Starnberg:Transport mit Tücken

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Drei Schwerlaster liefern den mächtigen Rumpf der neuen MS Seeshaupt in Starnberg an. Es ist ein nächtlicher Kampf um Millimeter.

Sophie Rebmann

"Die Spitze des Eisbergs ist durch", meldet der Fahrer des ersten Tieflasters, Peter Matzke. "Aber für die anderen wird es ganz, ganz eng." Der erste Transport schafft das Manöver von der Autobahn über die Strandbadstraße und den Nepomukweg auf die Wiese der Werft noch leicht und ist mit einer Fahrtzeit von 20 Minuten auch sehr schnell. Die folgenden zwei Schwertransporter brauchten um einiges länger: Von 2 bis 6 Uhr früh dauert es am Dienstag, bis die drei Laster auf die Wiese vor der Werft manövriert sind.

Seit Mittwoch liegt der Rumpf der MS Seeshaupt in der Werft in Starnberg. Foto: Fuchs (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Selbst für den erfahrenen Schwertransportfahrer ist diese Fahrt etwas Besonderes: "So etwas mache ich zum ersten Mal. Auch für die Firma Woken ist es der erste Transport in dem Umfang", berichtet Rene Klabunde. "Das glaubt man nicht, des muss man gesehen haben", findet auch eine Mitarbeiterin des Landratsamts, als der erste Transporter mit dem übermächtigen, 65 Meter langen Schiffsrumpf in die Strandbadstraße einbiegt.

Am Montag um 11 Uhr nachts haben Mitarbeiter des Landratsamts noch Ampeln und Schilder entfernt. Die Ampel an der Ausfahrt von der Autobahn aber wurde stehengelassen. Da wird es nun eng: Die rechte Schiffshälfte passt ganz knapp, um ein paar Millimeter, darunter. Aber der zweite Schiffsteil auf dem nächsten Transporter liegt um einige Zentimeter zu hoch. Die Transporttruppe ist auch für solche Fälle gewappnet. "Wir können die Hebebühne, auf der die Fracht liegt, um 1,35 Meter an- und abheben", erzählt ein Mitglied des Teams. So wird die gegenüberliegende Seite angehoben - und die Seite mit dem überstehenden Schiffsteil abgesenkt. Es passt wieder knapp. Nach dem Manöver ist allerdings ein Reifen platt. "Bei acht Reifen pro Achse und 13 Achsen am Wagen ist das nicht so schlimm", sagt ein Mitarbeiter, während der Laster schon anfährt.

Erwartet wird die Kolonne dieses Mal von etwa 70 Schaulustigen. Feuerwehrmänner und der Bürgermeister von Seeshaupt, Michael Bernwieser, sind gekommen, um "ihr" Schiff in Empfang zu nehmen. Ein Mitarbeiter der Schifffahrt wartet ebenfalls, Mitarbeiter des Landratsamtes bringen Brötchen und Kaffee. Zehn Mann sind bei der Transportfirma im Einsatz: zwei Einweiser, drei Fahrer und einige Werkstattmitarbeiter, die ebenfalls bei der Einweisung behilflich sind. Die Fahrt im Führerhäuschen ist eine wackelige Angelegenheit: Bei jeder Bewegung bewegt sich das Fahrercockpit leicht mit. Von oben scheint das Gewusel darunter ganz fern und überschaubar. Trotzdem ist es nicht Aufgabe des Fahrers, den Überblick zu behalten: Die Anweisungen erhält er vom Einweiser. "Die leisten die richtig wichtige Aufgabe", betont er. Dabei werden sie oft nicht bemerkt. "Wenn alles gut lief, wird der Chauffeur gelobt - wenn es schlecht ging, liegt es am Einweiser."

Die drei Tieflaster, die in der Nacht auf Dienstag ankamen, waren bepackt mit dem größten und schwersten Teil der Fracht. In der Nacht zum Mittwoch kommt der letzte Teil des Transports in drei Etappen, der aber kleiner ist und keine Probleme bereiten sollte. Weil die Rumpfteile mehr wiegen, als anfangs angegeben, hatte sich der Transport um zwei Wochen verzögert: Eine weitere Genehmigung musste eingeholt werden. Schifffahrtsleiter Walter Stürzl ist aber zuversichtlich, den Zeitplan einhalten zu können: Es wurden bereits zusätzliche Mitarbeiter zur Werft bestellt, damit die Arbeit schneller vorangehen und die Taufe der neuen MS Seeshaupt weiterhin planmäßig am 13. Juli stattfinden kann.

© SZ vom 28.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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