Messe:"Bis zum letzten Apfel"

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Bei der InnoSta-Messe im Landratsamt beschwören die Akteure den Markenstrategieprozess. Es geht um die Umsetzung der Kernwerte, die den Landkreis ausmachen. Die Wirtschaftsförderung arbeitet an einem Leitfaden

Von Otto Fritscher, Starnberg

"Die Vielfalt des Landkreises", das ist es, was nach Ansicht von Georg Scheitz die Gewerbemesse InnoSta im Landratsamt dokumentiert. Bei der Eröffnung sagte der stellvertretende Landrat am Freitagnachmittag, die Besucher der Messe könnten mit Betrieben "vom Handwerker bis zum IT-Spezialisten" in Kontakt kommen. Denn dieses "Netzwerken" sei der Grundgedanke der InnoSta, die im Zwei-Jahres-Rhythmus nun zum neunten Mal stattfindet. Zu kaufen gibt es am Samstag, wenn die Messe von 10 bis 17 Uhr geöffnet hat, nichts. Dafür aber eine Menge an Präsentationen, Vorträgen und auch Amüsements, wie etwa beim großen Flugzeugsimulator am Stand der Höhenrainer Firma Reiser Systemtechnik.

Schüler informieren sich im Starnberger Landratsamt am Stand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach der Eröffnung durch Scheitz kam erstmals Kathrin Kollmann, die neue Regionalmanagerin, zu einem großen öffentlichen Auftritt. Sie moderierte eine Diskussion über den "Markenstrategieprozess", ein Lieblingsprojekt ihrer Vorgängerin Verena Papke, die nach Berlin abgewandert ist. Welchen Nutzen dieser sperrige Prozess für Gemeinden und Unternehmen habe, war das Thema. So ganz klar wurde der Nutzen den meisten Zuhörern allerdings nicht. "Unser Landkreis ist super, wir müssen nur noch lernen, stolz darauf zu sein", sagte etwa Kraillings Bürgermeisterin Christine Borst. "Viele sagen: Das hier ist doch der Landkreis der Reichen und Schönen. Aber das ist zu kurz gegriffen", erklärte Javier Martin-Luis vom Hotel Marina in Bernried. Das Marina habe sein Marketing-Konzept anhand der Ergebnisse des Strategieprozesses neu aufgesetzt. "Jetzt ist alles aus einem Guss, das Hotel, das Restaurant, der Yachthafen und die Landwirtschaft." Thomas Vogl, Vorstandsmitglied der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg, verwies auf die Nachhaltigkeit. Und Christine Borst hatte noch einen Vorschlag, wie man den Wortwert "wertschätzend" in die Praxis bringen könnte: fruchtbarere Diskussionen in den Gemeinderäten.

"Naturgesund" ist einer der Kernwerte des Landkreises. Carola Petrone setze ihn in grüne Smoothies um, die auf der InnoSta probiert werden konnten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wie man die hehren Worte auf findige Weise umsetzen kann, beweist indes Carola Petrone. Die Wirtin vom "Il Plonner" in Oberpfaffenhofen münzt die Wortwerte, die Kernaussagen über den Landkreis, in der Cafeteria des Landratsamts in kleine Gerichte um. "Märchenhaft", das sind Cakepops, Teigbällchen mit Schokoladenüberzug in Form von Lutschern, "naturgesund" steht für grüne Smoothies, "privilegierte Lage" für so etwas Exklusives wie Andechser Dunkelbiertiramisu, bei dessen Zubereitung Landrat Karl Roth mithalf. Die Gäste zeigten sich nicht nur vom Geschmack der Speisen begeistert, sondern auch vom Ideenreichtum Carla Petrones. "Es reicht halt nicht, die Markenwerte auf eine Visitenkarte mit dem Foto des Landrats zu drucken", witzelte ein Gast.

Die Kommunen und Unternehmen sollen bei der Umsetzung der Marke auch nicht allein gelassen werden. Bei der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung wird zurzeit ein "Anwenderbuch" erarbeitet, wie GfW-Geschäftsführer Christoph Winkelkötter es nennt. Darin sollen Handreichungen für die konkrete Umsetzung der Markenwerte der "Region Starnberger/Ammersee" zu finden sein. Hinter den Kulissen laufen bereits die Vorbereitung für die Fusion des Tourismusverbandes mit der GfW, die 2016 erfolgen soll. Ein komplizierter Prozess. Das Ziel für den Landkreis Starnberg hatte Christine Borst bei der Podiumsdiskussion vorgegeben: "Die Marke Südtirol wird dort bis zum letzten Apfel gelebt."

© SZ vom 14.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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