Starnberg:Der "Jurassic-Park" muss warten

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Kämpft schon seit Jahren vergeblich für eine Outdoorfitness-Anlage im Buzentaurpark, um sportliche Senioren zu erfreuen: Starnbergs ehemaliger CSU-Stadtrat Gerd Weger. (Foto: Nila Thiel)

Starnbergs Stadträte bewilligen zwar Geld für einen Senioren-Fitnessparcours, lehnen vorgeschlagene Standorte aber ab

Von Peter Haacke, Starnberg

Eher berüchtigt als berühmt sind Starnbergs Stadträte zuweilen für Entscheidungen, die nicht nur als überraschend, sondern auch als widersprüchlich interpretiert werden dürften. Ein Beispiel hierfür lieferte jüngst der 13-köpfige Bauausschuss, der zum wiederholten Mal über eine Herzensangelegenheit des langjährigen CSU-Stadtrats Gerd Weger beriet: Das Gremium befürwortete am Donnerstag zunächst mehrheitlich den Kostenrahmen für eine im März längst beschlossene Outdoorfitnessanlage für Senioren, lehnte anschließend aber die Errichtung des Parcours im Buzentaurpark mit sechs zu sieben Stimmen ab. Weger, der dem Gremium seit Mai nicht mehr angehört, sein Projekt aber bereits in trockenen Tüchern wähnte, versteht nun die Welt nicht mehr.

Seit Jahren kämpft Weger engagiert darum, auf den einstigen Schiffswiesen in Nachbarschaft zur Bayerischen Schifffahrtsgesellschaft fünf oder sechs nicht rostende Fitnessgeräte aufstellen zu lassen, an denen sich Senioren ertüchtigen könnten. Die Kosten für das - scherzeshalber auch schon mal "Jurassic Park" genannte - Fitnessareal beliefen sich nach vorsichtiger Schätzung der Verwaltung auf 66 000 Euro. Noch im Frühjahr hatte der Stadtrat nach langem Für und Wider mehrheitlich den kleinen Park am Nepomukweg als Standort für die Fitnessanlage favorisiert; die Geräte sollten entlang der Gebäude des Münchner Ruderclubs aufgestellt werden. Doch daraus wird nun nach einem kuriosen Votum vorerst nichts.

Den Ausschlag für die Ablehnung im Ausschuss dürfte eine eher kontraproduktive Stellungnahme der Stadtverwaltung gegeben haben. So konstatierte die Fachstelle "Grünplanung und Naturschutz", dass "die durch seine natürliche Gestaltung geprägte Parkanlage ( . . . ) durch die Errichtung einer Sportanlage aus Edelstahl mit entsprechend befestigten Flächen in seinem Gesamtcharakter aus Sicht der Verwaltung nachteilig beeinträchtigt" werde. Die Rasenflächen seien als "Liegewiese mit dem Zweck des Naturerlebnisses und der Ruhefindung am Seeufer angelegt". Zudem sei eine eventuelle Nutzung als Veranstaltungsfläche - etwa für Pfälzer Weinfest, Christkindlmarkt oder Strandgutmarkt - denkbar. Die Empfehlung der Verwaltung: Der Bauausschuss möge wegen Synergie-Effekten erneut die Kneipp-Anlage am Mühlbergschlößl als Alternativstandort für den Senioren-Fitnessparcours in Betracht ziehen.

Bürgermeister Patrick Janik stellte zwar klar, dass er die Ansicht der Fachstelle "Grünplanung" keineswegs teilt. Auch seine Stellvertreterin Angelika Kammerl (CSU) zeigte sich verwundert über den Vorschlag der Verwaltung. Doch womöglich öffnete sie die Büchse der Pandora mit dem Hinweis auf die angespannte Finanzlage der Stadt: Man solle den Fitnesspark erst 2022 realisieren. Marc Fiedler (FDP) schlug vor, das Projekt unter Vorbehalt der Haushaltsberatungen zu stellen. Und die BMS- und WPS-Vertreter, das Ehepaar Pfister und Johannes Glogger, lehnten den Seniorenparcours im Bürgerpark ohnehin stets ab. Und so kam es zu einer denkwürdigen Abstimmung, bei der eine Mehrheit im Gremium zwar dem Finanzrahmen zustimmte, dann aber sämtliche vorgeschlagenen Standorte für die Geräte ablehnte.

Doch endgültig erledigt ist das Projekt wohl noch nicht. Ziemlich sicher wird der enttäuschte Weger das Thema gemeinsam mit dem Seniorenbeirat und der CSU erneut aufgreifen. Ludwig Jägerhuber ("Wir werden nicht locker lassen") jedenfalls kündigte mit Hinweis auf den Beschluss vom März bereits einen Nachprüfungsantrag im Stadtrat an.

© SZ vom 23.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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