Starnberg:Stillstand an der Haltestelle

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"Nichts zu prüfen": Aus Sicht des Landratsamts könnte die Stadtverwaltung die Haltestelle ohne großen Aufwand wieder zurückversetzen. (Foto: Georgine Treybal)

Stadt lässt sich bei Rückverlegung des Bushalts in Söcking Zeit

Von Christoph Koopmann, Starnberg

Gabi Zimmermann geht es um 30 Meter. Und mittlerweile auch ums Prinzip: Seit Monaten stört sie sich am neuen Standort der Bushaltestellen "Söcking Mitte". Die nämlich wurden im August von der Stadtverwaltung versetzt - direkt vor ihr Haus. Vorher seien die Haltestellen wesentlich besser einsehbar gewesen, sagt Zimmermann. Nun aber liegen sie 30 Meter näher an der Bergkuppe und einer Kurve. Auch sei der Gehweg an der neuen Stelle bloß 1,20 Meter breit, sagt Zimmermann. "Das ist viel zu schmal für Wartende, gerade für Schulkinder, die nun mal herumrennen." Auch Polizei und Landratsamt meldeten deshalb Bedenken an.

Anfang Dezember beschloss der Stadtrat schließlich, dass die Haltestelle für Busse in Richtung Starnberg an ihren vorherigen Platz zurückversetzt werden soll. Das hätte bis zum 31. Dezember passiert sein müssen. Nur: Geschehen ist bislang nichts.

Deshalb fragte Zimmermann bei Stadtrat Stefan Frey (CSU) nach, der einen Antrag zur Rückverlegung gestellt hatte. Frey berichtet, er habe erst am vergangenen Freitag Bürgermeisterin Eva John (Bündnis Mitte Starnberg) gefragt, warum der Stadtratsbeschluss noch nicht umgesetzt wurde. John habe geantwortet, dass die Stadtverwaltung die Rückverlegung noch mit dem Landratsamt absprechen müsse, sagt Frey. Doch dort wusste man am Donnerstagnachmittag noch von nichts. "Wir wurden auch bei der ersten Verlegung im August nicht gefragt", sagt Barbara Beck. Das Landratsamt als Verkehrsbehörde hätte schließlich gar nicht einbezogen werden müssen, die Verlegung sei formal ordnungsgemäß gewesen. Und auch jetzt, da es um die Rückversetzung geht, könne die Stadt allein entscheiden. "Da gibt es für uns im Grunde nichts zu prüfen", sagt die Sprecherin des Landratsamts.

Die Stadtverwaltung dagegen weist die Schuld für die Verzögerung von sich. Man habe das Landratsamt zunächst darum gebeten, die verkehrsrechtliche Anordnung für die alte Haltestelle zu schicken. "Von dort erfolgte erst nach einiger Zeit die Auskunft, dass keine vorliegen würde", teilt Stadtsprecherin Lena Choi mit. Man arbeite nun aber "mit großem Einsatz" an der Umsetzung des Ratsbeschlusses. "Die Verwaltung hat die Vorarbeiten dafür trotz größerer Personalengpässe aufgrund der Weihnachtsferien erledigt", schreibt die Sprecherin der Stadt. Klärungsbedarf mit dem Landratsamt bestehe hinsichtlich des Bebauungsplans und Baugenehmigungen. Eine schriftliche Bitte um Beratung wolle die Stadt noch am Donnerstag übermitteln, spätestens aber Freitag.

Gabi Zimmermann hält das Gebaren der Stadt für eine Hinhaltetaktik. Schon im August sei sie nicht informiert worden, dass die Bushaltestelle vor ihr Haus - und damit auf ihr Grundstück, zu dem der Bürgersteig zählt - verlegt werden sollte, sagt sie. Nun werde sie vertröstet. Im Herbst hatte sie in Söcking nach eigenen Angaben 370 Unterschriften von Unterstützern gesammelt. Was für Zimmermann am schwersten wiegt: "Es kann nicht sein, dass die Bürgermeisterin Ratsbeschlüsse nicht oder viel zu spät umsetzt", sagt sie. "Ich wünsche mir, dass demokratische Entscheidungen respektiert werden."

Auch Stefan Frey wundert sich, dass die Frist zur Rückverlegung nun schon mehr als zwei Wochen überzogen wurde. Am Montag wolle er im Stadtrat noch einmal nachhaken. Dann wird wahrscheinlich auch Gabi Zimmermann auf einem der Zuschauerplätze sitzen. Das macht sie mittlerweile regelmäßig. Sie will Präsenz zeigen, um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen.

© SZ vom 17.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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