Schondorf:Die Entstehung des Trojanischen Pferds

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Eine Ausstellung mit Werken von Heinz Rose zeigt den Weg von der ersten Skizze zum Entwurf

Von Katja Sebald, Schondorf

Das Studio Rose ist ein wichtiger Ausstellungsort für die Ammerseeregion, namhafte Künstler haben in dem schlichten, beinahe sakral anmutenden Raum ihre Arbeiten gezeigt. Jetzt ist dort unter dem Titel "Mythologische Bilder - von der Zeichnung zum Werk" eine Auswahl von Skizzen und Entwürfen des namensgebenden Künstlers Heinz Rose zu sehen. Kuratiert wurde die Ausstellung von Silvia Carola Dobler, die im Auftrag der Gemeinde Schondorf den Nachlass wissenschaftlich betreut.

Entwürfe, Studien und unfertige Arbeiten: Heinz Roses "Trojanisches Pferd". (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Heinz Rose, der 1902 in Pirmasens geboren wurde, wuchs am Ammersee auf. Sein Vater war Lehrer im Landerziehungsheim Schondorf, der Sohn besuchte die Schule bis zur Mittleren Reife und absolvierte dann eine Lehre in einer Schondorfer Gärtnerei. In den 1920er Jahren studierte er an den Kunstakademien in München und Berlin, zuletzt bei Max Slevogt.

Nach dem Krieg lernte er in Schondorf seine spätere Frau, die Bühnen- und Kostümbildnerin Renate Schlachter kennen, die dort Zuflucht gefunden hatte. Im Jahr 1947 heirateten die beiden, im selben Jahr wurde ihr Sohn Mathias geboren. Von den 1950er Jahren an hatte Heinz Rose zahlreiche Aufträge für Wandgemälde, vor allem im Augsburger Raum. Er widmete sich zunehmend mythologischen Themen und entwickelte seinen eigenen figürlich-gestischen Stil in gedeckten, zuweilen auch düsteren Tönen.

Die Figurenstudie "Pan" von Heinz Rose rückt den Hirtengott in die Nähe eines Deus ex machina. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ein Jahr nach dem frühen Tod ihres Mannes 1971 verlor Renate Rose auch den einzigen Sohn. Sie wurde 1977 Mitbegründerin des Schondorfer Kreises, der sich kulturellen Themen in der Ammerseegemeinde widmet. 1987 erfüllte sie sich einen lange gehegten Wunsch und eröffnete neben ihrem Wohnhaus in der Bahnhofsstraße das "Studio Rose", in dem sie nicht nur das Werk ihres Mannes und das seines 1964 gestorbenen Bruders Walter ausstellen, sondern auch anderen Künstlern aus der Region ein Forum bieten wollte. Renate Rose starb 2014 im Alter von 100 Jahren. Die Gemeinde Schondorf erbte die beiden Gebäude und den künstlerischen Nachlass von Heinz Rose, der nun nach und nach der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll.

Der "Raub der Sabinerinnen" des Künstlers Heinz Rose. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die aktuelle Ausstellung, die anhand zahlreicher Beispiele den Weg von der ersten Ideenskizze zum ausgearbeiteten Entwurf zeigt, wäre zu Lebzeiten der Witwe wohl kaum möglich gewesen. Wie Peter Cornelius Mayer-Tasch, auch er Gründungsmitglied des Schondorfer Kreises, erläutert, achtete sie stets streng darauf, dass nur die vollendeten Werke ihres Mannes präsentiert wurden.

In zahlreichen Schondorfer Familien haben sich Bilder von Heinz Rose erhalten, er war nicht zuletzt als Porträtist gefragt. Ein Teil des Nachlasses, vor allem Gemälde, ging bereits vor Jahren an Roses Geburtsstadt Pirmasens. Die jetzt gezeigten Arbeiten dürften hingegen seit Jahrzehnten in Schubladen und Depots geschlummert haben: Vieles sind vergilbte Blätter, Seiten aus Skizzenbüchern und nicht bis ins Detail ausgearbeitete Entwürfe. Sie machen auf durchaus spannende Weise Arbeitsprozesse sichtbar. Da sich nur wenige einem fertiggestellten Wandbild zuordnen lassen, zeigen sie gleichzeitig, wie selten im künstlerischen Alltag auf einen eingereichten Entwurf auch tatsächlich ein Auftrag folgte.

Zum Reigen der mythologischen Erzählungen, die für den Betrachter von heute auf kleinen Tafeln erläutert werden, gehören die Entführung Europas, der Trojanische Krieg oder der Raub der Sabinerinnen. Am geheimnisvollsten erscheint allerdings die Darstellung des Pan: Erscheint er in den ersten Skizzen noch mit seiner Flöte als Mischwesen aus Mensch und Tier, wird er nach und nach zu einem monströsen Maschinengott. In welchem Zusammenhang dieser Entwurf 1967 entstand, ist leider nicht mehr nachzuvollziehen.

Die Ausstellung ist bis 27. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr zu besichtigen.

© SZ vom 10.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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