Schulanfang:Allein zur Schule

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Zu Beginn des neuen Schuljahres fehlen noch in vielen Gemeinden Verkehrshelfer. Der ehrenamtliche Dienst als Schülerlotse ist allerdings wenig beliebt

Von Elena Adam, Starnberg

Sämtliche Verkehrszeichen sind in Deutschland mit Nummern verzeichnet. Das ist nicht verwunderlich und sicherlich auch notwendig. Autofahrer müssen nicht auswendig wissen, welches Zeichen welche Nummer trägt, zum Glück. Dem Schild mit der Nummer 356 kommt im Straßenverkehr allerdings häufig zu wenig Beachtung zu. Es wird übersehen, belächelt und beschmiert. Darauf zu sehen ist ein symbolisch dargestellter Mensch mit einer Art Tennisschläger in der Hand; im Hintergrund laufen zwei kleine Menschen von rechts nach links. "Verkehrshelfer" steht in weißer Schrift auf blauen Grund geschrieben. Witzbolde malen gerne zwei weitere Tennisschläger in die Hände der beiden kleinen Menschen.

Natürlich soll das Gerät in der Hand der Figur keinen Tennisschläger, sondern eine Winkerkelle darstellen und das Männchen einen Schülerlotsen. Die Realität sieht schöner aus: 300 ehrenamtliche Schulweghelfer regeln ab dem 16. September den Verkehr in und um Starnberg, denn dann ist Schulanfang und viele Erstklässler erkunden in dieser Zeit ihren Schulweg. "Die Verkehrshelfer sind enorm wichtig und für uns nicht mehr wegzudenken", sagt Verena Becht von der Kreisverkehrswacht in Starnberg. "Allerdings wird es für uns immer schwieriger, die Ausstattung für sie bereit zu stellen. Wir sind auf Spenden angewiesen." Die Ausstattung umfasst eine Jacke für kalte Tage, einen Regenüberwurf und eine Kelle. Alles zusammen kostet 240 Euro. Mit dieser Ausrüstung stattet die Kreisverkehrswacht die Gemeinden aus - was fehlt, sind weitere Ehrenamtliche, die sich als Schulweghelfer im Straßenverkehr engagieren möchten.

Jedes Jahr im September beginnt wieder ihre ehrenamtliche und verantwortungsvolle Tätigkeit: die Schülerlotsen. (Foto: Fuchs)

"Genügend Verkehrshelfer haben wir nie", sagt Dieter Braunstein von der Gemeinde Gauting. "Ab sofort rückt bei uns ja die Kreuzung am Hauptplatz in den Fokus, weil die Grundschule umgezogen ist. Fünf oder sechs weitere Helfer brauchen wir dringend." Auch in Tutzing ist das Thema Verkehrshelfer ein Dauerbrennpunkt. "Wir suchen dringend", sagt der Geschäftsleiter der Gemeinde, Marcus Grätz. "Derzeit gibt es nur zwei Ehrenamtliche, die sich abwechseln. Besonders die Kreuzung Kirchenstraße/Traubinger Straße und die Oskar-Schüler-Straße sind gefährliche Übergänge. Dort würden wir gerne noch Helfer einsetzen." Die Gemeinde Schondorf am Ammersee sucht sogar per Rundschreiben Verkehrshelfer für das neue Schuljahr. Der Arbeitsaufwand ist dabei überschaubar; nur an einem Wochentag und im Turnus von zwei Wochen sollen die Ehrenamtlichen eingesetzt werden und etwa eine halbe Stunde lang den Verkehr regeln. Für den Zebrastreifen direkt vor der Schule, an der Uttinger Straße, der Landsberger Straße und St.-Anna-Straße werden noch Helfer benötigt.

Aber es gibt auch Positivbeispiele im Landkreis; die Gemeinde Andechs hat keine Probleme, Ehrenamtliche für den Einsatz als Schulweghelfer zu finden. "Zur Zeit brauchen wir niemanden. Die Eltern der Grundschüler übernehmen das. Insgesamt können wir auf 18 Schulweghelfer zurückgreifen, das funktioniert sehr gut", sagt Peter Kirchbichler von der Gemeinde.

Dass nicht nur Grundschüler Unterstützung bei ihrem Schulweg brauchen, hat die Kreisverkehrswacht schon mehrfach in Herrsching beobachtet. "Dort gibt es eine Stelle, an der die Realschüler wie eine ganze Herde über die Straße laufen. Da rechnet kein Autofahrer mit", sagt Becht. "Die Kinder laufen direkt vor dem Bahnübergang über die Straße, weil es eine Abkürzung ist. Ich habe dort selber einmal gestanden und einen LKW in letzter Sekunde bremsen sehen." Schulweghelfer werden für die Realschüler nicht eingesetzt, da man ihnen zutraut, sich sicher im Verkehr zu bewegen. Becht glaubt allerdings an die psychologische Wirkung. "Stellen wir denen da jetzt einen Helfer hin, ist es ihnen in dem Alter so was von peinlich, dass sie sich sofort zusammenreißen."

© SZ vom 06.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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