens aus Darmstadt schätzt, dass er bis Ende des Monats mit den Arbeiten in Stockdorf fertig wird. Dann müsse allerdings noch der TÜV zur Abnahme kommen.

Ein Bahnsprecher hatte vor einem Monat angekündigt: "Eine Inbetriebnahme des Aufzugs inklusive der Notrufeinrichtung und aller Abnahmen ist für den 5. Oktober geplant." Auf neuerliche Nachfrage wollte er sich nicht mehr festlegen und kündigte an, über "den konkreten Inbetriebnahmetermin" werde er noch informieren.

Was dann noch fehlt am Stockdorfer Bahnhof, sind Toiletten. Als die aufwändige Modernisierung für 4,3 Millionen Euro geplant worden war, war noch die Rede davon, dass die Gemeinde Gauting auf dem Vorplatz WC-Anlagen auf eigene Kosten errichtet und betreibt. Doch das ist mittlerweile nicht mehr sicher. Die Ausgaben seien vorläufig aufgeschoben worden, teilte ein Rathaussprecher am Mittwoch mit, schließlich seien damit auch Folgekosten verbunden. Bei einer Klausurtagung der Gemeinderäte am Wochenende, bei der es vor allem um die Finanzen geht, werde sich entscheiden, ob sich die Kommune die Investition in ein wichtiges Bedürfnis noch leisten kann.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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