Starnberg:Erschütterte Reaktionen auf Mord an Ärztin

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Die Dorfgemeinschaft Machtlfing überlegt nun, den Faschingsumzug ausfallen zu lassen.

Christian Deussing

Machtlfing/Weilheim - Der Dorfgemeinschaft ist nicht mehr nach Feiern zumute. Nach dem Mord an der 47-jährigen Weilheimer Klinikärztin Martina M., die mit ihrer Familie in Machtlfing gelebt hatte, fällt womöglich der geplante Faschingsumzug in der Ortschaft aus. Der vierköpfige Vorstand werde darüber in Kürze eine Entscheidung treffen, sagte auf Anfrage Martin Popp, der als Vorsitzender der Dorfgemeinschaft den Faschingsumzug nach Traubing organisiert. "Ich hätte wegen dieses Verbrechens Verständnis dafür", meinte dazu am Freitag ein Gasthaus-Besucher in Machtlfing.

Im Weilheimer Krankenhaus wurde die Ärztin aus Machtlfing erstochen. Foto: dpa (Foto: dpa)

Wie berichtet, hatte ein 65-jähriger Mann am Donnerstagmorgen die Chirurgin im Flur des Krankenhauses Weilheim erstochen. Sie hatte ihn wenige Tage zuvor als Patienten untersucht, weil er über Bauchschmerzen geklagt hatte. Laut Polizei soll sich der Mann offenbar "subjektiv falsch behandelt" gefühlt und die Medizinerin gezielt angegriffen haben. Das Opfer hinterlässt einen Ehemann und zwei Söhne im Alter von elf und 14 Jahren. Beide Buben gehen auf das Tutzinger Gymnasium, wo Martina M. 1985 ihr Abitur absolviert hatte. Auch an diesem Gymnasium herrscht große Betroffenheit über die Tragödie: Nach der schrecklichen Nachricht aus dem Weilheimer Klinikum wurde spontan die Faschingsparty abgesagt, die am Donnerstagabend stattfinden sollte. Zwei Schulpsychologen und Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams (KIT) boten Gespräche an, um das Verbrechen zu verarbeiten - besonders in den Klassen der betroffenen Söhne. Es gelte jetzt, die beiden Schüler in ihrem Leid "aufzufangen" und nach den Ferien möglichst bald wieder in den Schulalltag zu integrieren, sagte Direktor Thomas Franz der SZ.

Auch die Andechser Bürgermeisterin Anna Neppel kannte Martina M.. Sie habe die Machtlfingerin als "angenehme und kompetente Frau" in Erinnerung, die engagiert beim Ferienprogramm der Gemeinde mitgewirkt habe, berichtet Neppel. Jetzt stelle sie sich die Frage, wie man mit so einem tragischen Tod umgehen könne. Der Dorfpfarrer, der Andechser Pater Valentin, wollte sich zu dem Fall nicht äußern - aus "Rücksicht auf die betroffene Familie".

Derzeit versuchen die Kollegen und die Leiter des Weilheimer Klinikums, "im stillen Gedenken" das Schicksal von Martina M. zu begreifen. In einer Anzeige erinnern sie sich an "ihre Hilfsbereitschaft und ihr freundliches und liebevolles Wesen". In Machtlfing war die Medizinerin, die Pferde mochte, auch aufgewachsen. In dem Dorf wissen mittlerweile die meisten Einwohner, dass Martina M. die Ärztin war, die erstochen worden ist. Wie beispielsweise ein älterer Mann, der das Verbrechen kaum glauben kann: "Da hat sie dem Mann geholfen, und dann nimmt er den Kindern ihre Mutter." Ein anderer Passant vermutet, die Messerattacke des Patienten müsse eine "längere Vorgeschichte" haben. Aber vielleicht sei der Mann "einfach krank im Kopf". Gegen den 65-Jährigen aus dem Raum Huglfing erging am Freitag Haftbefehl wegen Mordes. (Bayern)

© SZ vom 05.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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