Tutzinger-Hof-Platz:Teures Pflaster

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Kein gutes Pflaster für Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen: Der gepflasterte Tutzinger-Hof-Platz in Starnberg. (Foto: Thiel)

Nur wenige Jahre nach dem Umbau soll der Tutzinger-Hof-Platz für knapp 100 000 Euro barrierefrei umgestaltet werden

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Tutzinger-Hof-Platz, einstiger Siedlungskern von Nieder-Starnberg und damit einer der ältesten Plätze der Kreisstadt, war 2014 mit großem Aufwand hergerichtet worden: Anstelle schmuckloser Betonplatten wurden Natursteine verlegt, die dem historisch anmutendem Ambiente am ehesten gerecht zu werden schienen. Doch einen Aspekt hatten Planer und Stadträte dabei offensichtlich übersehen: Der grobe Steinbelag mit unebener Fläche war für Menschen, die etwa auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, für Kinderwagen schiebende Mütter, aber auch für Damen auf High Heels eine echte Herausforderung. Der Bauausschuss beschloss daher in der Vorwoche, zumindest am Rande des Tutzinger-Hof-Platzes nachzubessern: Der Bereich von der Vordermühl- bis zur Hauptstraße sowie entlang der Hauptstraße soll nun für knapp 100 000 Euro barrierefrei ausgebaut werden. Der Tutzinger-Hof-Platz dürfte damit im wahrsten Sinne des Wortes ein "teures Pflaster" werden.

Stadtbaumeister Stefan Weinl verdeutlichte die Problematik. Zwar sei der Platz seit dem Umbau, für den extra älteres, gebrauchtes Steinmaterial verwendet wurde, schwellenfrei. Problematisch aber sei die unebene Fläche. "Wir sind nicht die einzige Stadt, die dieses Problem hat", sagte Weinl und verwies auf ähnlich gelagerte Fälle in Konstanz am Bodensee oder Bremerhaven: Hier hatte man die Fugen teilweise mit Epoxidharz ausgegossen oder geschnittenes Granitpflaster eingebaut.

Nach eingehender Prüfung präferierte die Stadtverwaltung nun die mit voraussichtlich 98 000 Euro teuerste und beste Lösung, um dem Anspruch "Barrierefreie Modellkommune" gerecht zu werden: Das Großsteinpflaster wird ausgebaut, geschnitten und wieder eingebaut. Anschließend wird der komplette Bereich verfugt. Immerhin: Die Regierung von Oberbayern dürfte die Stadt Starnberg beim barrierefreien Ausbau des Tutzinger-Hof-Platzes finanziell mit einem Fördersatz von 60 Prozent der anrechenbaren Kosten bei dieser speziellen Art des Umbaus unterstützen. Ein entsprechender Antrag wurde bereits vor der Beratung durch den Bauausschuss gestellt. Der Selbstkostenanteil für die Stadt beträgt laut Weinl damit rund 58 000 Euro. Die gewählte Lösung soll sowohl den funktionalen Anspruch erfüllen als auch "eine hohe gestalterische Qualität" aufweisen. Bürgermeisterin Eva John sagte, der Zustand am Tutzinger-Hof-Platz sei als "großer Mangel" identifiziert worden. Sie bezeichnete das Vorhaben als "Leuchtturmprojekt", das höchste Priorität habe.

Nicht durchsetzten konnte sich Gerd Weger (CSU) mit der Idee, das Pflaster auch diagonal über den Platz zu verlegen. Klaus Huber (WPS) wollte die Bushaltestelle verlegt wissen, um eine Haltebucht zu schaffen. Das aber scheint aufgrund der Gegebenheiten nicht möglich zu sein. Wann die Bauarbeiten an Nord- und Ostseite des Tutzinger-Hof-Platzes beginnen sollen, ist bislang unbekannt.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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