Starnberg:Einsatz in Elmau

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Wie sich Gautings Polizeichef Wiedemann, Unfallchirurg Rauch und Amtsgerichtsdirektorin Fey auf den G7-Gipfel vorbereiten.

Von Christian Deussing, Starnberg

Ruhe bewahren, genau überlegen, dann schnell und richtig handeln und entscheiden: Das ist die Maxime, die der Gautinger Polizeichef Ernst Wiedemann auch in prekären Situationen abrufen will - und zwar diesmal nicht in seinem Inspektionsgebiet, sondern beim G7-Gipfel im Juni auf Schloss Elmau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Der Ex-Personenschützer von Horst Seehofer gehört zur Führungsgruppe des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord und nimmt an diesem Freitag an einer Großübung in der Gipfelregion teil, bei der polizeiliche "Schiedsrichter" den Ablauf und die Koordination der Sicherheitskräfte akribisch überprüfen.

Die Nagelprobe hat Wiedemann bereits am Mittwoch offenkundig souverän überstanden. "Es war hochinteressant und sehr lehrreich", berichtet der Erste Polizeihauptkommissar. Die Bilanz sei mit "guter Tendenz" ausgefallen, es gebe aber sicher noch einiges zu verbessern. Der 53-Jährige meint damit gewisse Schwächen, die er natürlich nicht verraten dürfe. Allerdings werde der Führungsstab an diesen Punkten arbeiten und sie alsbald im Griff haben.

Von einem früheren Garmischer Bürogebäude aus spielen die erfahrenen Beamten verschiedene Szenarien durch. Zum Beispiel, wie auf einen Sabotageakt im Tunnel Farchant zu reagieren ist. Oder was zu tun ist, wenn ein schwer zugängliches Transparent mit Beleidigungen gegen die Regierungschefs aufgehängt wurde. Diese Banner müsste dann notfalls ein "Höheninterventionsteam" der alpinen Polizei entfernen, sagt der Gautinger Dienststellenleiter. Gefordert ist sein Führungsstab auch in hohem Maß, wenn die Staatsgäste wegen schlechten Wetters nicht mit dem Hubschrauber fliegen können, sondern mit ihrem Konvoi über die Garmischer Autobahn und das Nadelöhr B 2 sicher zum Tagungsort zu lotsen sind. Zudem müssen die Kontrollen effektiv funktionieren, bei denen womöglich auch gewaltbereitete Demonstranten frühzeitig aus dem Verkehr gezogen werden sollen.

Bei Ausschreitungen wäre mit verletzten G7-Gegnern und Polizisten zu rechnen. Darauf ist auch Ludwig Rauch eingestellt, der als Einsatzleiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK-Kreisverband Starnberg) im Schichtsystem zehn Tage in Elmau durchgehend im Einsatz sein wird. Hierfür benötigt der Unfallchirurg insgesamt 200 BRK-Helfer aus seinem Kreisverband. In zehnköpfigen Einheiten müssen sie außerhalb der Sicherheitszone blitzschnell Lazarette mit bis zu fünf Zelten aufbauen. Auf den mobilen Behandlungsplätzen könnten "stündlich bis zu 50 Patienten durchgeschleust werden", erläutert Rauch. Derzeit würden die ehrenamtlichen BRK-Rettungskräfte theoretisch eingewiesen, welche Aufgaben auf sie zukommen und welche "Gefahrenpotenziale" zu beachten sind.

Gefordert ist zudem die Justiz in der Region. Staatsanwälte und Richter werden in einer ehemaligen US-Kaserne in Garmisch ihre Vernehmungszimmer beziehen. Das wird auch die Starnberger Amtsgerichtsdirektorin Sibylle Fey tun - um beispielsweise nach der Festnahme eines gewalttätigen Demonstranten zu entscheiden, ob ein Haftbefehl erlassen wird. Es gehe um "ermittlungsrichterliche Tätigkeiten", aber auch unter anderem darum, ob "Platzverweise" eingehalten werden, sagt Fey. Nicht zu ihrer Aufgaben gehöre es hingegen, etwaige Strafanzeigen gegen Polizisten zu verfolgen. Das werde auf anderem Wege untersucht werden, betont die Richterin.

© SZ vom 20.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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