Starnberg:Luxuswohnungen statt Hotel

Lesezeit: 2 min

Auf dem Seehof-Grundstück in Tutzing solllen vier Penthäuser entstehen. Der Gemeinderat verwirft frühere Pläne.

Gerhard Summer

TutzingEine lange Leidensgeschichte nähert sich ihrem Ende. Der Tutzinger Gemeinderat hat nach zwei Jahrzehnten Streit um das Seehof-Gelände alle bisherigen Planungen verworfen und Kurs auf einen neuen Kompromiss genommen. Wie sich zeigte, läuft die Lösung allerdings auf eine früher strikt abgelehnte Variante hinaus: Wohnbebauung mit Gewerbebeigabe. Dafür will sich die Kommune den reizvollsten Teil des 8076 Quadratmeter großen Grundstücks direkt am See sichern und der Öffentlichkeit zugänglich machen. In der Debatte verabschiedeten sich die Gemeinderäte bereits von jeder Hotelnutzung. Die CSU sprach trotzdem von der "historischen Chance, eine offene Wunde zu schließen".

Auf dem Seehof-Gelände neben dem Schloss sollen nun vorwiegend Luxuswohnungen entstehen. Foto: Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Der Tourismusverband Starnberger Fünfseenland wird es ungern hören, auch die Sprecher der Fraktionen nahmen es mit Bedauern hin: Es grenzte an ein Wunder, wenn auf dem Gelände doch noch ein Boutique-Hotel entstehen würde, wie es zuletzt im Gespräch war. Bürgermeister Stephan Wanner (parteifrei) hält zwar noch an dieser Chance fest, wie er am Mittwoch sagte. Denn für das Gebiet soll ein geringer, Gewerbeanteil festgeschrieben werden, und darunter ließe sich "ein Hotel subsumieren".

Aber der Anwalt der Gemeinde, Klaus Thoma, machte dem Gremium wenig Hoffnung auf die Erfüllung dieses Wunsches. Die eingeschalteten Unternehmensberater von Ernest & Young sind seinen Worten nach zu dem Schluss gekommen: Es sei fraglich, ob so ein kleines Hotel überlebensfähig wäre. Der Planer der Kommune, Josef Peter Meier-Scupin, erklärte bereits, er habe sich Gedanken darüber gemacht, wie eine "Wohnbebauung mit maximal 3700 Quadratmeter Bruttogeschossfläche aussieht, wenn ein Hotel nicht geht". Auch für die CSU war klar: Man müsse akzeptieren, dass ein Hotel "weder wirtschaftlich noch politisch zu realisieren ist". Wer weiter daran festhalte, sei ein Illusionist, sagte Thomas Mitschke von Collande.

Nach den ersten Skizzen der Planer sollen auf dem Seehof ein 600 Quadratmeter großer Marktplatz, ein 1822 Quadratmeter umfassender Park rund um die Mariensäule und am Wasser eine 600-Quadratmeter-Freifläche mit Café entstehen. Auf den restlichen 5000 Quadratmetern sind vier große, dreistöckige Gebäude mit Dachterrassen vorgesehen. In einem der Penthäuser ist Gewerbe im Erdgeschoss und ersten Stock angedacht. In den anderen sollen Luxuswohnungen entstehen. Die Gemeinde will den "Marienpark", wie Wanner die Grünfläche bereits nannte, und das Café-Areal kaufen. Zu welchem Preis, ist noch nicht klar.

Wanner sprach im Gemeinderat von einem "guten Zwischenergebnis". Die FDP räumte ein, dass Tutzing bekomme, "was wir nie wollten", bezeichnete es aber als Gewinn, dass nun eine "großzügige Grünfläche in die Oberhoheit der Gemeinde übergehen" soll. Die ÖDP nannte das Konzept "ehrlich", denn nun liege offen auf dem Tisch, was der Investor wolle. Kritik gab es an der Baumasse, die nach Ansicht der Bürger für Tutzing viel zu hoch ist. Und Gregor Müller (CSU) meinte: Diese Lösung sei kein Grund, sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen, "das hätten die vier Vorbesitzer des Grundstücks auch locker umsetzen können."

© SZ vom 15.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: