Genossenschaftsbank:Gewappnet für schlechtere Zeiten

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Die VR-Bank investiert ins Kundengeschäft und digitalen Service und errichtet ein Telefoncenter in Weßling

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Die Fusion der VR-Bank Starnberg mit den viel kleineren Genossenschaftsbanken Südöstlicher Starnberger See mit Sitz in Seeshaupt und der VR-Bank Lech-Ammersee mit Sitz in Vilgertshofen war das beherrschende Thema bei den Genossenschaftern im vergangenen Jahr. "Wir haben die Fusion ohne externe Beratungsgesellschaft gemeistert", sagte Vorstandsvorsitzender Peter Geuß in der Bilanzpressekonferenz am Freitag in Starnberg. Er betonte, was man in diesen Dingen gerne betont: "Es war ein partnerschaftliches Zusammengehen von Banken." In den kommenden Jahren will die VR-Bank Starnberg die Früchte ernten, das heißt, die Synergieeffekte der Fusion nutzen: So will man 40 durch Fluktuation freiwerdende Stellen in den nächsten drei Jahren nicht mehr besetzen. Auch der Vorstand wird verkleinert, von jetzt acht Mitgliedern auf fünf. Geuß erhofft sich durch die Reduzierung der Stellen, Kostenerhöhungen abzufangen beziehungsweise zu vermeiden. Zwar hat die VR-Bank mit ihren 477 Mitarbeitern und 41 Niederlassungen ein erfolgreiches Jahr hinter sich mit einer Steigerung der Bilanzsumme um sieben Prozent auf 2,24 Milliarden Euro und einem verwalteten Kundenvolumen von knapp fünf Milliarden Euro (ein Plus von 7,2 Prozent), dennoch ist sich der Vorstandschef im Klaren, dass die Niedrigzinsphase weiter anhalten wird und die Geschäfte nicht besser laufen werden. "Wir rechnen mit einem weiteren Rückgang des Zinsüberschusses." Dieser betrug 2015 immerhin noch 49 Millionen Euro.

Geuß hält sich auch beim Thema Filialen zurück. Bekanntlich dünnen Privatbanken wie auch die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg ihr Niederlassungsnetz teilweise massiv aus. Die VR-Bank wird aber in diesem Jahr keine Filiale schließen. Allerdings wies Vorstandsmitglied Thomas Vogl darauf hin, dass man "nicht blind an den Niederlassungen festhalte, sondern dass man ständig überprüfe, wie viele Kunden es noch seien, die an den Bankschalter kämen". Grundsätzlich will man aber weiter "am Ort präsent" sein. Dazu gehört auch das Konzept, in acht Kommunen sogenannte "Kopfstellen" einzurichten, die alle Angebote der Genossenschaftsbank vorhalten. Zu dieser besonderen Niederlassung zählt auch Tutzing/Pöcking. In Tutzing hat die VR-Bank nach der Schließung der dortigen Hypovereinsbank groß für sich geworben und nach eigenem Bekunden auch Kunden gewonnen. So ist die Zahl der Mitglieder um 850 auf 29 200 gestiegen; 90 500 Kunden zählt inzwischen die VR-Bank. Ihr Geschäftsgebiet ist riesig und reicht Kaufering im Westen bis nach Penzberg im Osten.

In diesem Jahr soll das Kundengeschäft weiter vorangetrieben werden. Wie Josef Pölt, Mitglied der Geschäftsleitung, erläuterte, steht die Kundenberatung samt Private Banking ganz oben auf der Agenda. An Kapitalvermögen haben die VR-Kunden ihrer Bank 270 Millionen Euro anvertraut. Dieser Bereich sei "stark wachsend, so Pölt. Entsprechend mehr Mitarbeiter soll es für dieses Geschäft geben. Fünf "hochqualifizierte Spezialisten" werden sich zusätzlich um diesen Bankbereich kümmern. Bei 60 000 Euro gibt es eine Beratung; individueller wird es bei sechsstelligen beziehungsweise siebenstelligen Summen. Immerhin verwaltet die Bank an Kundengeldern 1,9 Milliarden Euro (Plus 11,1 Prozent) und vergab an Kundenkrediten 1,5 Milliarden Euro (Plus 6,1 Prozent). Der Jahresüberschuss betrug im vergangenen Jahr 5,4 Millionen Euro. Wie gesund die VR-Bank dasteht, zeigt die Gesamtkapitalquote von 19,5 Prozent. Notwendig wären acht Prozent.

Auch der Bereich Digitaler Service wird ausgeweitet. Vom digitalen Haushaltsbuch über die Banking-App, bei der man unterwegs den Kontostand überprüfen kann, bis zum Konto-Wecker, der jede Kontobewegung anzeigt, reicht die Angebotspalette. Das neue Online-Bezahlverfahren Paydirekt, das über deutsche Server läuft und bei dem Abbuchung und Rücküberweisung ausschließlich über das eigene Konto gehen, steht nun zur Verfügung. Überraschend ist aber, dass von Herbst an auch das gute, alte Telefon-Banking möglich wird. In Weßling wird ein Center für 14 Mitarbeiter eingerichtet. Das wird die Kunden freuen. 1000 Anrufe täglich gilt es zu bewältigen. "Alles ist im Fluss und wir wollen schneller werden", meinte Geuß.

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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