Stadtfest Starnberg:Mit Regenschirm ins Rennen

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Etwa 330 Teilnehmer beim Stadtlauf trotzen dem Wetter - ebenso wie viele andere Menschen, die das ganze Wochenende feiern. Hunderte bummeln allein in der Kulturnacht von Bühne zu Bühne.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Regen, Regen, Regen - es will gar nicht mehr aufhören. Doch von den Sportlern, die sich an diesem Sonntagmorgen ihre Nummern für den ersten Stadtlauf in Starnberg abholen, geht kein einziger besorgter Blick zum Himmel. "Das Wetter hält mich nicht ab", sagt Sabine Luidl aus Traubing. Für Maja Kadegge aus Starnberg ist die Teilnahme reiner Spaß, trotz des schlechten Wetters. "Auch wenn ich als Letzte ankomme." Stadtrat Stefan Frey nimmt den strömenden Regen mit Humor. Nach der Demonstration beim ersten Spatenstich für den Tunnel am Freitag brauche er jetzt eine Abkühlung, witzelt er und hofft, dass er die 7,5 Kilometer lange Strecke durch die gesperrte Innenstadt in 30 Minuten schafft. Der Landtagskandidat der Freien Wähler, Thorsten Schüler, nutzt den Stadtlauf, um per Aufdruck auf seinem T-Shirt Wahlwerbung zu machen.

"Den Lauf ziehen wir jetzt durch", sagt Sarah Buckel vom Amt für Standortförderung, die das Stadtfest federführend organisiert hat. Knapp 300 Sportler im Alter zwischen 14 und 74 Jahren hatten sich für den ersten Wettlauf in der Kreisstadt angemeldet. Etwa 250 davon sind angetreten, darunter auch Peter Buckel, der Vater von Sarah Buckel. Obwohl ihr Vater noch nie an einem Wettlauf teilgenommen hat, ist er mehr als 200 Kilometer angereist. Sarah Buckel freut sich, dass nicht nur die Mitarbeiter der Stadt zusammengeholfen haben, um die dreitägige Veranstaltung zu organisieren, sondern auch Starnberger Geschäftsleute, wie etwa Miko Lier vom gleichnamigen Sportgeschäft, der die Laufshirts für dieses Event gedruckt hat.

Es sind nur noch zwei Minuten bis zum Start. Die Läufer sammeln sich und ziehen ihre Regenkleidung aus. Die Kirchenglocken läuten, ein Hund bellt und die wenigen Zuschauer, die sich am Kirchplatz eingefunden haben, zählen rückwärts, bis Bürgermeisterin Eva John den Startschuss gibt. Die Sportler laufen los. Sarah Buckel fährt mit dem Fahrrad voraus, um die Strecke freizuhalten. Ein Sportler will offenbar nicht nass werden und läuft mit Regenschirm. Eine Frau hat sich einen Müllsack als Regencape umgebunden. Schon 15 Minuten später haben die ersten Sportler die erste von insgesamt zwei Runden absolviert und werden begeistert angefeuert. "Nächstes Jahr laufe ich auch mit", sagt eine Zuschauerin. Nach knapp 27 Minuten läuft der Starnberger Markus Westermeier als Erster ins Ziel, dicht gefolgt von dem 17-jährigen Noah Thösen von den Trisportlern Hochwald und Robin Frost vom Team Forever Nordic. Nina Borowy vom TSV Penzberg kommt als erste Frau zwei Minuten später an. Alle Läufer sind nass bis auf die Haut, manche sind merklich erschöpft, manche sind auch am Ziel noch entspannt, andere haben sogar ein Lächeln auf den Lippen.

Die Starnberger Kulturnacht am Freitag war ebenfalls ein voller Erfolg. Sie wurde von den Kindern der Fünfseenschule an der Hauptbühne am Starnberger Kirchplatz mit heißen Rhythmen und Tanz eröffnet. An jeder Straßenecke spielten Bands. Es gab Jazz, Tango und Lesungen, dazu Weinproben, Whiskyempfang und italienische Schmankerl. Ob Kasperltheater, Gemäldeausstellungen oder Erzählungen: An dem lauen Abend bummelten Hunderte Besucher von Event zu Event und von Bühne zu Bühne. Großer Andrang herrschte beim Burghofsingen, auch die Leiterin der Stadtbücherei, Bettina Degenhart freute über die vielen Besucher, die zum Impro-Theater gekommen waren.

Für die Ausstellung "Der Starnberger See und seine Maler" hatte die Inhaberin der Galerie Thoma, Doris Welker, Werke von bekannten Starnberger Künstlern aus verschiedenen Epochen bis heute zusammengetragen, von Franz Graf von Pocci über Fritz Osswald, Paul Thiem bis hin zu Reiner Wagner. Als Höhepunkt las Schauspielerin Marianne Sägebrecht "Schaurig-heitere Geschichten und Moritaten über den Starnberger See", die musikalisch untermalt wurden von der Geigerin Andrea Schumcher vom Kammerorchester München. Die Besucher saßen dicht gedrängt, einige mussten die Lesung draußen vor der Türe im Stehen verfolgen.

Selten sind in Starnberg so viele Menschen unterwegs, wie an diesem Wochenende. Selbst nach zehn Uhr abends waren die Lokale in der Innenstadt noch brechend voll. "Ich habe das Fest sehr genossen", schwärmte Bürgermeisterin Eva John. Von den Besuchern habe sie ebenfalls nur Gutes gehört. Laut John soll das Stadtfest jedes Jahr wiederholt werden. Für die Nacht der langen Tafel werde es aber künftig einen Ausweichtermin geben.

© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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