Schondorf:Streit um Lagerhalle am Bahnhof flammt wieder auf

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Für viele Schondorfer überflüssig, für das Landratsamt ein wichtiges Denkmal: das Lagerhaus vor dem Bahnhof. (Foto: Georgine Treybal)

CSU wirft Bürgermeister Herrmann vor, er sabotiere den Bürgerentscheid für den Abbruch des denkmalgeschützten Baus

Von Armin Greune, Schondorf

Der Bahnhof ist für die Gemeinde wieder einmal alles andere als ein Hort der Freude. Nicht nur, dass die Innenwände der denkmalgeschützten Immobilie oft von Graffiti-"Künstlern" genutzt werden - nun ist auch noch der alte Streit um den Abriss des Lagerhauses erneut entbrannt. 2014 hatte die Frage die Schondorfer tief gespalten: Beim Bürgerentscheid votierte eine Mehrheit von 769 gegen 712 Stimmen "dafür, dass die Gemeinde die Güterhalle mit dem Ziel der Verbesserung der Verkehrssituation für Schüler, Personen mit eingeschränkter Mobilität und Senioren abbricht".

Am Mittwoch kochten die Emotionen im Gemeinderat wieder hoch - und Bürgermeister Alexander Herrmann (Grüne) musste sich dem Vorwurf stellen, er sabotiere die Umsetzung des Bürgerwillens. Ursache der Auseinandersetzung war ein CSU-Antrag. Er war in der Sitzung vor drei Wochen nicht behandelt worden, weil er ein paar Tage zu spät in der Verwaltung einging. Inzwischen hatte Herrmann im Landratsamt nachgefragt, wie mit dem bereits 2011 gestellten Bauantrag der Gemeinde zur Beseitigung des Lagerhauses zugunsten eines Bushalts und -parkplatzes umgegangen wird. Am Tag vor der jüngsten Sitzung verschickte das Landratsamt die Mitteilung, dass die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis zum Abriss nicht erteilt wird, weil die ursprüngliche Absicht der Gemeinde daran scheiterte, dass die Bahn die benötigten Verkehrsflächen nicht freigibt. Dies war im Herbst 2014 bekannt geworden.

Am Mittwoch fand nun Martin Wagner (CSU), der Bürgermeister habe das Anliegen der CSU, "den Bürgerentscheid wieder ins Rollen zu bringen" durch eine Intervention beim Landratsamt "in unsauberer Weise ausgebremst". Er kritisierte weiter, dass der CSU-Antrag unter dem nichtssagenden Tagesordnungspunkt "3. Änderung des Bebauungsplans "Ortsmitte, Projektbeschluss" versteckt wurde. Wäre stattdessen das Reizwort "Güterschuppen" in der Sitzungseinladung erschienen, wären sicher mehr Besucher ins Rathaus gekommen, meinte Wagner. Immerhin war zum ersten Mal seit seinem Rücktritt 2014 Ex-Bürgermeister Peter Wittmaack im Publikum anzutreffen, der seit Beginn der Debatte vor sechs Jahren stets für die Beseitigung des Lagerhauses eintrat. Auch der Schondorfer Gemeinderat votierte viermal für den Abriss - zunächst einstimmig, dann mehrheitlich.

Herrmann entgegnete, er würde sich "nicht einmal wünschen", auf die Entscheidungen des Landratsamtes Einfluss nehmen zu können. Er habe lediglich telefonisch um Bescheid zum seit fünf Jahren vorliegenden Bauantrag gebeten. Nun komme es darauf an, eine alternative Planung vorzulegen, wenn man den Abriss begründen wolle: "Nur wenn sich die Sachlage ändert, gibt es einen neuen Bescheid". Die von Rainer Jünger (CSU) ins Spiel gebrachten, behindertengerechten Parkplätze reichten aus Herrmanns Sicht nicht aus, um gegen das Rechtsgut des Denkmalschutzes zu bestehen. Während Jünger meinte, zur Verkehrssicherheit "fallen uns durchaus ein paar Dinge ein - zur Nutzung des Gebäudes nichts", sah Herrmann durchaus sinnvolle Möglichkeiten wie eine Tourist-Info oder die Unterbringung eines Fahrkartenautomaten. "Es ist kein schlechter Rohbau", gab der Bürgermeister seine Einschätzung als Architekt kund.

Nach langer und leidenschaftlicher Debatte beschloss man, das Thema in der nächsten Sitzung weiterzuverfolgen. Eine Mehrheit von acht gegen fünf Stimmen entschied, dazu einen "neutralen" Planer einzuladen, der die Chancen einer Klage gegen den Bescheid des Landratsamtes darstellen soll.

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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