Jubiläum:Immer noch putzmunter

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Der Sozialpsychiatrische Dienst Starnberg feiert sein 25-jähriges Bestehen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Der Sozialpsychiatrische Dienst Starnberg (SpDi) ist eine leistungsfähige, innovative Einrichtung, die eine unverzichtbare Hilfe für Betroffene ist. Die Einrichtung unter dem Dach des Diakonievereins der evangelischen Kirchengemeinde ist seit ihrer Gründung am 1. Juli 1991 stetig ausgebaut und weiterentwickelt worden. Heute gibt es nicht nur eine Fachberatung für psychisch Kranke, sondern auch eine für Gerontopsychiatrie, Betreutes Einzelwohnen, Gruppenarbeit und ein abwechslungsreiches Freizeitangebot. Im Oktober soll ein Krisendienst hinzukommen. "Das ist gelebte Diakonie, das ist gelebter Dienst am Nächsten", sagte der stellvertretende Leiter Peter Pieroth, der von Anfang an dabei war und die Einrichtung mit aufgebaut hat. Am Freitag wurde im Rahmen eines fröhlichen Sommerfestes mit Auftritten des SpDi-Chors und der neuen Percussion-Gruppe das 25-jährige Bestehen gefeiert.

Als der SpDi gegründet worden ist, hagelte es harsche Kritik. "Das Kuckucksei der Antipsychiatrie" hatte ein Starnberger Facharzt die Einrichtung laut Pieroth damals genannt. Millionen würden in diese "Barfußmedizin", diesen Dienst mit Linksdrall hineingepumpt. Dem Konzept räumte man damals keine Zukunftschancen ein. Doch es habe sich bewährt, betonte Pieroth, der auch sein 25. Dienstjubiläum feierte. Schließlich sei dieses Kuckucksei immer noch putzmunter. Der Vorsitzende des Diakonievereins, Hans-Rainer Schuchmann, sagte, im Laufe der Jahre habe der SpDi "erkennbar Strahlkraft entwickelt".

Dennoch scheint es auch heute noch große Vorbehalte gegen psychisch kranke Menschen zu geben. Dass außer den Klienten und Mitarbeitern niemand von der Kirchengemeinde zu der Feier gekommen war, bezeichnete Pfarrer Hans Martin Schroeder als "erschreckend" ob der Berührungsängste. "Depression ist wie eine schwarze Tüte, die sich über einem herabsenkt und den Kontakt nach Außen unmöglich macht", beschrieb Schroeder die Erkrankung. Nach seinen Erfahrungen geben sich die Betroffenen oft selbst die Schuld daran. "Sie trauen sich nicht aufzuschauen, sie senken den Blick." Die Türen des SpDi stünden diesen Menschen immer offen. Im vergangenen Jahr nutzten 3750 Betroffene das Angebot. Und die Zahl der psychischen Erkrankungen nimmt stetig zu. Der SpDi verzeichnet jedes Jahr etwa 150 neue Klienten. Die neue Krisenbereitschaft besteht aus zwei Fachleuten, die vom Herbst an auch an Sonn- und Feiertagen helfen.

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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