Stockdorf:Container sind schon bestellt

Lesezeit: 2 min

Gauting bereitet Unterbringung weiterer Flüchtlinge vor

Von Blanche Mamer, Stockdorf

Container seien schon bestellt, geeignete Flächen am Ortsrand würden von Landratsamt und Kommune gesucht. Das sagte die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger beim Informationsabend über die Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Forstamt an der Ortsdurchfahrt von Stockdorf. Damit plant die Rathausverwaltung schon für den Fall, wenn es im Gemeindegebiet keine leer stehenden Gebäude mehr gibt.

"Wir sind alle gefordert und müssen die Ärmel hochkrempeln. Es geht uns gut und wir können etwas für diese Menschen etwas tun. Klar redet es sich leicht, wenn man nicht gleich neben einer Flüchtlingseinrichtung wohnt, doch ich bitte Sie um Toleranz und Verständnis", warb Kössinger vor etwa 260 Zuhörern bei der Versammlung in der Stockdorfer Grundschule. Von sehr skeptisch bis sehr wohlwollend war die Stimmung.

In einem Helferkreis um Jutta Jecht wollen etwa 80 Stockdorfer mitarbeiten und sich um die 48 Flüchtlinge kümmern, die in diesen Tagen ankommen sollen. Erwartet werden zehn Familien mit Kindern im Alter von ein bis 13 Jahren, berichtete Sabine Neumann von der Gruppe Asyl im Starnberger Landratsamt. Der Helferkreis werde Deutschunterricht anbieten und sich darum kümmern, dass die Kinder in Kindergarten und Schule kommen. In der Stockdorfer Schule gebe es noch freie Plätze, Rektorin Heike Beuschlein ist laut Jecht selbst im Helferkreis. Jecht hatte im Mai alle Anwohner des ehemaligen Forstamtes angeschrieben und war zunächst auf viel Verständnis gestoßen. Doch nun äußerten Stockdorfer auch Bedenken. Ihr Haus sei nun weniger wert, sagte eine Nachbarin und wollte wissen, wie lange die Asylbewerber voraussichtlich bleiben. "Muss ich fünf Jahre warten, bis ich mein Haus verkaufen kann?" Darauf konnten ihr weder Kössinger noch Stefan Derpa, Leiter des Amtes für Öffentliche Ordnung im Landratsamt, eine Antwort geben. Eine Stockdorferin wollte wissen, was zu tun ist, wenn sie eine Familie aufnehmen will. Es gebe immer Bedarf für anerkannte Flüchtlinge, die die Gemeinschaftsunterkunft in Gauting verlassen müssen, sagte Kössinger und appellierte an alle Anwesenden, darüber nachzudenken. "Betrachten Sie die Flüchtlinge wie Nachbarn. Seien sie offen, sprechen Sie mit ihnen, lernen Sie sich kennen. Wenn es Probleme gibt, wenden Sie sich an den Helferkreis oder an die Polizei", sagte sie Bürgermeisterin. Auf den Hinweis eines Stockdorfers, dass er einen Handzettel mit rechtsradikalen Parolen an einem Zaun entdeckt habe, antwortete Bernhard Halckenhäußer, der Kontaktbeamte bei der Planegger Polizei, die rechte Szene werde genau beobachtet. "Es gibt keine aktiven Zellen. Strömungen gibt es wie überall, aber keine Hinweise auf fremdenfeindliche Umtriebe."

Derpa rechnet damit, dass etwa die Hälfte der Flüchtlinge dauerhaft bleiben will. Die Bundesimmobilie in Stockdorf sei ein großer Glücksfall, denn sie wurde mietfrei zur Verfügung gestellt, nur der Brandschutz musste ertüchtigt werden. Im Dezember werde das ehemalige Firmengebäude von Apparatebau an der Ammerseestraße in Gauting belegt, im November sollen 20 Asylbewerber in den Anbau der ehemaligen Schmidt-Klinik an der Bergstraße einziehen, das Haupthaus solle im Januar bezogen werden.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: