Starnberger Verein "Die Brücke":Zahl der jugendlichen Straftäter steigt

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Ladendiebstahl, Sachbeschädigung und Körperverletzung: Der Verein "Die Brücke" betreut straffällig gewordene Jugendliche - und stellt im Landkreis einen eindeutigen Trend fest.

J. Stürzl

"2009 war ein Rekordjahr", sagt der Vorsitzende des Starnberger Vereins "Die Brücke" Gerd Weger. "Wir hatten 382 verurteilte Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren." Das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Ein Drittel der straffällig gewordenen Jugendlichen sind Wiederholungstäter, auch in dieser Hinsicht ist eine deutliche Steigerung zu verzeichnen. Die meisten jungen Täter sind wegen Ladendiebstahls verurteilt worden (27 Prozent). Danach folgen Delikte wie Sachbeschädigung und Körperverletzung mit jeweils elf Prozent.

Straffällig gewordene Jugendliche in einem Heim: Der Starnberger Verein "Die Brücke" betreute im Jahr 2009 deutlich mehr straffällig gewordene Jugendliche als in den Vorjahren. (Foto: ag.ap)

"Die Brücke" betreut inzwischen schon seit 30 Jahren straffällig gewordene Jugendliche in Starnberg. Ihr Ziel ist es den Tätern eine Brücke zurück ins normale Leben zu bauen. Hauptaufgabe der Mitarbeiter des Vereins ist, die zu Sozialstunden verurteilten Jugendlichen an passende Einrichtungen zu vermitteln, wo sie ihre Strafe abarbeiten können. Außerdem betreuen drei Sozialpädagogen sie bei der Bewältigung der Tat.

"Wir arbeiten eng mit den Einsatzstellen, an die wir vermitteln, zusammen. Es ist uns wichtig, ihnen nur Jugendliche zu schicken, die auch wirklich für die jeweiligen Aufgaben geeignet sind.", sagt Sozialpädagoge Wolfgang Ohmayer im Gespräch mit der Presse. So könnten beide Seiten von dem sozialen Dienst der Verurteilten profitieren. Es habe sogar schon Jugendliche gegeben, die über ihre Strafe eine berufliche Perspektive erhielten, weiß er.

Vor allem in Gauting und Gilching gebe es aber noch zu wenig Einsatzstellen. Neben der Vermittlung an verschiedene Einrichtungen beraten und betreuen die Pädagogen die Jugendlichen auch während ihrer Sozialarbeit, um Rückfälle und Wiederholungen zu vermeiden. So bieten sie Beratungsgespräche bei Alkohol- und Drogensucht an und trainieren mit wiederholt gewalttätigen Jugendlichen, ihre Aggressionen zu verarbeiten.

Ein weiterer Schwerpunkt ist der Täter-Opfer-Ausgleich. Hier wird versucht, Täter und Opfer zu einem Gespräch zu bewegen, um sich außergerichtlich zu einigen und Wiedergutmachung zu leisten. So haben die Geschädigten auch die Chance, mit dem Vorfall abzuschließen. Auch verschiedene Aktionen des Vereins wie Klettern, Boxen oder Segeln sollen helfen.

Sozialpädagogin Michaela Mathes erklärt: "Wir versuchen den Jugendlichen zu zeigen, dass auch sie Stärken haben, und hacken nicht nur auf ihren Schwächen herum." Ohmayer bestätigt: "Wir kämpfen oft mit dem Misstrauen von Jugendlichen und Eltern. Es ist wichtig, zwischenmenschliche Beziehungen und Vertrauen aufzubauen. Die Jugendlichen sollen lernen, auf eigenen Füßen zu stehen."

© SZ vom 28.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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