Starnberg:Grenzen fürs Gewerbegebiet

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Problem Ausgleichsflächen: Eine volle Erweiterung des Gewerbegebiets an der Garmischer Autobahn würde die Stadt in arge Bedrängnis bringen.

Wolfgang Prochaska

Die Erweiterung des Gewerbegebiets Schorn erweist sich schon im Vorstadium der Planungen als problematischer als gedacht. Wie in der jüngsten Sitzung des Starnberger Stadtrats deutlich wurde, würde bei einer vollen Erweiterung nach Norden und nach Süden die Stadt bei der notwendigen Ausweisung von ökologischen Ausgleichsflächen schwer in die Bredouille kommen: Entsprechende Gebiete wären kaum vorhanden. Darauf machte die Planerin Irene Burkhart bei der Vorstellung der Ergebnisse über Ausbaumöglichkeiten von Schorn aufmerksam. Bei einer Reduzierung beider Areale um etwa ein Drittel wäre das Problem mit den Ausgleichsflächen leichter zu lösen, zeigte sie an Hand einer Grafik.

Das Gewerbegebiet an der Garmischer Autobahn wird erweitert. (Foto: Georgine Treybal)

Wie berichtet, ist ein großes Areal im Norden an der A95 bis nach Oberdill vorgesehen und im Süden eine weitere Fläche in Richtung Schäftlarn. Die volle Ausbaustufe würde insgesamt 26 Hektar betragen. Das dürfte auch reine Theorie bleiben. Denn um den Kriterien Landschaftsschutz und Verkehrsanbindung zu genügen, muss erheblich abgespeckt werden.

Obwohl die Flächen in unmittelbarer Nähe zur A 95 liegen, ist laut Gutachten kein direkter Anschluss - etwa via Autobahnkreuz - möglich. Die ehemalige Milchstraße, über die bislang ein Großteil des Verkehrs abgewickelt wird, muss heute schon 1500 Fahrzeuge pro Tag, davon 230 Lastwagen, verkraften.

Für eine Erweiterung des Gewerbegebiets müsste die Straße in jedem Fall verbreitert werden. Wünschenswert wäre laut Untersuchung auch ein Anschluss an die inoffizielle Autobahnausfahrt bei Oberdill. Ein Vorhaben, das vom guten Willen der Autobahndirektion abhängt, die neuen Einfahrten äußerst skeptisch gegenüber steht. Inwieweit die kleine Straße in Richtung Hohenschäftlarn ertüchtigt werden muss, ist auch noch offen. Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger betonte in der Sitzung, dass auch der Schäftlarner Bürgermeister bei den Planungen eingebunden wäre.

Sensibel ist auch das Umfeld, in das die Stadt die Gewerbeflächen platzieren möchte. Diese liegen nämlich nicht nur in einer Wasserschutzzone, sondern auch im Landschaftsschutzgebiet - ein Teil davon ist darüber hinaus sogar Bannwald. Einzig die Zahl der Biotope ist gering beziehungsweise es sind keine vorhanden, hat die grobe Untersuchung ergeben.

Ob bei näherer Analyse seltene Käfer- oder Froscharten gefunden werden - wie bei so manchem Bauprojekt im Landkreis, das seltene Springfrösche und Hirschkäfer ans Tageslicht beförderte - ist ebenfalls unklar. Klar ist aber schon jetzt, dass die Eigentümer "zur Entwicklung des Gebiets" bereit wären, wie Stadtbaumeister Stephan Weinl meinte.

Angedacht sind bislang drei Ausbaustufen, wovon im Moment nur die ersten beiden spruchreif sind. Rund 14 Hektar Fläche werden für die ersten beiden Erweiterungsschritte benötigt, nach der Dritten wären es dann 26 Hektar. Grundlage der Überlegung bildet eine umfangreiche Untersuchung, die sowohl die natürlichen Gegebenheiten, die Möglichkeiten zur Verkehrserschließung und eine Marktanalyse beinhaltet. Trotz der Probleme war sich der Stadtrat mehrheitlich einig, die Untersuchung fortzusetzen - bis auf die Grünen. Martina Neubauer bezeichnete die Ausweisung "als viel zu groß". Die FDP meinte pragmatisch: "Schauen wir, was machbar ist."

© SZ vom 03.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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