Die "Glücksmomente" auf dem Starnberger Kirchplatz haben für Petra Brüderl vom städtischen Kulturbüro mit etwas Pech begonnen. Kaum hatte sie sich zum Verschnaufen auf einen der eben angelieferten bunten Stühle gesetzt, klebte auch schon feuchter pinker Lack auf ihrer Kleidung. Brüderl, zusammen mit Patricia und Naomi Lawrence Initiatorin des Projekts, empfand das als nicht weiter tragisch. Sie freute sich vielmehr über die Resonanz der Bürger, Vereine und Einrichtungen, Stühle in individuelle Kunstwerke zu verwandeln, die zum Verweilen einladen.
So entwarfen Buben und Mädchen des Maria-Kempter-Kindergartens einen grünen Waldstuhl, einen Feuerwerksstuhl und einen lebhaft bunten Frühlingsblumenstuhl. "Kaum zu bremsen" waren laut Renate Heid von der Grundschule auch die 25 Nachwuchskünstlerinnen und -künstler, die in der "Werkstatt der Phantasie" einen quietschbunten Hochlehner schufen. Die Beachvolleyballer vom TSV Starnberg deuteten ein Holzgestell in ein aufgespanntes Netz um und die Musikschule spendierte einem lädierten Hocker ein Blasinstrument als viertes Standbein. Schulleiterin Cornelia Lee-Winser nahm vorsichtshalber recht zögerlich darauf Platz.
Die Gelegenheit werden in den kommenden zwei Wochen alle Besucher des Kirchplatzes haben, die diese laut Brüderl "Symbole für die Gemeinschaft" ansehen und nutzen wollen. Nur nachts und bei Regen werden die 36 Kunstwerke weggesperrt, denn nicht alle sind wetterfest. Doch eines der schon am Eröffnungstag von den Passanten stark beachteten Unikate genießt eine Sonderbehandlung: Es steht etwas abseits vor dem Laden von Indi Herbst, die das unscheinbare weiße Möbelstück mit dem Schachbrett auf der Sitzfläche dort nach Geschäftsschluss auch aufbewahrt. Gestaltet wurde das aus dem Fundus des Klosters Schäftlarn stammende 100 Jahre alte Teil von Barbara Bäcker. Was nach Ende der Aktion mit den Kunstwerken passieren soll, ist noch offen - vielleicht werden sie für einen guten Zweck versteigert.