Neubauprojekt:Siemens bleibt in Feldafing

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Der Siemens-Konzern will auf seinem Gelände in Feldafing einen Neubau zur Schulung von Führungskräften errichten. Für das neue Gebäude will man vorwiegend nachwachsende Baumaterialien verwenden. Darüber hinaus sollen Strom und Heizungsenergie möglichst selbst produziert werden. Grafik: Siemens (Foto: N/A)

Das 1974 erbaute Schulungszentrum für Führungskräfte des Konzerns soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die Verantwortlichen sprechen von einem "Leuchtturmprojekt der Nachhaltigkeit".

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Der Siemens-Konzern wird sein "Global Leadership Center" (GLC) in der Siemensstraße in Feldafing durch einen Neubau ersetzen. Ein erstes Konzept wurde am Dienstag im Gemeinderat vorgestellt. Der Entwurf richtet sich weitgehend nach dem 50 Jahre alten Gebäudebestand, der sich zurückhaltend in das 36 000 Quadratmeter große Gelände einfügt. Bürgermeister Bernhard Sontheim wertete es als sehr gute Nachricht, dass der Siemens-Standort in Feldafing erhalten bleibt. Es sei kein Geheimnis, dass es andere Überlegungen gegeben habe.

Tatsächlich hatte es insbesondere wegen der nicht gerade optimalen Anbindung an den Flughafen große Bedenken seitens des Konzerns gegeben, räumte der zuständige Siemens-Mitarbeiter Oliver Jaroschek gegenüber der SZ ein. Doch letztendlich habe die "emotionale Bindung" an Feldafing überwogen. Das Schulungszentrum für Siemens-Führungskräfte war 1974 gebaut worden. Eine Sanierung des knapp 50 Jahre alten Gebäudes sei aber nicht mehr rentabel, erklärte Jaroschek. Nun soll auf dem Areal in Bestlage ein "Leuchtturmprojekt der Nachhaltigkeit" entstehen, wie es in dem Konzept heißt. Das lasse sich im Bestand jedoch nicht verwirklichen. Siemens hatte bereits vor 18 Monaten das Münchener Architekturbüro Meck unter drei Bewerbern ausgewählt. Wegen der konzerninternen Umstrukturierungen sei die Vorstandsentscheidung aber erst ein Jahr später erfolgt.

Nach Angaben des beauftragten Architekten Axel Frühauf sollen die bestehenden Gebäude abgerissen werden. Das neue Schulungszentrum mit Tiefgarage und einer Geschossfläche von bis zu 13 000 Quadratmetern soll im gleichen Baufeld entstehen und nur geringfügig größer werden. Die bis zu 25 Meter hohen Bäume sollen weitgehend erhalten werden. Der größte Teil der Neubauten soll zweistöckig in den Hang hinein gebaut und so gegliedert werden, dass von jeder Etage aus ein direkter Gartenzugang möglich ist. Wie der Architekt betonte, handelt es sich um ein "sehr stark horizontal angelegtes Haus". Lediglich die beiden Gebäudeteile für den Hotelbereich sollen von bislang drei auf vier Stockwerke erhöht werden. Dies sei weniger "dem phänomenalen Blick" geschuldet, sondern vielmehr dem Lärmschutz, um die geplanten 120 Zimmer von der Bahnlinie abzuschirmen. Die Gebäude fügten sich durchaus ein, da die Klinik in der Nähe fünf Stockwerke hoch sei, erklärte er.

Laut Aufgabenstellung war dem Konzern insbesondere der Nachhaltigkeitsgedanke wichtig. Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen, ein gutes Raumklima sei ebenfalls wichtig, erklärte der Planer. Für die geplanten Gebäude sollen vorwiegend nachwachsende Baumaterialien - beispielsweise Holzkonstruktionen - verwendet werden. Darüber hinaus sollen Strom und Heizungsenergie nach Möglichkeit selbst produziert werden, sagte der Architekt. Ein konkretes Konzept liegt laut Frühauf bislang aber noch nicht vor.

Gemeinderat Michael Keltsch (AUF) bedauerte, dass Siemens zu wenig präsent sei in Feldafing. Doch der Rathauschef verwies darauf, dass dies den extrem hohen Sicherheitsanforderungen geschuldet sei. Das GLC sei ein Schulungszentrum für Führungskräfte. "Hier fallen wichtige Entscheidungen", sagte Sontheim. In den seltenen Fällen, in denen der Gemeinderat in dem Gebäude gewesen sei, hätten Techniker hinterher die gesamte Anlage überprüfen müssen. Die Anregung von Keltsch für den Baustellenverkehr die Zufahrt im Bereich der Bundeswehr zu nutzen, griff Sontheim indes gerne auf. Er wolle sich bemühen, eine entsprechende Erlaubnis noch vor Baubeginn zu bekommen, versprach Feldafings Bürgermeister.

Die Realisierung der Planungen wird allerdings noch eine Weile dauern, da zunächst der Bebauungsplan geändert und darüber hinaus auch ein städtebaulicher Vertrag mit Siemens abgeschlossen werden muss. Für die Zeit zwischen Abriss des Altbestands und Fertigstellung des Neubaus sucht Siemens laut Jaroschek zudem ein Ausweichquartier in Feldafing.

© SZ vom 20.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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