Starnberg:Die neue Lust am eigenen Gemüse

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Die Solidargemeinschaft Starnberger Land hat mit ihrer Aktion "Sonnenäcker" den Nerv der Zeit getroffen.

Wolfgang Prochaska

Auf den Sonnenäckern wächst vieles, je nach Gusto derjenigen, die sie für eine Saison gepachtet haben. Sonnenblumen sind ebenso beliebt wie Gemüseanbau. Auf jeden Fall ist die Arbeit auf der eigenen Scholle ein Erlebnis und kann schon mal zu einer erdigen Angelegenheit werden. Die Sonnenäcker gibt es aber nicht nur im Fünfseenland wie in Breitbrunn (Foto oben rechts), sondern auch im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck etwa zwischen Olching und Gröbenzell Foto: Johannes Simon (Foto: Johannes Simon)

Vor zehn Jahren waren es gerade einmal 22 Hobby-Gärtner, die bei der von der Solidargemeinschaft Starnberger Land initiierten Aktion "Sonnenäcker" in Gilching mitmachten. 100 Meter lang waren die angebotenen Ackerstreifen, die man für eine Saison pachten und dort nach Gusto Gemüse, Kräuter oder Blumen anpflanzen konnte. In diesem Jahr haben sich 206 Gartler bei Starnberger Land gemeldet - ein neuer Rekord.

"Die Nachfrage steigt von Jahr zu Jahr", freut sich Jana Schmaderer, die die Sonnenäcker-Aktion betreut. Waren es am Anfang nur ein paar Ackerflächen, können Hobby-Gärtner an insgesamt neun Standorten - in Gauting, Gilching, Weßling, Seefeld, Breitbrunn, Herrsching und Inning - einen Streifen für 50 Euro pachten. Und weil selbstangebautes Gemüse im Trend liegt, gibt es genügend Bewerber. Deshalb spricht Schmaderer von einer "Erfolgsstory". Diese ist nicht nur auf den Landkreis Starnberg beschränkt, auch bei den Nachbarn wie beispielsweise in den Kreisen Fürstenfeldbruck, Landsberg und Augsburg gibt es die Aktion. In Fürstenfeldbruck ist das Interesse noch größer als in Starnberg. "Aber an zweiter Stelle liegt das Fünfseenland", betont Schmaderer.

Vor allem Familien reizt es, sich gärtnerisch und landwirtschaftlich zu betätigen. Und weil es betont unbürokratisch zugeht, melden sich viele junge Leute. Aber es ist keine einfache Arbeit. Zwar bereitet der Landwirt die Ackerflächen saatfertig vor, aber dann darf sich der Pächter um den Rest kümmern. Und der Rest wird gern unterschätzt, hat Schmaderer festgestellt. Wer erfolgreich sein und schöne Tomaten oder große Kartoffeln ernten will, sollte sich zweimal in der Woche um seine Pflanzen kümmern. Die wichtigste Arbeit ist das Harken. Dafür braucht es Kondition. So ein 100 Meter langer Ackerstreifen kann verdammt lang werden. Egal ob bei Sonnenschein oder bei Regen. Wie ein Trost klingt deshalb die Formel: Einmal harken ersetzt dreimal gießen. Letzteres sollte man sich ohnehin sparen, denn die Pflanzen sollen so natürlich wie möglich gedeihen. Verboten sind deshalb mineralischer Dünger und chemischer Pflanzenschutz. Dennoch warnt Schmaderer vor einer hundertprozentigen Erfolgsquote. "Die natürlichen Feinde des Gemüses, der Blumen, der Kartoffeln und der Salate heißen Mäuse, Schnecken, Hagel und Regen." Dies sei eben das Spannende und der Reiz dabei.

Apropos spannend: Wegen des anhaltend kalten Wetters konnten die Böden für die diesjährige Saison bislang noch nicht vorbereitet werden. Eigentlich sollten die Sonnenäcker Mitte April für das Aussäen bereit sein. Neuer Termin ist nun der 20. April. "Wir brauchen vor allem trockenes Wetter, damit die Böden weniger feucht sind", sagt Schmaderer. Warmer Frühlingsregen würde die Sache wieder erschweren. Die angehenden Hobby-Gärtner überbrücken die Wartezeit mit dem Anlegen kleiner Saatbeete zu Hause. Ja, Geduld gehört auch dazu. Wer jetzt noch Lust hat, im Jubiläumsjahr einen Sonnenacker zu pachten, der kann unter 08152/396 02 67 anfragen.

Im Oberland hat das Netzwerk Unser Land an folgenden Standorten Sonnenäcker: Dorfen (Gemeinde Icking), Otterfing, Miesbach (Au), Holzkirchen-Lochham. Zuständig für ddie Oberland-Sonnenäcker ist Adriane Schua, Telefon 08024/473512, E-Mail adriane.schua@miesbacherland.info

© SZ vom 09.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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