Starnberg:Keine Zeit zum Durchschnaufen

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Eine Tagespflege könnte eine Ehefrau entlasten, die sich um ihren an Demenz erkrankten Mann kümmern muss.

Sylvia Böhm-Haimerl

Es fing mit Kleinigkeiten an: Zunächst vergaß der Ehemann von Gertrud K. (Name von der Redaktion geändert), wo bestimmte Dinge lagen, dann fuhr er bei Rot über die Ampel und bemerkte es nicht einmal. Später hat er Gertrud K. aus dem Schlafzimmer ausgesperrt. Erst da wurde ihr klar, dass etwas nicht stimmt. "Er hat mich ausgesperrt und den Schlüssel nicht mehr gefunden. Er war vom Kopf her weit weg", erzählt sie. Erst da ging sie mit ihm zum Arzt, der Demenz feststellte.

Das war vor acht Jahren. Seither pflegt Gertrud K. ihren Mann, ist immer für ihn da. Seit ihr Ehemann Medikamente bekommt, gehe es ihm geistig wieder besser, körperlich jedoch habe er sehr stark abgebaut. "Er kann fast nicht mehr laufen, oft kommt er nicht einmal aus dem Bett heraus", sagt Gertrud K. Sie müsse jeden Gang mit ihm mitgehen, um ihn zu halten und zu unterstützen, sie geht sogar mit auf die Toilette. Sie unterstützt ihn beim Waschen, Anziehen und beim Essen. Das ist nicht nur physisch sehr anstrengend für Gertrud K., sondern auch psychisch. Wenn sie einkaufen geht oder andere wichtige Besorgungen machen muss, ist sie stets in Hetze. "Ich kann nie länger als zwei Stunden weg", sagt sie. Und auch in dieser Zeit sei die Anspannung groß, ständig sei sie in Sorge, ob ihm etwas passiert ist.

Die Angst ist nicht unbegründet. Wie sie berichtet, ist er manchmal am Boden gelegen und kam ohne Hilfe nicht mehr hoch. "Er fällt oft hin, daher hat er immer Angst, wenn ich gehe." Einen Tag pro Woche ist der Ehemann bei der Tagespflege. Doch da muss sie den Haushalt machen oder Dinge erledigen, zu denen sie sonst keine Zeit hat. "Mir wäre sehr geholfen, wenn ich einen Tag für mich alleine hätte", sagt sie. Doch die Tagespflege für ihren Mann kostet 80 Euro, das kann sie sich mehrmals pro Woche nicht leisten. Einmal Zeit für sich selbst haben, spazierengehen oder in die Berge, das wünscht sich Gertrud K. Die Spenden aus dem SZ-Adventskalender könnten Gertrud K. entlasten, damit sie einmal pro Woche durchatmen kann.

© SZ vom 03.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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