Standortplanung:Rotes Kreuz plant großes Zentrum in Pöcking

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Vize-Bürgermeister Albert Luppart weist Vorwürfe zurück, er könne Profit aus dem Projekt auf dem Friedinger-Areal ziehen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Auf dem Friedinger-Areal in Pöcking könnte schon bald ein großes Zentrum für den Starnberger Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) entstehen. Wie BRK-Kreisgeschäftsführer Jan Lang bestätigte, steht er im Kontakt mit den Erben des ehemaligen Bauernhofs in exponierter Lage an der Feldafinger Straße. Den möglichen Deal hat Pöckings Zweiter Bürgermeister und stellvertretender BRK-Kreisvorstand Albert Luppart eingefädelt. Allerdings sei er nicht in die Verhandlungen involviert, betonte er.

"Es war nur die Vermittlung eines Kontaktes", erklärte Luppart mit Blick auf Gerüchte, wonach er womöglich persönliche Vorteile aus dem Geschäft ziehen könnte. Neben seinem Job als Geschäftsführer der Peter-Maffay-Stiftung betreibt Luppart eine Finanz- und Immobilienberatungsfirma. Der Bereich Immobilien sei derzeit nicht aktiv, stellte er klar. Weil er darüber hinaus freundschaftliche Kontakte zur Erbengemeinschaft hat, waren die Planungen auch Thema auf der jüngsten Gemeinderatssitzung. Die CSU-Fraktion fragte nach, welche Rolle Luppart bei dem Geschäft einnehme. Führe er Verhandlungen mit der Gemeindeverwaltung als persönlicher Freund der Familie Friedinger, als Zweiter Bürgermeister oder als zweiter Stellvertreter im BRK-Kreisvorstand? Dabei könnte es zu einem Interessenskonflikt kommen, befürchtete die CSU. Wie Bürgermeister Rainer Schnitzler betonte, ist es weder zu einem Kontakt mit dem Rathaus gekommen, noch wurden Pläne vorgelegt.

Laut Luppart handelt es sich bislang lediglich um erste Sondierungen zwischen den Erben und dem BRK. Das Geschäft ist seiner Ansicht nach noch lange nicht in trockenen Tüchern. "Und ich habe gar nichts davon", erklärte Luppart. Er sei weder an den Verhandlungen beteiligt, noch bekomme seine Beratungsfirma eine Vermittlungsprovision. Er habe noch nie ehrenamtliche Tätigkeiten mit seinen Geschäften verbunden. "Da würde ich mich völlig unredlich verhalten." Wie Luppart erläuterte, wurde der Bauernhof im Jahr 2010 vererbt. Ein Erbe habe die Landwirtschaft übernommen und in den Außenbereich von Pöcking verlagert. Die Hofstelle mit Wohnhaus und Stallungen ging an eine Gemeinschaft von drei Erben.

BRK-Geschäftsführer Lang könnte sich durchaus vorstellen, dass die derzeit in Starnberg auf mehrere Standorte verteilte BRK-Geschäftsstelle mit ihren Dienstleistungen im Bereich Senioren und Pflege nach Pöcking verlagert wird. Allerdings verfügt das BRK nach seinen Angaben nicht über die finanziellen Mittel, um das Areal erwerben zu können. Man könne es lediglich als Träger mieten. Dafür müsse das Areal jedoch nach den Bedürfnissen des BRK ausgebaut werden. In das Wohnhaus könnte die Verwaltung einziehen.

Die Stallgebäude würden abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Dort könnte der ambulante Pflegedienst für den gesamten Landkreis, der hauswirtschaftliche Dienst, das Essen auf Rädern, der Hausnotrufdienst sowie der Dienst für internationale Kranken- und Seniorentransporte und die Offene Behindertenarbeit gesteuert werden. Eventuell könnten auch Dienstwohnungen oder Wohnungen für Senioren entstehen, falls es einen Bedarf gebe. Die Machbarkeitsstudie soll nun klären, ob ein weiterer Neubau in hinteren Teil des Areals entstehen könnte. Dort ist ein Baufeld im Bebauungsplan ausgewiesen. Laut Luppart sind nun Gespräche geplant zwischen dem beauftragten Architekten und der Gemeindeverwaltung. Sollten die Planungen positiv bewertet werden, müsse der Gemeinderat entscheiden. Dennoch könnte das Vorhaben seiner Ansicht nach noch immer scheitern, beispielsweise, wenn das geplante Zentrum zu teuer für das BRK würde. Laut Lang steht bislang noch nicht einmal fest, ob die Erbengemeinschaft die Baumaßnahmen selbst finanzieren will oder ob sie sich einen geeigneten Investor sucht. Der Rettungs- und Katastrophendienst jedenfalls bleibt in Starnberg. Diese Standorte seien genau festgelegt, daran könne nicht gerüttelt werden, so Lang.

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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