- Im Matsch sind sich alle ganz nahe. Dünn ist der Weg, der ins Ziel auf der Wiese führt, der eine Fußabdruck verdrängt den anderen. Alle hinterlassen hier ihre Spuren: die Schnellen, die nicht ganz so Schnellen, die Ehrgeizigen, die Entspannten, die Prominenten. Der kleine matschige Weg, der zur Ziellinie führt, ist ein Produkt aller Läufer, er steht fürs Gemeinsame - und somit ganz wunderbar für den Geist des 28. Starnberger Landkreislaufs rund um den Sportplatz des TSV Perchting-Hadorf am Samstag.
Die größte sportliche Veranstaltung des Landkreises ist nur auf den ersten Blick ein Wettkampf, bei dem es um die schnellste Zeit geht. Eigentlich ist der Landkreislauf aber ein Volksfest, ein Tag der Begegnung. 178 Mannschaften mit jeweils zehn Startern haben in diesem Jahr an dem Lauf teilgenommen; sie haben es sich hinter dem Start-Ziel-Turm in einer kleinen Zeltstadt bequem gemacht. Die Bewohner sitzen gemütlich auf ihren Campingstühlen, Bekannte werden zu einem kleinen Plausch eingeladen, manche treffen sich gar nur einmal im Jahr - beim Landkreislauf. Auch die mitgebrachten kalten Getränke und eigens zubereiteten Speisen sind schwer beliebt, zum Beispiel ein leckerer Schokoladenkuchen.
Entlang der Strecke haben sich ebenfalls viele Menschen postiert, sie jubeln allen zu, natürlich in erster Linie den Siegern, bei Männern und Frauen ist das wie im Vorjahr jeweils die LG Würm Athletik, bei den Gastmannschaften die DJK Regen und bei den Kindern die Youngsters des TSV Hechendorf Aber selbst die letzten Läufer, für die allein das Überqueren der Ziellinie ein Erfolg ist, werden von den Zuschauern motiviert. Die Zuschauer wissen, wie anstrengend der diesjährige Streckenverlauf war, gerade auf der ersten und der zweiten Etappe. Auf der Hennenbichl- und der Landstetten-Runde geht es über Felder und durch den Wald, am Ende wartet jeweils ein kräftezehrender Anstieg. Auf den letzten Metern sind es daher auch die Rufe der Zuschauer, die die Läufer noch einmal antreiben. Und so wird im Ziel die dünne Spur aus Matsch tiefer und tiefer.
Am frühen Abend treffen sich die meisten Teilnehmer in der Turnhalle des TSV Starnberg, die Stimmung bleibt gelöst - selbst dann, als Veranstalter Bernhard Frühauf verkünden muss, dass es ein Problem mit der Zeitmessung gegeben hat: Am Donnerstag wollte er die Startliste in das Auswertungsprogramm eingeben, vergeblich. Also schickte er das Programm dem Hersteller. Dieser reparierte es, schon am Freitagmorgen konnte Frühauf die Startlisten eingeben - doch bereits am Freitagmittag streikt das Programm erneut. Am Samstag sind dann die Platzierungen etwas durcheinander gewürfelt, da die Zeitnahme nun so programmiert ist, dass die Mannschaften nach den Zeiten der Schlussläufer aufgelistet werden. Doch die Menschen in der Halle lassen sich davon nicht die Freude verderben, für die meisten von ihnen zählt schließlich das Gesellige.
Doch Frühauf selbst gesteht am Sonntagmittag, dass er sich "wahnsinnig geärgert" habe: "Schließlich bin ich Perfektionist!" Direkt nach dem Lauf sprach er mit Landrat Karl Roth und erläuterte ihm den Sinn einer neuen Zeitnahme, immerhin sei die aktuelle ja bereits zwölf Jahre alt. Roth hat Frühauf aufgefordert, sich nach den Kosten einer neuen Anlage zu erkundigen, dann werde man weitersehen.
Am Sonntag verabschiedete Frühauf noch die Gastmannschaften, ihnen gelang es, den Organisator wieder aufzuhellen: Sie versicherten ihm, dass sie die defekte Zeitnahme nicht gestört habe, und dass es nicht so schlimm sei, dass die Urkunden ein paar Tage später kommen. Frühauf hat dieser Trost viel bedeutet, er wird sich nicht entmutigen lassen. Mindestens bis zur 30. Auflage des Landkreislaufes 2014 will er Organisator bleiben. So hat er es schließlich dem Landrat versprochen.