Schülerbeförderung:Es bleibt beim Null-Euro-Ticket

Lesezeit: 2 min

Starnberg setzt nur für die Grundschulen in Söcking und Percha wieder Schulbusse ein. Die Kosten für die anderen Kinder, die nach wie vor den MVV nutzen, übernimmt die Stadt

Von Peter Haacke, Starnberg

Wie kommt mein Kind sicher zur Schule und wieder zurück? Diese berechtigte Frage stellen sich viele Eltern, die sich über das Wohlergehen ihrer Sprösslinge Sorgen machen. Insbesondere Schulanfänger aus den Starnberger Ortsteilen, die zwingend auf eine Fahrt zur jeweiligen Schule angewiesen sind, stehen schon länger im Fokus einer Debatte, in der es auch um Geld geht. Der Starnberger Stadtrat hatte vor den Sommerferien die Beratung über eine pauschale Wiedereinführung von Schulbussen im Stadtgebiet auf den Herbst verschoben, am Montag fiel die Entscheidung: Die Grundschulen in Söcking und Percha werden per Schulbus angefahren, Grund- und Mittelschüler in Starnberg aber sollen weiterhin den ÖPNV nutzen. Sowohl beförderungspflichtige als auch nicht beförderungspflichtige Schüler bekommen die Kosten für ein 365-Euro-Ticket auf Antrag von der Stadt erstattet.

Die Streichung der Schulbusse war 2016 eine der umstrittensten Entscheidungen der ehemaligen Bürgermeisterin Eva Pfister (vormals John), die stattdessen auf einen Schülertransport durch den MVV setzte. Weil so manches aber nicht klappte und die Zufriedenheit im Lauf der Jahre auch nicht wesentlich zunahm, fuhren viele Eltern aus den Ortsteilen ihre Kinder fortan lieber wieder mit dem eigenen Pkw zur Schule. Ein Effekt, den niemand wollte. Insbesondere die CSU machte sich daher für die Wiedereinführung von Schulbussen stark - mit Erfolg: Für die Kinder an den Grundschulen Söcking und Percha gibt es seit diesem Schuljahr wieder separate Schülerfahrten. Zwar scheint es in Söcking noch Abstimmungsbedarf über die Abfahrtszeiten zu geben. Doch überwiegend herrscht offenbar Zufriedenheit. Aus Percha jedenfalls gebt es bislang keine Klagen, sagte UWG-Stadtrat Winfried Wobbe in der Sitzung.

Unklar war aber im Juni vor den Sommerferien geblieben, ob auch die Beförderung der Schüler von Grundschulen in Starnberg (Schlossbergschule; Ferdinand-Maria-Straße) und der Mittelschule vom Schuljahr 2022/23 an auf Schulbusse umgestellt werden könne: Im Stadtrat wurde die Befürchtung geäußert, dass vertragliche Bindungen mit dem MVV einen vorzeitigen Ausstieg aus dem System erheblich verteuern könnten. Dieser Einwand hat sich zerschlagen. Wie das Landratsamt mitteilte, würden durch den Entfall von Verstärkerfahrten für Schüler erhebliche Summen eingespart werden: Rund 22 000 Euro pro Jahr auf der Linie 903, knapp 60 000 Euro auf der Linie 904. Nahezu ohne finanzielle Auswirkungen bliebe hingegen die Änderung auf den Linien 951 und 901.

Andererseits ist das Stadtgebiet wesentlich besser an das ÖPNV-Netz angebunden als die Ortsteile und die Grundschulen in Söcking und Percha. Und aus Sicht der Verwaltung ist eine Gleichbehandlung der Schüler im Hinblick auf ihre Transportmöglichkeit nicht zwingend erforderlich. Beförderungspflichtig sind Grund- und Mittelschüler, die mehr als zwei Kilometer von der Schule entfernt wohnen. Das 365-Euro-Ticket - aus Sicht von Eltern und Schülern ein Null-Euro-Ticket - kostet die Stadt für diesen Personenkreis rund 28 000 Euro. Hinzu kämen voraussichtlich zirka 8000 Euro für nicht beförderungspflichtige Schüler, denen die Stadt weiterhin die Fahrtkosten auf Antrag erstatten will. Gymnasiasten müssen ihre Kosten über das Landratsamt abrechnen.

Insgesamt kostet die Stadt die Schülerbeförderung laut Bürgermeister Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) rund 160 000 Euro pro Jahr. Er verweist nicht ohne Stolz darauf, dass "das komplette System in kurzer Zeit umgestellt wurde". Die seit Schulbeginn aufgetretenen Probleme an der Grundschule Söcking wegen unzureichender Abfahrtszeiten sollen kurzfristig im Dialog mit Eltern und Schulleitung geklärt werden. Eventuelle Fehler, die auch auf mangelnder Kommunikation beruhen, sollen beseitigt werden. Der Stadtrat will in einer der kommenden Sitzungen über die Ergebnisse beraten.

© SZ vom 29.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: