Spende:Einsatz in Rechmaya

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Für libanesische Feuerwehrleute bestimmt: Brigitte Kössinger und Hans Haslberger (li.) übergeben Christian Springer das Löschgruppenfahrzeug. (Foto: Arlet Ulfers)

Gauting überlässt Christian Springers Verein "Orienthelfer" ein ausrangiertes Löschgruppenfahrzeug. Das 23 Jahre alte Feuerwehrauto soll in einem Ort Dienst tun, der jährlich 800 Brände verzeichnet

Von Blanche Mamer, Gauting

Für den Kabarettisten Christian Springer ist es selbstverständlich, zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Das habe er von seiner Mutter gelernt, erzählt er am Mittwoch bei der Übergabe eines ausrangierten Löschfahrzeugs der Gautinger Feuerwehr. "Sie sagte, Bub, wenn einer hinfällt, gehst du hin und hilfst ihm auf. So bin ich aufgewachsen. Und aus diesem Grund habe ich 2012, als die Syrienkrise begann und ich vom Elend der Flüchlinge in den Camps im Libanon erfuhr, den Verein 'Orienthelfer' gegründet", sagt Springer. Zusammen mit seinem Team hat er bis heute zirka 14 Millionen Dollar gesammelt.

Das große Löschgruppenfahrzeug 16/12, Baujahr 1996, war 21 Jahre im Dienst der Gautinger und wurde 2018 ersetzt. Es entspricht nicht mehr den aktuellen Sicherheitsstandards, sagt Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. Es sei aber sehr gut in Schuss und werde sicher noch einige Jahre im Libanon von großer Hilfe sein. Empfänger ist die Gemeinde Rechmaya, die nach eigenen Angaben etwa 800 Brände im Jahr zu bekämpfen hat. Doch es fehlt die Ausrüstung. Ein Hilferuf aus dem libanesischen Parlament erreichte die "Orienthelfer", die bereits zahlreiche Fahrzeuge, von der Ambulanz über den Müllwagen bis zum Löschauto in Krisengebiete im Nahen Osten gebracht haben. Über den Kontakt zum Gautinger Unternehmensberater Hans Haslberger, seit 30 Jahren Mitglied der Feuerwehr, gelangte die Anfrage ins Gautinger Rathaus. "Die Gemeinderäte haben sofort zugestimmt, dass wir das Fahrzeug an die Orienthelfer übergeben. Doch einige Bürger haben opponiert. Die Gemeinde müsse doch sparen, verschenke aber ein Feuerwehrauto", sagt Kössinger und betont, sie finde die Aktion sehr sinnvoll.

Haslberger wird gemeinsam mit seinem Kameraden, dem Feuerwehrmann Holger Hack, das Fahrzeug in den Libanon überführen. Beide sind nicht das erste Mal unterwegs. Größte Hürde sei der Zoll, erklärt Haslberger. Denn der Verein, der sich ganz aus Spenden finanziert, könne keine Schmiergelder zahlen. Zuerst habe es geheißen, es dürften keine alten Fahrzeuge mehr eingeführt werden, doch das Problem sei gelöst. Bisher habe jede Überführung geklappt. "Es gibt immer einen Weg", sagt er. Mehr als einmal habe er auch die dortigen Helfer einweisen und sogar fürs Feuerlöschen schulen müssen. Mit rudimentären Sprachkenntnissen, etwas Arabisch, etwas Englisch und mit Händen und Füßen habe die Verständigung geklappt.

Die meisten Brände in den Flüchtlingslagern entstehen im Sommer durch zunächst kleine Unfälle. Da falle ein Kocher um, das Feuer breite sich rasend schnell aus. Oder jemand zapfe ohne Sicherung die Stromleitung an. Die größten Probleme in den Camps seien aber die mangelnde Hygiene und ein fehlendes Abwassersystem. Die meisten Flüchtlinge könnten sich keine Seife und Reinigungsmittel leisten.

Springer berichtet über die Situation im Libanon, einem Land mit vier Millionen Einwohnern, das neben 450 000 palästinensischen Flüchtlingen, die über Jahren aus den besetzten Gebieten geflohen sind, nun auch 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen habe. 80 Prozent seien Mütter mit Kindern, die auch nicht zurückgehen könnten. "Es ist eine gewaltige Katastrophe, die sich da entwickelt. Die Kinder haben keine Schulbildung, die Flüchtlinge dürfen nicht arbeiten. Wenn eine Mutter zu Beginn der Krise mit ihrem zehnjährigen Bub geflohen ist, dann ist der heute 18 und wird, sobald sie an die Grenze kommen, als Soldat zwangsrekrutiert und zum Kämpfen gezwungen." Jedenfalls müsse man in den Flüchtlingslagern im Libanon investieren, damit man später nicht das Zehnfache zahlen müsse.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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