Geplante FOS:Ungewöhnliche Einigkeit

Lesezeit: 2 min

In der Debatte um den Bau einer Fachoberschule (FOS) hat sich der Kreistag einstimmig für den Standort am Seilerweg in Starnberg ausgesprochen. Zugleich will Landrat Roth auch eine FOS in Germering unterstützen

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Landrat Karl Roth (CSU) hatte es eilig: Schon um 8.30 Uhr hatte er am Montag die Kreistagssitzung angesetzt, und zwar den nicht öffentlichen Teil. Die Eile hatte ihren Grund: Die Kreisräte sollten sich auf ein Grundstück für eine weitere Bewerbung zum Bau einer Fachoberschule in Starnberg einigen. Gleich zehn Vorschläge gab es. Neben den bislang bekannten Standorten wie Tengelmann-Areal und Baasel Lasertech standen auch die Post in der Rheinlandstraße oder das Lidl-Grundstück im Gewerbegebiet zur Auswahl. Als Sieger ging der Seilerweg hervor, das Angebot der Stadt Starnberg also. Die Starnberger Bürgermeisterin Eva John, die auf der Zuschauertribüne saß, nahm es zufrieden zur Kenntnis.

Wie Roth im öffentlichen Teil informierte, war die Entscheidung einstimmig, was nichts anderes bedeutet, dass der Starnberger Kreistag endlich jene Geschlossenheit zeigte, die bei der früheren Entscheidung für Gilching gefehlt hatte. Roth hat auf jeden Fall eine bessere Position, wenn er mit dem Kultusministerium spricht. Die Probeeinschreibung, die die Nachfrage unter Schülern für Starnberg testen soll, will er für Anfang März beantragen. Bis dahin möchte der Landrat noch die Werbetrommel rühren; Roth hat in dieser Sache inzwischen Routine. Wie immer lautet die wichtigste Zahl: 200. Mindestens 200 Schüler - besser wären noch 250 oder 300 - müssen sich für Starnberg entscheiden, um das Ministerium zu überzeugen.

Allerdings hat der Standort Starnberg starke Konkurrenz bekommen. Im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck macht sich der dortige CSU-Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet für eine Fachoberschule in Germering stark. Eine Einrichtung in Germering hätte natürlich starke Auswirkungen auf alle Schüler, die an der S 8 wohnen. Das weiß auch Roth. Deshalb kündigte er am Montag an, dass sich der Landkreis Starnberg am Bau der Schule durchaus beteiligen oder im Rahmen eines noch zu gründeten Zweckverbands Mitglied werden könnte. Noch vor Weihnachten will Roth mit den Brucker Kollegen Gespräche führen im Sinne einer "gemeinsamen Schule", wie er sich ausdrückte. Sollte Starnberg wirklich zum Zuge kommen, könnte die Fachoberschule im Beruflichen Zentrum starten. Dies habe schon dessen Leiter signalisiert, so Roth in der Sitzung.

Aber der Starnberger Landrat ist sich nach den glücklosen Versuchen mit Gilching auch im Klaren, dass der Landkreis auch beim dritten Mal scheitern kann. Dann ist erst einmal Ruhe. "Wenn es nicht klappt, werden wir für ein paar Jahre aussetzen." Dies wäre allerdings ein herber Rückschlag, denn Starnberg strebt das Prädikat Bildungsregion an und hübscht derzeit nicht nur seine Schulen auf, sondern möchte ein neues Gymnasium im westlichen Landkreis bauen. Bislang stehen aber die Grundstücksverhandlungen unter keinem guten Stern. In Herrsching, wo die weiterführende Schule eigentlich gebaut werden soll, legt sich ein Landwirt quer und fordert, wie zu hören ist, einen höheren Grundstückspreis. Als Alternative zeichnet sich Seefeld ab, und zwar mit einem Areal am Hechendorfer Bahnhof. Der Landkreis will dabei die Kosten übernehmen und sogar die Trägerschaft, was in Gilching, wo gerade das dortige Gymnasium für viele Millionen Euro saniert wurde, nicht so gern gesehen wird.

Der Fraktionschef der Freien Wähler im Kreistag, Matthias Vilsmayer, kritisierte in seiner Rede im Rahmen der Debatte über den Kreishaushalt diesen Punkt. "Zuerst sollte die Gemeinde Herrsching für das Gymnasium ein Grundstück zur Verfügung stellen, dann will die Kosten der Landkreis übernehmen, jetzt ist man schon in Seefeld und bald in Weßling. Wollen dies die Weßlinger? Nein!" Und dann, so Vilsmayer, sei man in Gilching und stelle fest, dort gibt es ein Gymnasium mit genügend Platz. Er forderte deshalb Landrat Roth auf, die Debatte über das Gymnasium neu zu führen. Damit meinte Vilsmayer wohl, die Pläne für Herrsching oder Seefeld aufzugeben, weil Gilching genügend freie Kapazitäten für Schüler hat.

© SZ vom 16.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: