Starnberg:Unüberwindbare Barrieren

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Wehre am Lüßbach verhindern, dass Seeforellen und Mairenken ungehindert an ihre Laichplätze gelangen. Starnberger Stadträte fordern den Rückbau nicht mehr benötigter Anlagen und wollen Fördermöglichkeiten für Fischwanderhilfen ausloten

Von Peter Haacke, Starnberg

Die königliche Seeforelle hat es die letzten Jahre nicht gerade leicht gehabt. Und auch der Mairenke, unlängst erst zu Bayerns "Fisch des Jahres" gekürt, geht es nicht viel besser: Beide in ihrem Bestand stark gefährdeten Arten zählen zu den Wanderfischen, die wie die Lachse zum Laichen bachaufwärts schwimmen. Doch der Weg zur Reproduktion ist entscheidend verbaut: Der rund 20 Kilometer lange Lüßbach etwa, drittgrößter Zufluss des Starnberger Sees, hat knapp 400 Meter hinter dem Mündungsbereich in Percha zwei unüberwindbare Barrieren. Die Starnberger SPD möchte das ändern und beantragte daher eine "ökologische Aufwertung für den Lüßbach" durch Rückbau nicht mehr benötigter Querbauten. Nun werden sich die Stadträte Tim Weidner (SPD) und Marc Fiedler (FDP) um das Projekt kümmern: Weidner will die Angelegenheit organisatorisch in die Hand nehmen und mit allen Beteiligten sprechen, Fiedler will Sponsoren akquirieren.

Die Diskussion im Stadtrat darüber, wie den Fischen am besten zu helfen sei, nahm eine unerwartete Wende. Die Stadtverwaltung hatte den SPD-Antrag angesichts von Baukosten in Höhe von rund 345 000 Euro für eine Fischaufstiegsanlage in Percha zwar als wünschenswert beurteilt, mit Hinweis auf die finanzielle Situation der Stadt aber abgelehnt. Selbst unter Berücksichtigung theoretisch möglicher Förderungen müsste die Stadt demnach einen Eigenanteil in Höhe von 129 000 Euro für eine 71 Meter lange Fischwanderhilfe mit zehn Becken zahlen, damit die Fische einen Höhenunterschied von zwei Metern überwinden können.

Wehre und Querbauten im Lüßbach verhindern, dass Seeforellen (im Bild) und Mairenken bachaufwärts zu ihren Laiplätzen schwimmen können. (Foto: imago)

Weidner indes hegte Zweifel an den vorgelegten Kosten. Er kam auf 100 000 Euro für die Aufstiegshilfe und verwies zudem auf die materielle und ideelle Unterstützung des Vereins "Akademie für Zoo- und Wildtier-Schutz" und des Instituts für Fischerei in Starnberg. Im Idealfall entstünden somit gar keine Kosten für die Stadt, sofern auch Fördermittel aus dem angekündigten bayerischen Aktionsprogramm "Pro Gewässer 2030" - ein Gesamtpaket mit insgesamt 20 Millionen Euro - zur Verfügung stünden. Wichtig sei daher, Planungssicherheit zu schaffen, um sich die Unterstützung von Michael Schubert vom Fischerei-Institut sowie Professor Henning Wiesner von der Wildtierschutz-Akademie zu sichern. "Wir sollten uns diese Chance nicht verbauen", sagte Weidner, der sich zudem bereit erklärte, mit den Bürgermeistern Rupert Steigenberger (Berg) und Michael Grasl (Münsing) über eine Aufwertung der Gewässerrandstreifen zu sprechen: Von der Quelle bis zur Mündung soll am Lüßbach auf fünf Meter Breite ein "blühendes Band" entstehen.

Im Gremium stieß Weidners Engagement auf breite Zustimmung - auch, weil die Verwaltung entlastet werde. Neben Grünen-Stadtrat Franz Sengl lobten es Ludwig Jägerhuber ("pfundig") von der CSU oder Eva Pfister ("total toll") vom BMS. Marc Fiedler (FDP) warnte zwar wieder einmal vor den Kosten, bot aber seine Hilfe an: Er will sich jetzt um Förderungsmöglichkeiten kümmern und weitere Geldgeber für das ambitionierte Projekt gewinnen. Sobald gesicherte Erkenntnisse vorliegen, will man das Vorhaben erneut behandeln

© SZ vom 31.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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