Starnberg:SPD kann Gautings Bahnhof nicht retten

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"Klotz am Bein": Der Gemeinderat bleibt bei seinem früheren Beschluss, den alten Backsteinbau abzureißen.

Michael Berzl

Der Versuch der SPD-Fraktion, den Gautinger Bahnhof zu retten, ist gescheitert. Es bleibt bei der Entscheidung vom Juni, die einen Abbruch des mehr als 100 Jahre alten Backsteinbaus ermöglicht. Der Gemeinderat hat es am Donnerstag mit großer Mehrheit abgelehnt, diesen Beschluss zu kippen. Auch Bürgermeisterin Brigitte Servatius hatte ebenso wie fast der komplette Gemeinderat ursprünglich den Abriss mitgetragen, dann aber ihre Meinung geändert und gehörte nun zur unterlegenen Minderheit.

Dem Abriss geweiht:  der Bahnhof in Gauting. Foto:  Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Das Bahnhofsgrundstück ist nur ein Teil einer großen, zentral gelegenen Fläche in Gauting, die sich in den kommenden Jahren gründlich verändern dürfte. Der Bereich, der umgestaltet wird, erstreckt sich von der Post bis hinunter zum Kriegerdenkmal an der Bahnhofstraße. Denn seit Herbst steht fest, dass der Altbau der Grundschule nicht mit vertretbarem Aufwand zu sanieren ist. Auch diese Fläche an der Bahnhofstraße ist also neu zu verwerten. Den Kommunalpolitikern ist bewusst, dass sie vor einer großen ortsplanerischen Aufgabe stehen. SPD-Gemeinderat Andreas Romero, von Beruf Architekt und Stadtplaner, sprach von einer "Herkulesaufgabe, ein großes Stück Gauting neu zu gestalten".

Und die Gemeinderäte tun sich sichtlich schwer, sich dabei für einen geeigneten Weg zu entscheiden. Das zeigten auch der Verlauf der einstündige Debatte am Donnerstag, die sich argumentativ mehrfach im Kreis drehte, und unbeabsichtigt auch das Schlusswort von Bürgermeisterin Servatius: "Wir werden jetzt abstimmen und danach gemeinsam eine gute Lösung suchen".

Rathausverwaltung und Gemeinderäte versuchen nun auf mehreren Wegen, voran zu kommen. Derzeit untersuchen die Marketing-Fachleute der Firma Cima die Situation des Einzelhandels in Gauting. Zugleich soll eine Arbeitsgruppe, die mit Gemeinderäten besetzt wird, die Grundzüge der künftigen Entwicklung rund um den Bahnhof festlegen. Richard Eck (UBG) drängte darauf, dass bis zur Gemeinderatssitzung im Juli Ergebnisse vorliegen sollten. Vorgeschlagen wurden auch ein Architektenwettbewerb oder ein Plangutachten.

Ein wichtiger Aspekt kam eher am Rande zur Sprache: Bei der Umgestaltung der Flächen geht es um eine Menge Geld. Schließlich will die Gemeinde die Flächen verkaufen; was sie dafür bekommt, hängt aber wesentlich davon ab, wie großzügig oder streng die Vorgaben für einen Käufer sind. "Wir müssen auch wirtschaftlich denken, weil wir das Geld brauchen", sagte Bürgermeisterin Servatius. Und Wolfgang Meiler (BiG) betonte: "Wir brauchen einen Investor, der unsere Vorgaben umsetzt. Wenn wir den Erhalt des Bahnhofs fordern, legen wir uns da nur Steine in den Weg".

Die Ansichten über die Bedeutung des Bahnhofs gehen weit auseinander: So räumte Romero ein, er sei kein schönes Gebäude, habe aber große symbolische Bedeutung im Zusammenhang mit der Sichtachse zum alten Elektrizitätswerk am Hauptplatz. SPD-Fraktionssprecherin Petra Neugebauer sieht darin "ein Stück Gauting", Meiler lediglich einen "Klotz am Bein". Jens Rindermann (Grüne) warnte, das Grundstück sei sehr schwer zu erschließen.

© SZ vom 26.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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