Schondorf:Von der Uniform in den Anzug

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Florian Gradl ist nicht nur Gemeinderat in Schondorf, sondern auch Kommandant der örtlichen Feuerwehr. Ohne ihn als Planer wäre es mit dem Neubau des Feuerwehrhauses wohl so schnell nichts geworden

Von Armin Greune, Schondorf

Nach zweijähriger Umbauzeit ist am vergangenen Wochenende das neue Feuerwehrhaus in Schondorf eingeweiht und den Bürgern vorgestellt worden. Klar, dass bei der feierlichen Eröffnung eine Person im Mittelpunkt stand, die von fast allen als "der Flo" angesprochen wurde. Gemeinderat Florian Gradl war als Architekt und erster Kommandant praktisch Planer und Bauherr in einem. Und er hatte in dieser Doppelrolle bei der Feier auch zwei Reden zu halten, zwischen denen er von der Uniformjacke in den Anzug wechselte. Wobei streng genommen als Bauherr natürlich die Gemeinde fungiert: Sie ist Grundeigentümer, hat für den Umbau die ehemaligen Bushalle Pflügler für 800 000 Euro erworben und mit 1,6 Millionen auch den weitaus größten Teil der 1,8 Millionen Euro an Baukosten bestritten.

Dass dieses Geld sinnvoll angelegt sei, stellte Bürgermeister Alexander Herrmann in seiner Ansprache klar. "Die Feuerwehr kommt in der Gemeinde fast nach der Heiligen Kuh - aus gutem Grund", meinte Herrmann: Nicht nur in Notfällen sei man für die Hilfe der ehrenamtlichen Retter dankbar, die Wehr spiele auch eine wichtige Rolle im sozialen Leben einer Kommune. Die Gemeinde trage nicht nur Verantwortung für die Ausrüstung, sondern müsse auch die Kontakte der Feuerwehrleute untereinander fördern. Wenn sie ihr Leben riskierten, müssten sie sich auch aufeinander verlassen können: "Findet hier kein Miteinander statt, wird ein Neben- oder ein Ohneeinander daraus", sagte Herrmann. Der Umbau der Halle samt aller Nebenräumen sei also "eine Investition in die Zukunft, die sich für unser Gemeinde lohnt".

Auch Gradl spielte darauf an, dass in Schondorf über das großzügige Feuerwehrhaus gespottet werde: "Die Investition in den viel belächelten Brotzeitplatz ist eine Investition in die Werbung". Schließlich sollten junge Leute zur Mitarbeit gewonnen werden. Derzeit zählt die Schondorfer Wehr 38 aktive und 63 passive Mitglieder. Ihnen steht in der nahezu völlig umgebauten Bushalle mit fast 1000 Quadratmetern Nutzfläche auf drei Geschossen ein größerer Schulungsraum und eine geräumige Cafeteria mit Kochzeile zur Verfügung; außerdem sind in den Obergeschossen zwei kleine Büros sowie je ein Besprechungszimmer und ein Jugend-Gemeinschaftsraum mit Kicker und Fernseher untergebracht. Das Haus sei "ein echter Identifikationsort geworden", sagte der neue Landrat und vormalige Schondorfer Gemeinderat Thomas Eichinger.

Im Dezember 2013, fünf Monate vor der Kommunalwahl, hatte sich der Gemeinderat mit zehn gegen sechs Stimmen für die luxuriöseste Umbauvariante der Halle entschieden: Acht Alternativen von 175 000 Euro bis 1,4 Millionen standen zur Wahl. Gradl gehörte damals dem Gremium ebenso wenig an wie der neu gewählte Bürgermeister Herrmann. Das Haus wurde bereits im Dezember seiner Bestimmung übergeben, um die Zuschussrichtlinien zu erfüllen. Am Samstag konnte die Feuerwehr beim Tag der Offenen Tür zum Bürgerfest gleich ihre Rolle im Sozialleben beweisen und Werbung betreiben: Die 23 Meter hohe Auffahrt an der Feuerwehrleiter war die gefragteste Attraktion.

© SZ vom 22.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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