Seeshaupt:Wogen ein wenig geglättet

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Dauercamper bekommen etwas mehr Zeit, um ihre Wohnwagen abzubauen

Von Christian Deussing, Seeshaupt

Der Konflikt um die komplette Räumung des Campingplatzes in Seeshaupt ist vorerst entschärft. Am Runden Tisch haben Gemeinde und Dauercamper am Dienstag in einer offenbar konstruktiven Diskussion einen Kompromiss gefunden. Zwar müssen die Dauercamper bis Ende März ihre Parzellen auf dem etwa vier Hektar großen Areal verlassen haben, können aber wegen des langen Winters an bestimmten Wochenenden noch bis zum 30. Mai ihre Wohnwagen und Vorzelte abbauen, sagte Bürgermeister Michael Bernwieser auf Anfrage der SZ. Die komplette Sanierung mit Brandschutz und neuem Abwassersystem, einem Kiosk am Badestrand, dem Bau von Hütten sowie einer renovierten Pächterwohnung wird weit mehr als eine Million Euro kosten. Die neuen Verträge für etwa 60 Dauercamper, die zuletzt um die 2000 Euro jährlich an Pacht gezahlt haben, werden laut Bernwieser vorgelegt, wenn "klare Verhältnisse" vorliegen. Das könne aber erst in einigen Monaten sein. Der Campingplatz soll zum 1. April 2016 wieder eröffnet werden.

Allerdings empfinden es noch immer viele Dauercamper als "Schikane", dass sie ihren Platz für eine komplette Saison räumen müssen und deshalb hohe Einbußen erleiden. Zum Beispiel Gertrud und Wilhelm van der Lelij aus München. Sie fühlten sich auf dem naturbelassenen Campingplatz seit 30 Jahren stets wohl und ärgern sich jetzt über den erzwungenen Abbau ihres Domizils auf ihrer 130 Quadratmeter großen Fläche. Trotzdem hat sich das Ehepaar vorsorglich für die spätere Zeit unter einem neuen Pächter angemeldet. "Aber wir hängen leider noch in der Luft", klagen sie.

Empört ist Peter Schnetjöcke über die Pläne der Gemeinde, die nun Parzellen wie "auf dem Reißbrett" entwerfen wolle. Der 68-Jährige spricht von einem "totalen Schock". Andere Langzeitcamper sind entsetzt, dass vor kurzem 36 teilweise 20 Meter hohe Bäume gefällt worden sind, die überwiegend gesund gewesen seien. Wegen des "Kahlschlags und dem Frevel an der Natur" im Landschaftsschutzgebiet hatten zwei Camper den Grünen-Landtagsabgeordneten Christian Magerl eingeschaltet.

Bernwieser verweist insoweit auf die Genehmigung des zuständigen Landratsamtes. Wegen der Verkehrssicherheit und des "schlechten Pflegezustands" hätten die 36 Bäume Ende Februar "generalstabsmäßig" gefällt werden müssen - und es würden noch viele dazu kommen, kündigte er an. Aber natürlich würden Ersatzpflanzungen vorgenommen und die Eichen erhalten bleiben, versicherte der Rathauschef.

Dagegen bedauert einer der Dauercamper, dass mit dem neuen und einheitlichen Parzellenformat der Seeshaupter Campingplatz seinen "ursprünglichen Charme" verlieren werde. Deshalb würden viele der bisherigen Stammcamper dieses Areal für immer verlassen. Sehr ärgerlich sei auch, dass sie nun "unter Druck und zudem mit enormen Verlusten" wegziehen müssten. Der potenziell neue Pächter Matthias Lederer hat übrigens noch nicht den Vertrag mit der Gemeinde unterschrieben - der Bürgermeister rechnet aber fest damit.

© SZ vom 12.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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