Starnberg:Zerstörerischer Jahrhundertregen

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Die Feuerwehr muss am Ammersee zahlreiche Keller auspumpen. In den Pasing Arcaden richtet das Unwetter verheerende Schäden an.

Armin Greune

Stundenlange heftige Regenfälle haben am Donnerstagmorgen im Münchner Stadtgebiet und in Teilen des Fünfseenlands Straßen, Unterführungen und Keller unter Wasser gesetzt. Auf dem Hohen Peißenberg oder in München wurden in wenigen Stunden Niederschläge von bis zu 100 Liter pro Quadratmeter gemessen - so viel Regen fällt sonst in einem durchschnittlichem Monat.

Wegen des Starkregens stieg die Ammer stark an und erreichte binnen weniger Stunden die Hochwassermarke 3. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

In Andechs und Gilching wurden dagegen lediglich 45 und 47 Millimeter Regen registriert: "Im Vergleich zu den Nachbarlandkreisen sind wir sehr glimpflich davongekommen", sagte der Starnberger Kreisbrandrat Markus Reichart auf Nachfrage der SZ. Nur vereinzelt mussten die Feuerwehren ausrücken, um in Krailling, Buchendorf und Herrsching Keller leerzupumpen. In Starnberg waren die Ferdinand-Maria-Straße und die Gautinger Straße zeitweilig überflutet.

Wesentlich schlimmer war das Gebiet westlich von Weilheim betroffen, wo die Hilfskräfte von Mitternacht bis Donnerstagmittag im Dauereinsatz waren und etliche Straßen gesperrt wurden. Im Dießener Gemeindebereich mussten die Feuerwehren von drei Uhr früh an zu 50 Einsätzen ausrücken, auch dort waren meist Keller vollgelaufen. Frühmorgens trat in der Ortsmitte der Mühlbach übers Ufer und schwappte auf der Straße bordsteinhoch in die Dießener Fischerei: Dort mussten die Hauseingänge gesichert werden, berichtet der stellvertretende Kommandant Josef Ender. Die Staatsstraße stand beim Riederauer Currypark und an der Abzweigung nach Raisting unter Wasser. Die Rott in Raisting und die Ammer in Weilheim schwollen am Vormittag vorübergehend fast auf Hochwassermeldestufe 3 an. In der Folge stieg auch der Pegel des Ammersees bis zum Abend um 30 Zentimeter.

In München musste die Feuerwehr an die 200-mal ausrücken, um Keller oder Tiefgaragen leerzupumpen. Am ärgsten erwischte es die Pasinger Offenbach-Unterführung, die etwa einen halben Meter hoch geflutet wurde. Mit verheerenden Folgen: Denn dort liegen die Zufahrten zur Tiefgarage und zur Anlieferungszone der neu eröffneten Pasing-Arcaden. Die Tore boten keinen Schutz, und so gelangte der Regen nicht nur in die Garage, sondern auch in den unterirdisch gelegenen Einkaufsbereich. Manche Geschäfte im Basement standen am Ende bis zu 40 Zentimeter unter Wasser. Und die Flut muss mit solch einer Wucht durch die Gänge geschossen sein, dass es Stahltüren verbeulte und Regale leer fegte. Die Feuerwehr war bis mittags beschäftigt, das Gebäude leer zu pumpen.

Im Stadtgebiet sperrte die Polizei kurzzeitig 14 Unterführungen, unter anderem den Trappentreutunnel im Westend.

Dass das Kanalnetz die Wassermassen nicht abtransportieren kann, liegt nach den Worten von Mathias Wünsch von der Stadtentwässerung nicht an baulichen Gegebenheiten: "Speicherkanäle und Regenrückhaltebecken sind groß genug." Derartige Wassermassen wie am Donnerstag allerdings seien selbst für dieses System zu viel.

Mehr Fotos zum Unwetter im Großraum München und in Bayern: www.sueddeutsche.de/regen

© SZ vom 01.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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