Starnberg:Starnberger See steigt weiter

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Unterseeische Quellen und langsamer Abfluss verzögern den Rückgang der Flut, neue Schauer könnten die Lage verschärfen.

Armin Greune

Trockenen Fußes zur Promenade: Die Stadt Starnberg hat vorgesorgt, indem sie zum See hin in der Bahnunterführung Behelfsbrücken aufgestellt hat. Foto: Fuchs (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Noch immer hält der hohe Seepegel die Bewohner der Starnberger Wassersportsiedlung und die Anlieger der Würm in Atem. Während der Wasserstand des Ammersees seit dem Höhepunkt vom vergangenen Mittwoch täglich um durchschnittlich fünf Zentimeter zurückging, ist der Spiegel des Starnberger Sees seitdem um weitere fünf Zentimeter gestiegen - obwohl es den Meteorologen zufolge nach dem jüngsten Dauerregen in den kommenden Tagen kaum mehr zu großen Niederschlägen kommen soll.

Walter Schramm, Abteilungsleiter für den Landkreis Starnberg am Wasserwirtschaftsamt, erklärt dies mit den verschiedenen hydrologischen Eigenschaften der zweit- und drittgrößten bayerischen Gewässer. Zwar hätten Starnberger und Ammersee neben der geografischen Nähe und den ähnlichen Ausmaßen auch die gleiche Entstehungsursache, nämlich den Rückzug des Isar-Loisach-Gletschers vor 16 000 Jahren. Doch dann verlief die Entwicklung unterschiedlich: Während der Ammersee ungehindert nach Norden ablaufen konnte, blockierte die Endmoräne bei Leutstetten noch einige Jahrtausende den Starnberger See und staute ihn an. Die Engstelle des Würmdurchbruchs ist noch heute deutlich zu sehen: "Erst dahinter weist der Fluss ein nennenswertes Gefälle auf", sagt Schramm. Während der Ammersee praktisch von Ammer zu Amper durchflossen wird, dauert es beim Starnberger See 27 Jahre, bis sich dessen Wasser komplett erneuert.

Auch nach dem jüngsten Hochwasserereignis führte die Ammer zehnmal so viel Wasser pro Sekunde ab wie die Würm. Hinzu komme, dass der Starnberger See von unterseeischen Zuflüssen und Quellen gespeist wird, sagt Schramm: "Wie viel Wasser so zufließt, ist aber nicht einmal indirekt oder theoretisch sicher zu erfassen". Schließlich spielten noch lokale Regengüsse am Starnberger See eine viel größere Rolle als am Ammersee, der vom Anschluss an die Alpen geprägt ist und ein dreimal so großes Einzugsgebiet hat. Dies habe sich schon nach dem Pfingsthochwasser 1999 gezeigt: Als der Ammersee in einem Monat um einen Meter sank, dauerte es beim Starnberger wegen wiederholter Schauer drei Monate, bis der Pegel um 30 Zentimeter zurückgegangen war, sagt Schramm. Doch nach den jüngsten Regenfällen dürfte die akute Gefahr von Überschwemmungen am Starnberger See erst mal gebannt sein, meint Tobias Lang, der für die Hochwasservorhersage im Wasserwirtschaftsamt zuständig ist: Für die kommenden Tage sagen Meteorologen eine längere Trockenphase voraus.

© SZ vom 11.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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