Bahnhof Nord:Rot-weißes Farbenspiel

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Die Verkehrsführung am Bahnhof Nord in Starnberg hat sich geändert. Sie soll Fußgängern und Radfahrern mehr Sicherheit bringen, so die Hoffnung der Stadt. Die Polizei ist skeptisch

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Seit Dienstagnachmittag müssen Autofahrer in der Leutstettener Straße in Starnberg umdenken: Wer von der Gautinger Straße in Richtung Bahnhof Nord beziehungsweise in die Innenstadt unterwegs ist, braucht nicht mehr um das Rondell am Vorplatz des Bahnhofs zu fahren. Der Kreisverkehr existiert nicht mehr. Vielmehr sieht die neue Verkehrsregelung eine einfache Durchfahrt vor. Ein Schild "Achtung geänderte Verkehrsführung" macht die Verkehrsteilnehmer in beiden Richtungen darauf aufmerksam. Der Vorteil der neuen Lösung liegt auf der Hand: Direkt zum Bahnhof fahren nur noch Busse oder Bahnpendler. Der Hauptverkehr bleibt direkt auf der Leutstettener Straße. Eine unglückliche Verkehrsplanung seit dem Bau des Bahnhofs Nord vor 15 Jahren wurde somit endlich korrigiert.

Am Dienstagfrüh begannen Bauhof-Mitarbeiter mit den Umbau-Arbeiten, die vor allem den Fußgängern in diesem Bereich mehr Sicherheit bringen sollen. Es wurde kräftig in den Farbtopf gegriffen. Neue Markierungen auf der Straße, teilweise in Rot, verdeutlichen die neue Verkehrsregelung. Die offizielle Verkehrsführung verlangte von den Fußgängern, das Rondell weiträumig auf den vorgesehenen Bürgersteigen zu umrunden - was niemand machte, es sei denn, er wollte zum Supermarkt oder in die Innenstadt. Schnell bildete sich als Abkürzung ein Trampelpfad quer durch die Botanik des Rondells. Trotz mehrfacher Hinweise, eine direktere Wegeführung auf die andere Seite zu schaffen, reagierte weder die damalige Stadtverwaltung noch der Starnberger Stadtrat. Erst im vergangenen Jahr, also 14 Jahre nach Einweihung des Bahnhofs Nord, veranlasste die neue Bürgermeisterin Eva John nach einem Gespräch mit Unternehmern aus dem Gewerbegebiet, den Trampelpfad zu verbreitern und zu einem Weg auszubauen.

Das war aber der erste Schritt. Die nächsten folgten in dieser Woche: Die Stadt installierte mitten auf der Leutstettener Straße eine Querungshilfe für Fußgänger, die auch mehr Sicherheit bringen soll. Bestehen blieb der Zebrastreifen am Autohaus, der aber eine frische Farbe erhielt. Besonders markant ist die rötliche Einfärbung des Fußwegs am Rondell in Richtung Bahnunterführung und Supermarkt. Die Farbe soll die Autofahrer einbremsen. Allerdings bremst schon ein großes Stoppschild die Autos, die vom Bahnhof kommend in die Leutstettener Straße einfahren wollen. Herrschte am Dienstag noch reichlich Verwirrung bei Autofahrern und Fußgängern, beruhigte sich am Mittwoch die Lage. Der Verkehr auf der Straße ließ flüssig, nicht zuletzt, weil genügend Warnschilder auf die neuen Gegebenheiten hinweisen.

Die Starnberger Polizei sieht den Umbau aber skeptisch. "Bei der Verkehrsführung ist nichts auszusetzen", sagte Johannes Bauer, Verkehrsexperte der Starnberger Polizei, im Gespräch. Bei den Fußgängern schaut es aber anders aus. Er spricht von einer "Scheinsicherheit", die jetzt geschaffen wurde. Der neue Überweg mit Querungshilfe liegt zwischen den Busparkplätzen, sodass Fußgänger für Autofahrer erst sehr spät zu sehen sind. "Diese werden verdeckt", so Bauer. Zudem haben die Autofahrer immer noch bei diesem Überweg Vorrang. Auch die rotmarkierten Bereiche wiegen nach seiner Ansicht den Fußgänger und Radfahrer in falscher Sicherheit, da sie für Autofahrer schlecht einsehbar seien. Sein Fazit: "Ich hoffe, der Bereich entwickelt sich nicht zum Unfallschwerpunkt." Er rät Radfahrern, direkt auf der Straße zu fahren. Dort seien sie sichtbarer und damit sicherer.

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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