Starnberg:Alles leer, alles dicht

Lesezeit: 2 min

Das Hotel Bayerischer Hof ist das prominenteste Beispiel historischer Bauten in Starnberg, die zusehends verfallen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Bayerische Hof ist von Grund auf sanierungsbedürftig

Dass es um den "Bayerischen Hof" in Starnberg nicht gerade zum Besten steht, ist schon lange bekannt. Seit Jahren sind die oberen Stockwerke des Hotels gesperrt, die Deckenbalken biegen sich und die hoffnungslos veraltete Haustechnik stammt in vielen Teilen aus der Gründerzeit. Im Dezember 2020 treffen Stadtrat und Landratsamt nach einer Begehung mit Experten eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen: Das 1865 als erstes Hotel am Bahnhofsplatz errichtete Gebäude ist so marode, dass eine weitere Nutzung nicht mehr möglich ist. Betroffen ist nicht nur das Hotel, sondern auch das "Cafe Prinzregent" und die "Griechische Taverna". Wie marode das Haus tatsächlich ist, steht zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht fest, doch auch ein Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes steht zur Debatte.

Die Starnberger aber lieben das Stadtbild prägende Haus am Bahnhofsplatz, in dem schon Kaiserin Sisi ihren Kaffee mit Blick auf den See genossen haben soll. Überall in der Stadt regt sich Widerstand gegen die Abrisspläne, privat engagierte Fachleute untersuchen den Dachstuhl. Fast scheint es, als würde sich die schon einmal in der 1980er Jahren erbittert und hoch emotional geführte Debatte um den Erhalt des Bayerischen Hofes wiederholen.

Diesmal aber sind sich Bürgermeister Patrick Janik und der Stadtrat einig darin, alle weiteren Entscheidungen zur Zukunft des Hauses auf Basis von Fakten zu treffen. Alle Fraktionen sind aufgefordert, ihre Vorstellungen einzubringen. Dem Pächter des Hauses wird gekündigt, er will sich gegen den Rauswurf juristisch wehren. Der Wirt des griechischen Restaurants darf im Sommer noch einmal den Biergarten betreiben. Seit September ist das Haus leer.

Doch schnell ist man sich im Stadtrat auch einig darin, den Bayerischen Hof weder abzureißen noch zu verkaufen. Eine weitere Untersuchung zum Zustand des Gebäudes bestätigt die schlimmsten Befürchtungen. Das Fazit der Fachleute ist eindeutig: Der 155 Jahre alte Bayerische Hof ist marode und von Grund auf sanierungsbedürftig. Eine Wiederinbetriebnahme ist ausgeschlossen, die Mängelliste lang. Abgesehen von den schon seit 2012 bekannten statischen Mängeln fehlt es an Brandschutz und Fluchtwegen, von der Elektroanlage geht erhebliche Gefahr aus, die gesamte Wasserinstallation, aber auch der Küchenbereich ist technisch und hygienisch nicht mehr nutzbar, Feuchtigkeit führte im ganzen Haus zu Rissbildung.

Die Hoffnung ruht nun auf einer Ausschreibung: Verkauf kommt nicht in Frage, allenfalls eine Vergabe in Erbbaurecht. Auf der Wunschliste stehen Hotel, Gastronomie mit Gastgarten sowie gewerbliche und Wohnraumnutzung. Der Tag der Wiedereröffnung aber ist unabsehbar.

© SZ vom 28.12.2021 / phaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: