Stegen:Voll auf Kurs

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Die Ammersee-Schifffahrt feiert heuer ihr 140-jähriges Bestehen. Finanzminister Söder freut sich über mehr Fahrgäste

Von Wolfgang Prochaska, Stegen

Für Finanzminister Markus Söder ist der Ammersee noch ein "Geheimtipp". Schaut man sich die Fahrgastzahlen des vergangenen Jahres an, dann liegt die Ammerseeflotte hinter der auf dem Königssee an zweiter Stelle. Also noch vor dem Starnberger See. 280 000 Passagiere fuhren mit den Schiffen. Das ist ein Plus von 5,1 Prozent und auch für den Finanzminister eine "sehr gute Bilanz". Allerdings kann bei diesen Zahlen von Geheimtipp keine Rede mehr sein. Der Ammersee ist bekannt, und das liebste Ausflugsziel der Augsburger. Von Badewanne könnte man auch sprechen. Aber das war nicht Grund, warum der Finanzminister an einem regnerischen Mittwochvormittag nach Stegen kam.

Vielmehr gibt es etwas zu feiern: 140 Jahre Schifffahrt auf dem Ammersee. Tatsächlich fuhr der erste Dampfer im Jahre 1876 über den See. Er hieß Omnibus, war eigentlich ein Amper-Flussdampfschiff und hatte gerade zwölf Pferdestärken. 20 Passagiere passten drauf, bei einer Breite von zwei Metern. Wie sich die Zeiten auch bei der Schifffahrt doch ändern! Denn die moderne MS Augsburg fasst 300 Passagiere, hat 700 PS und ist 36 Meter lang. Und dieses Schiff ist nicht mal das größte auf dem Ammersee. Flaggschiff ist die Herrsching.

Kinder an Bord: Mit dem Gütesiegel "Fair Family" ist die Seenschifffahrt ausgezeichnet worden. Minister Söder nahm die Auszeichnung entgegen. (Foto: Ulfers)

Dieses Jubiläum war für den Minister, dem die"Bayerische Navy" (Söder) unterstellt ist, Anlass genug, ganz offiziell die Schiffssaison auf dem Ammersee zu eröffnen. Gleichzeitig konnte er auf der Augsburg auch einen Preis entgegennehmen, was jedem Politiker gefällt. Denn der Verband der kinderreichen Familien zeichnete die Seenschifffahrt wegen der preislichen Vergünstigungen für Familien auf den Schiffen und den Spielangeboten für Kinder mit dem Gütesiegel "Fair Family" aus. "Wir wollen damit Unternehmen auszeichnen, die dauerhaft besonders familienfreundlich sind", sagte Alexandra Gaßmann, die bayerisches Vorsitzende des Verbandes. Kinder erhalten auf den Schiffen eine Ermäßigung von 50 Prozent, ihre jüngeren Geschwister müssen sogar nur einen Euro bezahlen. Für Einser-Schüler sind die "Genie-Fahrten" (Söder) sogar kostenlos.

Dass die Schifffahrt dem Finanzminister Freude bereitet - er zählt sie zu den "charmanten Beteiligungen" des Freistaats - hängt auch damit zusammen, dass sie Gewinne einfährt. Bei 63 Millionen Euro bleiben etwa vier Millionen Euro als Gewinn übrig. Besonders beliebt sind inzwischen die Charter-Fahrten, bei denen die Schiffe von Unternehmen, Familien oder Dienstleistern gemietet werden können. "Dieser Bereich hat sich zu einer großen Sache entwickelt." Für Söder ist die Schifffahrt deshalb "gut bestellt, voll auf Kurs", und es bestehe kein Grund, sie zu privatisieren. "Wir gehen mit der Zeit, mit der Technik und nehmen die Familien mit." Im vergangenen Jahr wurde auf den Booten ein kostenloses Wlan eingerichtet.

Und man investiert weiter. So werden die Anlegestege sukzessive erneuert. Statt einer Holzkonstruktion erhält der Unterbau ein Stahlgerüst, auf dem dann der Holzstegboden aufgelegt wird. Die Neuerungen sind nahezu unsichtbar, sollen aber länger halten und damit weniger Kosten verursachen, wie Harald Lugmair, der Leiter der Ammersee-Schifffahrt in Stegen, auf Anfrage meinte. In Breitbrunn und Herrsching wurde der Anlegesteg schon erneuert. Als nächstes ist Holzhausen vorgesehen. Und für Verliebte ist noch etwas möglich: Auf der Dießen kann geheiratet werden. Die Brautentführung erfolgt auch per Schiff.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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