Starnberg:Pläne der Straßenbauer ärgern die Tutzinger

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Die Lindemann-Unterführung wird mit Millionenaufwand umgestaltet - aber der Gehweg sieht anders aus als gewünscht.

Gerhard Summer

Tutzing - Das Bauwerk ist gewaltig, und der Ärger einiger Gemeinderäte ist es auch. In Tutzing soll Anfang September 2012 eines der größten Tiefbauprojekte der nächsten Zeit verwirklicht werden: der 4,4 Millionen Euro teure Ausbau der niedrigen Lindemann-Unterführung auf Standardhöhe samt Austausch der Bahnbrücke. Doch die Vertreter des staatlichen Bauamts Weilheim, Rainer Pittrich, Georg Weishar und Jacob Eberle, mussten am Dienstag den gesammelten Unmut der Kommunalpolitiker über sich ergehen lassen. Mehrere Gemeinderäte sehen einen Sonderwunsch nicht berücksichtigt und machen sich Sorgen um die Sicherheit von Fußgängern und Radlern.

Niedrig und eng: Die Lindemann-Unterführung in Tutzing müssen bisher viele Lastwagen umfahren. Foto: Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Das Vorhaben war bereits in den siebziger Jahren debattiert worden, 2005 gingen die Planungen laut Pittrich wieder von vorne los. Klar war dabei immer: Der Gemeinde genügt nicht die normale Gehwegbreite von 1,50 Metern an beiden Seiten der Unterführung. Sie will im Süden einen 3,50 Meter breiten Geh- und Radweg, was Tutzing rund 150 000 Euro zusätzlich kostet. So weit herrschte Einigkeit. Doch in einem Punkt gingen die Meinungen auseinander: Nach der Erinnerung einiger Kommunalpolitiker hatten Verkehrsausschuss und Gemeinderat 2008 beschlossen, dass der kombinierte Geh- und Radweg aus Sicherheitsgründen um 1,50 Meter höhergelegt wird. Nach Pittrichs Unterlagen sah die Entscheidung anders aus: Beide Wege sollten auf gängigem Niveau entstehen.

Und so plante das Bauamt auch: Sein Konzept sieht eine 14,20 Meter breite Unterführung vor; die Straße wird teilweise fast drei Meter breiter als normal, nämlich 9,20 Meter. Und das Bauwerk muss 1,80 Meter tiefer gesetzt werden, um 4,50 Meter Durchfahrtshöhe zu erreichen. Die Steigung der Straße, die den Berg hochführt, erhöht sich durch den Eingriff ebenfalls: von 7,5 auf 8,5 Prozent. So sieht es der aufwendige Vorentwurf der Behörde vor. Ein höherer Geh- und Radweg würde das ganze Konzept über den Haufen werfen. Um wieder optimale Sichtverhältnisse für Autofahrer zu schaffen, müsste die Unterführung 19 Meter breit werden, die Straße würde nochmal steiler, und die Arbeiter müssten noch tiefer in den Untergrund graben. Laut Pittrich erreichte man dadurch womöglich schon das Grundwasser. Alles in allem resultierten aus einer vermeintlich kleinen Änderung Mehrkosten von rund einer halben Million Euro.

Einige Gemeinderäte nahmen seine Erklärungen verärgert zur Kenntnis. Denn zum einen herrscht in dem Ort, der bislang durch niedrige Unterführungen vor hohen Lastwagen abgeschirmt war, die Angst vor durchbrausendem Schwerlastern. Und zum anderen sind die Kommunalpolitiker besonders um die Sicherheit von Radler und Fußgängern besorgt, seitdem ein sechsjähriges Mädchen im April tödlich verunglückt ist. Marlene Greinwald (FW) jedenfalls befand, die Tutzinger hätten gar nichts von dem gigantischen Bauwerk, "da hätte ich lieber den alten Zustand". Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) warnte eindringlich davor, einen Radweg mit vier Metern Gefälle und scharfer Rechtskurve zu bauen. Und beide warfen dem Bauamt vor, es sei versäumt worden, den Gemeinderat in die Planung einzubeziehen. Pittrich und Eberle wiesen die Vorwürfe zurück, Gregor Müller (CSU) fand sogar, Marchners Behauptungen seien "Panikmache pur". Das Bauamt sagte am Ende aber zu, die Planung noch einmal unter Sicherheitsaspekten zu prüfen. "Wir nehmen das ernst", sagte Pittrich auf Anfrage.

Im Juni dieses Jahres hatte der Gemeinderat eine dritte Entscheidung zum Geh- und Radweg nachgelegt und beschlossen, dass diese Trasse höher gelegt werden soll. Laut damaligem Sitzungsleiter Peter Stich hätte das Votum aber nicht getroffen werden dürfen. Denn es lagen bereits zwei Beschlüsse vor.

© SZ vom 14.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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