Stockdorf:Bezahlbare Wohnungen

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Auf dem Grundstück von Haus Oberland sollen öffentlich geförderte Mehrfamilienhäuser mit besonders günstigen Mieten entstehen. "Ein Schnäppchen", sagt der Fachmann von der Regierung von Oberbayern

Von Michael Berzl, Stockdorf

Elf Jahre nach der Schließung des Gasthofs Haus Oberland in Stockdorf gibt es nun konkrete Pläne für einen Neubau auf dem Grundstück an der Ortsdurchfahrt. Der Eigentümer Rudolf Schmid plant dort öffentlich geförderte Wohnungen, die zu günstigen Preisen vermietet werden. Sie sind vor allem für Mitarbeiter der Firma Schmid-Alarm gedacht, aber die Gemeinde Gauting soll ein Vorschlagsrecht erhalten. Der Bauausschuss hat sich am Dienstag fast einstimmig mit dem Vorhaben einverstanden erklärt.

Das Gelände mit dem leer stehenden Gasthaus, das 1949 errichtet wurde, ist mittlerweile eingezäunt. Gras wächst zwischen den Ritzen auf der Terrasse, auf der Südseite sind fast alle Fensterscheiben eingeworfen. Der Garten verwildert zusehends. Auf der 2500 Quadratmeter großen Fläche an der Gautinger Straße sollen nach den Plänen des Münchner Architekturbüros Mann + Partner zwei Gebäude mit jeweils drei Etagen errichtet werden. Insgesamt 18 Wohnungen mit Grundflächen von 50 bis 90 Quadratmetern sind vorgesehen, darunter eine Tiefgarage. Über sogenannte Laubengänge gelangen die Mieter zu ihren Wohnungen. Ein Aufzug soll die Barrierefreiheit gewährleisten.

Das Interessanteste an dem Projekt sind aber die Mieten. Die kleinste Wohnung gibt es kalt schon ab 275 Euro pro Monat. Das ist ein Preis, der weit unter dem Würmtaler Niveau liegt und ein Grund, warum das Projekt bei den Kommunalpolitikern große Sympathien genießt, und das quer durch die Fraktionen. So sagte die CSU-Sprecherin Eva-Maria Klinger aus Stockdorf zu der Aussicht auf neuen Wohnraum: "Wir wissen alle, wie sehr wir das brauchen". Die Architektur ist in ihren Augen eine "durchaus gelungene Variante". Beatrice Cosmovici sagte im Namen der Grünen: "Uns gefällt das sehr gut. Wir sind überrascht".

Bürgermeisterin Brigitte Kössinger betonte: "Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum". Daher sprach sie sich dafür aus, die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen. Das sei auch mit dem Kreisbauamt in Starnberg so besprochen. Allerdings sei auch dabei ein wichtiger Aspekt gewesen, dass bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Frühere Pläne für einen Neubau auf dem Grundstück an der Gautinger Straße bei der Einmündung der Max-Dingler Straße hatte die Gemeinde als zu massiv abgelehnt. Ursprünglich war sogar ein Umzug der Firma Schmid-Alarm die Rede. Nun gelten aber andere Voraussetzungen.

Bezahlbar werden die in Stockdorf geplanten Wohnung durch ein ausgeklügeltes Förderkonstrukt des Freistaats Bayern. Dazu gehört, dass der Bauherr über Darlehenszinsen, die er bezahlt, selbst einen Zuschuss an seine Mieter finanziert. Dazu kommt außerdem ein zinsgünstiges Darlehen. Die Bewohner bezahlen zwar die ortsübliche Miete, erhalten aber je nach Einkommen einen Zuschuss, so dass sich ein Preis weit unter dem Marktniveau ergibt. Roman Dienersberger, Leitender Baudirektor bei der Regierung von Oberbayern, nannte für Stockdorf eine Monatsmiete von 5,50 Euro pro Quadratmeter. "Ein echtes Schnäppchen."

Wer in den Genuss einer der besonders günstigen Wohnungen kommen will, darf aber nicht zu viel verdienen. Die Förderrichtlinien sehen Einkommensobergrenzen vor; bei einem Vier-Personen-Haushalt sind das laut Dienersberger zum Beispiel 65 000 Euro. Die finanziellen Verhältnisse werden regelmäßig überprüft. Durch das komplizierte Fördersystem sollen Fehlbelegungen vermieden werden, die vor allem in den Neunzigerjahren ein großes Problem gewesen seien, wie Dienersberger im Ausschuss erläuterte. Die Fehlbelegungsabgabe, die damals eingeführt wurde, habe regelmäßig zu großem Unmut geführt und erheblichen Verwaltungsaufwand verursacht. Nach dem für Stockdorf vorgesehenen Modell bezahlt das Landratsamt Mietzuschüsse aus, bekommt das Geld aber wieder erstattet.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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