Hochzeit:Heiraten leicht gemacht

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Die Pfarrerinnen und Pfarrer Johannes de Fallois, Christiane Döring, Rina Mayer und Simon Döbrich (von li. ) machen in der Friedenskirche in Starnberg heuer zum ersten Mal bei der bayernweiten Aktion "Einfach heiraten" mit. (Foto: Georgine Treybal)

Stressfrei, kostenlos und einfach: So soll man im April in der evangelischen Starnberger Friedenskirche heiraten können. Wie das funktioniert und was hinter der Aktion steckt.

Von Celine Urban, Starnberg

Für alle Paare, die spontan kirchlich heiraten möchten, bietet sich in einem Monat in der evangelischen Friedenskirche in Starnberg die Gelegenheit: Unter dem Motto "Einfach heiraten - ein Segen für Lang- und Kurzentschlossene" können sich Paare aller Art am Mittwoch, 24. April den Segen geben oder sich trauen lassen.

Organisiert und vollzogen wird "Einfach heiraten" in Starnberg von den Pfarrern Simon Döbrich, Johannes de Fallois und der Pfarrerin Rina Mayer der Gemeinde, sowie von Christiane Döring, die in der Gemeinde Feldafing-Pöcking Pfarrerin ist. Unterstützt wird das Gespann dabei von der evangelischen Gemeinde in Starnberg. Denn es gibt einiges zu tun. Musik, Dekoration und Sektempfang sollen vorbereitet sein, bevor das erste Paar vor der Kirche eintrifft. Dahinter steht laut Mayer ein großes Team von ehrenamtlichen Helfern. Die Kosten für die Vorbereitungen trägt die Gemeinde. Damit sie die Trauung und Feier den Paaren kostenlos anbieten kann, wird sie von der Landeskirche bezuschusst.

Die Aktion findet bereits zum zweiten Mal statt - für die Starnberger Friedenskirche ist es allerdings eine Premiere. Im vergangenen Jahr waren 13 Kirchengemeinden beteiligt, dabei wurden 220 Paare getraut. Weil die Resonanz groß war und die Reaktionen positiv, soll die Aktion heuer im größeren Stil stattfinden - bayernweit machen dieses Mal 46 Gemeinden mit.

Beworben wird die Aktion auf der Website der Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Bayern mit den Worten "stressfrei und ohne Tamtam". Um dieses Versprechen halten zu können, bietet sie heiratswilligen Paaren ein unkompliziertes und - wie der Name bereits sagt - einfaches Konzept an. Die Aktion ist für alle offen, die Ortsgebundenheit ist am Tag der Aktion bayernweit aufgehoben. Alles solle so einfach wie möglich und mit so wenig wie möglich Bürokratie vonstattengehen, erklärt Mayer. Alle Unterlagen können nachgereicht werden.

Alle 20 Minuten kann ein Paar getraut oder gesegnet werden. Funktionieren soll das über ein Slot-Konzept. "Angenommen, ein Paar kommt um 15 Uhr an, dann meldet es sich beim Pfarramt an und füllt einen Fragebogen über die Beziehung aus", erklärt Döbrich. In den nächsten zwanzig Minuten finde dann ein Gespräch mit einem Pfarrer statt, in dem man den Trauspruch sowie die Musik aussuchen könne. "Da sind wir ganz offen für individuelle Wünsche." Es gebe eine Bluetooth-Musikbox, über die man etwa den Song, zu dem man sich kennengelernt hat, abspielen lassen könne, so Döbrich. Dann hat das Paar nochmal 20 Minuten Pause, während der Pfarrer die Trauung vorbereitet. Um 16 Uhr würde dann die 20-minütige Trauung stattfinden, sodass das Paar um 16.20 Uhr zum Sektempfang gehen kann.

Vorbeikommen können neben unverheirateten Paaren auch solche, die ein Ehejubiläum haben oder diejenigen, die bisher nur standesamtlich geheiratet haben und den kirchlichen Teil nachholen wollen. Ziel sei es, so Döbrich, dass die Paare, denen die kirchliche Trauung bisher zu teuer gewesen sei oder denen Corona, Kinder oder zerstrittene Familien in die Queere gekommen seien, eine unkomplizierte Möglichkeit zum Heiraten bekommen. "Wir zwei und Gottes Segen" soll dabei großgeschrieben werden, betont de Fallois. Trotzdem können zur Feier auch Familienangehörige oder Freunde mitgebracht werden.

Der Kirche wieder näherkommen

Das Angebot steht für Menschen jeder Konfession - auch für konfessionslose. "Natürlich freuen wir uns auch über Kontakt zu ausgetretenen Paaren", betont Döbrich. Davon erhoffe man sich, dass Ausgetretene durch eine positive Erfahrung der Kirche wieder näher kommen. Für eine Trauung muss allerdings eine standesamtliche Hochzeit im Voraus stattgefunden haben und ein Partner muss evangelisch sein. Die Paare, auf die das nicht zutrifft, können sich trotzdem den Segen geben lassen. Obwohl man seit 2009 auch ohne eine vorherige standesamtliche Trauung kirchlich heiraten kann, muss man beachten, dass die Kirche kein Standesamt ersetzt. Wer nur kirchlich heiratet, gilt familienrechtlich nur als "verlobt" und kann nicht von steuer- oder erblichen Vorteilen profitieren. Andererseits muss man sich im Falle einer Trennung auch nicht scheiden lassen.

Hintergedanke der Aktion sind die seit der Covid-Pandemie gesunkenen Hochzeitszahlen. "Vor Corona haben kirchliche Hochzeiten noch 40 Prozent unseres Ertrags ausgemacht, nach Corona liegen wir jetzt bei knapp unter 20 Prozent", erklärt Döbrich. Man habe beobachtet, dass vielen die Lust an großen Events vergangen sei. Döring macht deutlich: "Wir wollen den Menschen ein niederschwelliges Angebot machen, um Ihnen den Wunsch, gemeinsamen Segen zu empfangen, einfach zu erfüllen."

"Einfach heiraten" findet am Mittwoch, 24. April zwischen 12 und 21 Uhr in der evangelischen Friedenskirche in Starnberg sowie bayernweit statt. Für eine vorzeitige Anmeldung kann man mit dem Pfarramt Kontakt aufnehmen. Spontanes Erscheinen ist ebenso möglich. Alle teilnehmenden Gemeinden finden sich auf www.segen.bayern-evangelisch.de/einfachheiraten.php

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