Starnberg:"Filme drehen ist ganz einfach"

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Josef Bierbichler will seinen Roman "Mittelreich" auf die Leinwand bringen

Von Clara Brügge

Tutzing"Jeder gute Text hat viele Stimmen, die der Autor beim Schreiben hört. Die Stimmen werden Wirklichkeit, wenn der Autor sie selbst vorträgt". Mit diesen Worten begrüßte Bruno Habersetzer, der Direktor des Tutzinger Gymnasiums, den Schriftsteller Josef Bierbichler, der in die Aula der Schule gekommen war, um aus seinem Roman "Mittelreich" vorzulesen. Die Lesung war Teil einer Veranstaltungsreihe im Rahmen der Sonderausstellung über den Ersten Weltkrieg und seine Auswirkungen auf Tutzing im Ortsmuseum, die von Schülern der Oberstufe gestaltet worden war. Der Schulleiter sollte recht behalten: Mit den ersten Kapiteln des Buchs versetzte Bierbichler das Publikum in eine kleine Gemeinde südlich des Starnberger Sees im Jahr 1914. Eine Zeit des Umbruchs, als wohlhabende Menschen aus der Stadt den Dörfern der Region neuen Wohlstand brachten. Aber auch eine Zeit des Aufbruchs, als eine Generation, getrieben von Begriffen wie Ehre, Stolz und Vaterland, in den Ersten Weltkrieg zog, den sie in wenigen Wochen zu gewinnen gedachte.

Eine halbe Stunde lang ließ der Autor die Stimmen seines Romans Wirklichkeit werden, dann hatten die Schüler Gelegenheit, ihn zu seinem Werk zu befragen. Ob und inwiefern reale Menschen und Umstände die Figuren und Geschichten des Buchs inspiriert hätten, wollten sie wissen und wiesen damit auf mögliche Parallelen zwischen der Hauptfigur Pankraz und Bierbichler selbst hin, der ebenfalls am Starnberger See aufgewachsen war. "Ich musste aus dem schöpfen, was ich kenne", gab der Autor zur Antwort. So sei es etwa naheliegend, dass die Figur des Pankraz in Grundzügen von seinem Vater inspiriert wurde. Allerdings sei der Roman keine Chronik: "Nichts ist so, wie ich es erzählt habe". Es sei vielmehr "eine Fiktion auf dem Material, über das ich verfügt habe". Um ein "Gemälde" sei es ihm gegangen. Er habe versucht, aus seiner Perspektive "ein Buch über Deutschland" zu schreiben.

Da Bierbichler früher als Schauspieler tätig war, fragten ihn die Schüler auch, wie er überhaupt zum Schreiben gekommen sei. "Dieses Theater spielen und Filme drehen ist eigentlich ganz einfach", erklärte er. "Ich habe mich nie richtig ausgelastet gefühlt". So habe er einmal etwas anderes probieren wollen - heraus kam "Mittelreich". Jetzt wende er sich der Verfilmung des Romans zu. Mehrere Produzenten hätten Interesse gezeigt, diese zu übernehmen. Für sie gab es eine klare Absage: "Das mache ich lieber selber". Über die nächsten ein bis zwei Jahre hat Bierbichler somit alle Hände voll zu tun.

"Aber dann ist sicher auch wieder die Zeit, wo ich feststelle, dass auch das Filmemachen nicht sehr anstrengend ist". Vielleicht schreibe er dann wieder etwas. Ob er "Mittelreich" als sein Lebenswerk betrachte? "Nein. Ein paar Jahre hab' ich noch."

© SZ vom 14.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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