Sport:"Wir waren es Herrsching nicht wert"

Lesezeit: 3 min

Die Bundesliga-Volleyballer wollen spätestens in drei Jahren in Fürstenfeldbruck aufschlagen, wo sie den Bau einer Multifunktionshalle planen. Auf die heimische Politik ist Manager André Bugl nicht gut zu sprechen

Von Interview von Carolin Fries

Was war die Freude in der Gemeinde groß, als die Herrschinger Volleyballer vor sechs Jahren in die Erste Bundesliga aufstiegen. Sie durften sich sogar ins Goldene Buch eintragen. Nun sieht alles danach aus, dass der selbsternannte "Geilste Club der Welt" künftig in Fürstenfeldbruck aufschlägt. Der dortige Hauptausschuss hat am Dienstagabend einstimmig beschlossen, die Pläne der aus dem Verein ausgegliederten "GCDW Home of Volleyball GmbH" für den Bau einer Multifunktionshalle am Westrand der Stadt weiterzuverfolgen. Der Herrschinger Marketingmanager André Bugl war am Mittwochmorgen noch ganz euphorisch.

SZ: Eine Arena für rund 3000 Zuschauer im benachbarten Fürstenfeldbruck, geschätzte Kosten von fünf Millionen Euro. Wie ernst ist es Ihnen damit?

André Bugl: Seit sechs Jahren schon sind wir bereits auf der Suche nach einer geeigneten Spielstätte, weil die Nikolaushalle in Herrsching nicht bundesligatauglich ist. Es gibt ein Konzept, es gibt potenzielle Investoren - bislang aber gab es keine Kommune oder Stadt, die Hand in Hand mit uns gehen wollte. Der Beschluss vom Dienstagabend freut uns deshalb sehr.

Auch in Herrsching stand man den Plänen anfangs positiv gegenüber, bevor der Gemeinderat sich dann 2017 doch gegen das Projekt entschied.

Dort gab es von Anfang an gemischte Gefühle. Ich hatte nie das Gefühl, dass dort begriffen wurde, was für eine Chance das für den Ort bedeutet. Auch in Fürstenfeldbruck kann der Bau noch an den unterschiedlichsten Dingen scheitern, wir stehen ganz am Anfang. Doch die Bereitschaft ist von allen Seiten da.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Bis 2021/22 soll das Vorhaben konkrete Formen angenommen haben, ob wir die Saison dann schon dort spielen werden, will ich gar nicht festzurren. Am kommenden Mittwoch berät noch der Bauausschuss, dann gilt es, unser Konzept für FFB maßgeschneidert zu machen, heißt wir werden Gespräche mit den Vereinen, dem Sportbeirat und allen weiteren Stakeholdern bei dem Thema suchen.

Gespielt wird aber weiterhin in Herrsching?

Ja, die Sondergenehmigung läuft noch für die nächsten drei Jahre. Wir werden Herrsching und die Strukturen des TSV auch nie komplett verlassen. Dort läuft weiterhin die Jugendarbeit und der Breitensport. Fürstenfeldbruck würde aber die neue Heimat für die Bundesligamannschaft.

Und wenn die Volleys absteigen - steht dann die Arena in Bruck leer, wie der Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller es für seine Gemeinde befürchtet hat?

Hätte er das Konzept verstanden, dann wüsste er, dass die Volleys mit ihren 13 Spielen pro Saison nur einer von zahlreichen Mietern sein werden. Die Arena muss sich unabhängig davon tragen.

Hätten Sie sich mehr Unterstützung von der Gemeinde Herrsching gewünscht?

Wir können in der Nikolaushalle nur ein Mal in der Woche trainieren und haben das auch nie reklamiert, von wegen die Handballer oder andere Sportarten müssen ihre Zeiten abgeben. Unsere Profis aber trainieren zweimal täglich, sie fahren dafür in diverse Hallen nach Gilching, Starnberg, München, Hechendorf. Die Gemeinde zahlt uns dafür einen Zuschuss. Dafür sind wir dankbar, damit lassen sich die Kosten aber nicht ansatzweise decken. Ich wüsste nicht, welche Unterstützung wir sonst noch kriegen, das Internet haben wir selbst in die Halle gebracht, die Technik auch. Im besten Falle hat man uns keine Steine in den Weg gelegt.

André Bugl ist Marketingmanager des "Geilsten Clubs der Welt". Dass die Volleyeball-Bundesligisten eine neue Halle in Fürstenfeldbruck bauen dürfen, freut ihn. In Herrsching hat den Sportlern die Unterstützung gefehlt. (Foto: Arlet Ulfers)

Das klingt nach einem angespannten Verhältnis.

In Herrsching heißt es grundsätzlich eher "nein". Verstehen Sie mich nicht falsch, kritische Fragen sind wichtig. Und eine Arena ist definitiv eine Herausforderung, das haben wir auch nie geleugnet. Aber sie hätte Herrsching kulturell und wirtschaftlich bereichert. Es kann nicht im Interesse einer Gemeinde sein, ein toter Ort nur mit See zu sein. Am Ende muss man wohl sagen, waren wir es Herrsching nicht wert.

Gab es denn keine Unterstützung von Seiten des Landkreises?

Man hat sich viel gesonnt in unserem Glanz, und oft haben wir Lobeshymnen erhalten. Wir hatten auch nie vor, den Landkreis zu verlassen. Bei der Suche nach einem Grundstück aber gab es traurigerweise nicht einmal das Mindestmaß an Unterstützung, etwa dass man einen Kontakt in die Gemeinden vermittelt oder ähnliches. Für uns machte es oft den Eindruck, als sei es hier den politischen Amtsträgern schlichtweg egal. Aber aus den letzten Jahren sind wir ja bekannt dafür, dass wir im Zweifel selber eine Lösung für unsere Probleme finden.

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: