Starnberg:Auf ganz dünnem Eis

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Obwohl die kleinen Seen fast schon zugefroren sind, warnen die Wasserwachten vor dem Betreten der Gewässer. Dennoch befürchten sie einen Ansturm.

Christiane Bracht

Eisstockschützen gehen auf dem Weßlinger See ihrem Hobby nach. Foto: Franz Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Zwei Wochen eisige Temperaturen haben die Seen zur Freude von Schlittschuhläufern und Eisstockschützen langsam erstarren lassen - allerdings ist auf Pilsensee und Wörthsee die Eishaut noch dünn. Davor warnt zumindest die Kreiswasserwacht. Die Retter beobachten die Seen genau und messen jeden Freitag die Eisstärke. Fünf bis zehn Zentimeter muss das Eis dick sein, um einen Menschen tragen zu können und es dürfen keine Lufteinschlüsse darin sein, erklärt Einsatzleiter Christian Schlosser.

Wintersportler warnt er davor, allzu leichtsinnig zu sein. Wörthsee und Pilsensee seien teils noch offen und was noch schlimmer ist: Die Eisdecke ist an vielen Stellen zugeschneit, sodass man die Löcher nicht sehen kann. Dennoch haben sich schon manche auf das Eis gewagt. "Am Weßlinger See habe ich sogar schon Mütter mit Kinderwagen gesehen", berichtet er "mit einem Naserümpfen". Auch wenn der Weßlinger See kleiner ist und schneller zufriert, so ist auch hier die Gefahr einzubrechen groß. Vor drei Jahren habe man in letzter Minute ein Baby im Kinderwagen vor dem eisigen Tod gerettet. An einer Stelle war die Eisschicht nur zwei Zentimeter dick, geau dort, wo der Kinderwagen stand, berichtet Schlosser. Zwar war der Vorfall nicht am Weßlinger See, doch an jedem der fünf Seen im Landkreis gibt es unterirdische Warmwasserquellen, die die Eisschicht an einigen Stellen sehr dünn werden lassen.

Am Wochenende fürchten die Retter wieder einen regelrechten Ansturm von Schlittschuhläufern, Spaziergängern und Eisstockschützen auf den drei kleinen Seen. Schon am Samstag vor zwei Wochen, als es gerade mal drei Tage kalt war, zog es zirka 200 Weßlinger aufs Eis. "Zum Glück ist nichts passiert", sagt Schlosser. Für das kommende Wochenende hat die Wasserwacht wieder erhöhte Alarmbereitschaft. Für die Aktiven heißt dies, sie sollten am Wochenende nicht Skifahren gehen oder Ausflüge planen, sondern zu Hause bleiben. Wenn nämlich viele Leute zum Schlittschuhlaufen auf den See gehen, müssen sie ihre Freizeit dort verbringen, um im Notfall jemanden schnell mit dem Eisrettungsschlitten aus dem Wasser ziehen zu können. Auch unter der Woche tragen die Ehrenamtlichen immer einen "Piepser", um bei einem Notruf schnell von ihrer Arbeit aufspringen und zum See fahren zu können. Aber auch die Retter begeben sich bei einem Einsatz in Lebensgefahr, betont Schlosser. "Ein Schritt zu viel und sie brechen ebenfalls ein oder sie rutschen aus und fallen mit dem Gesicht aufs Eis."

Wer sich aufs Eis wagt, sollte nie allein sein, rät der Einsatzleiter. Zudem sollte man einen Eispicker dabeihaben, um sich im Notfall selbst helfen zu können. Sie sind etwa zehn Zentimeter lang, wirken wie ein Spike. Man bekommt sie in Segelgeschäften. Die Wasserwacht empfiehlt, dass man sich möglichst am Rand aufhalten sollte. Bricht man ein, sollte man sich ruhig verhalten und um Hilfe rufen, niemals strampeln. Helfer sollten sich liegend zur Einbruchstelle vorrobben und einen Rettungsring werfen. "Niemals die Hand geben, da der Ertrinkende in seiner Panik den Retter mithineinziehen würde", so Schlosser. 2012 mussten vier Personen aus den Seen gezogen werden.

© SZ vom 15.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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