Schondorf:Die Farben des Gartens

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"Ein Maler sollte malen und den Mund halten": Kevin A. Perryman vor sieben seiner Aquarellbilder, die er in Schondorf zeigte. (Foto: Arlet Ulfers)

Unter dem Titel "This other Eden" präsentiert Kevin A. Perryman 20 Aquarelle in Schondorf

Von Katja Sebald, Schondorf

Der Zweiklang aus dem zarten Grün der Salbeiblätter und dem Rosaviolett seiner Blüten. Der Blick ins rote Innere einer Mohnblume. Das unerhörte Lila einer blühenden Clematis. Die meisten Bilder von Kevin A. Perryman entstehen direkt im Garten. Am vergangenen Wochenende hatte er mit seinem großformatigen Aquarellen die Farben des Sommers im Studio Rose in Schondorf ausgebreitet: "This other Eden" nannte er die kleine Ausstellung, die er sich selbst nachträglich zu seinem 65. Geburtstag schenkte.

Perryman ist Engländer, er studierte in Oxford Germanistik und Romanistik, bevor er nach Deutschland kam und viele Jahre lang als Englischlehrer arbeitete, unter anderem auch im Landheim Schondorf. Nebenbei schrieb, übersetzte und verlegte er Lyrik. Er lebt bei Denklingen und gibt seit 1983 im Eigenverlag die Lyrik-Zeitschrift "Babel" heraus. Als Lyrik sind wohl auch seine Aquarelle zu verstehen: Zwanzig Blätter, alle in diesem Sommer entstanden, alle im gleichen Format und umlaufend auf Augenhöhe gehängt, hat er für einen farbigen "Gedichtband" zusammengestellt.

Auch wenn sie meist von den Farben des Gartens ausgehen, so sind diese Aquarelle doch alles andere als Blumenbilder. Es sind abstrakte Farbfeldkompositionen, deren Formen dem Klang der Farben untergeordnet sind. So wählt Perryman für den Salbei ein Nebeneinander aus breiten Streifen, für den Mohn ein formatfüllendes Rot und für die Clematis einen opulenten Farbfleck auf weißen Bildgrund. Dabei variiert er zwischen Bildern, die aus einem Vielklang von übereinander und nebeneinander liegenden Farben bestehen, und anderen von aufreizendem Minimalismus. Die Üppigkeit oder die Zartheit, die Idylle dieser Schönfarbigkeit, weiß er jedoch sehr gekonnt mit zwei heftigen breiten Pinselspuren zu brechen, die parallel von unten nach oben über das Bild verlaufen. "Panzerspuren" nennt Perryman diese Streifen. Er will seine Bilder "zwischen Idylle und Politik" verstanden wissen, aber er will ihr Geheimnis nicht endgültig lüften: "Ein Maler sollte malen und den Mund halten."

So ganz freilich kann er es nicht lassen: Wenn er Bildtitel wie "Die Liebe von Echnaton und Nofretete" wählt oder auch nur "Clematis niobe", dann verweist er damit auf eine weitere, sozusagen über dem Bild liegende Ebene. Und erst recht natürlich mit einem Titel wie "Es obsiegen die Panzer nicht". Die Bilder selbst bräuchten das nicht. Sie sind ungegenständlich und dennoch erzählerisch. Als hätte der Dichter, vielleicht ohne es zu wissen, in seinem "anderen Garten Eden" längst die Sprache der Farben gefunden.

© SZ vom 14.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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