Umweltschutz:Streit über Gewerbegebiet in Seefeld

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Petition gegen ein Gewerbegebiet im Aubachtal: Constanze Gentz vom Bund Naturschutz (4. von rechts) zeigt Bürgermeister Wolfram Gum den Text. (Foto: Nila Thiel)

Hitzige Debatte im Seefelder Gemeinderat. Besonders eine Bebauung des Aubachtals ist umstritten. Jetzt werden mehrere Standorte geprüft.

Von Christine Setzwein, Seefeld

Der Appell von Josef Wastian (FWG) an seine Gemeinderatskollegen, man möge doch wieder anständiger miteinander umgehen, verhallte so schnell, wie er ausgesprochen war. Nur einige Sekunden später stritten Robert Schindlbeck (CSU-Fraktion) und Robert Benoist (Grüne) wie eh und je. Die vorangegangene Debatte über mögliche Gewerbegebiete in Seefeld hatte alle Gemüter erhitzt - die der Gemeinderäte und die der weit mehr als 100 Zuhörer, die sich im Sitzungssaal drängten.

Angeheizt worden war die Stimmung schon im Vorfeld durch eine Petition, die der Seefelder Bund Naturschutz, unterstützt von der Bürgerinitiative Eichenallee, im Internet gestartet hatte. "Kein Gewerbegebiet im Aubachtal an der Eichenallee" ist sie überschrieben, bis Mittwochnachmittag wurden bereits mehr als 1700 Unterschriften gezählt. Vor der Gemeinderatssitzung am Dienstag präsentierten die Initiatoren auf einem Plakat eine erste Zwischenbilanz.

Die Lager sind klar: Bürgermeister Wolfram Gum, seine CSU-Fraktion, FWG, FDP und BVS sind der Meinung, Seefeld brauche dringend mehr Gewerbe, Grüne und SPD wollen die Landschafts möglichst wenig versiegeln lassen und schon gar nicht im Aubachtal. Auf der Tagesordnung am Dienstag standen zwei Anträge der FPD und von fünf CSU-Gemeinderäten. Sie fordern für ein Areal südlich von Gut Delling ein naturschutzfachliches Gutachten, ob dort Gewerbeansiedlung überhaupt möglich sei. Den Ortsentwicklungsprozess abzuwarten, dauere zu lange, weil Seefeld unbedingt mehr Gewerbesteuereinnahmen brauche. Und bis sich der neue Gemeinderat richtig eingearbeitet habe, verginge auch zu viel Zeit, so die Begründung.

Grüne und SPD sehen das anders. "Da wird das Pferd von hinten aufgezäumt", sagte Sonja Hoppe (Grüne). Die Zukunft der Gemeinde solle Schritt für Schritt in einem Ortsentwicklungskonzept erarbeitet werden. Und überhaupt müsse man doch zuerst mit dem Grundstückseigentümer - der Stadt München - reden.

Das habe er bereits gemacht, sagte der Geschäftsführer von TQ Systems, der in der Sitzung Rederecht bekam. Von Detlef Schneider, dessen Firmensitz Gut Delling ist, kam überhaupt der Vorschlag, in seiner Nachbarschaft ein Gewerbegebiet auszuweisen. Nicht für ihn, er sei versorgt, aber zum Beispiel für innovative, CO₂-neutrale Start-ups etwa. In München sei sein Vorschlag mit "Wohlwollen" aufgenommen worden. Die Stadt sei froh um jeden Pendler, der nicht nach München zur Arbeit müsse. Laut Benoist stimmt das alles nicht. In München wisse man von nichts.

Stefan Futterknecht vom Bauamt machte schließlich den Vorschlag, statt eines naturschutzfachlichen Gutachtens einen Scoping-Termin anzuberaumen. Da treffen sich dann alle Fachbehörden und erörtern etwa die Frage der Eignung eines Standortes als mögliche Gewerbefläche. In diesem Zusammenhang würden neben naturschutzfachlichen auch weitere Belange wie die der Raumordnung und Landesplanung, des Landschaftsschutzes und der Wasserwirtschaft geprüft. Das soll nun nicht nur für Gut Delling gelten, sondern gleichzeitig für weitere mögliche Alternativstandorte für Gewerbeansiedlungen. Das Scoping-Verfahren wurden gegen vier Stimmen beschlossen.

"Uns fehlen im Jahr zwei Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen", sagte Gum. Dazu brauche es aber kein Gewerbegebiet von 15 Hektar Größe - diese Zahl wird immer wieder genannt -, sondern nur drei bis vier Hektar.

© SZ vom 16.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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