Schöffengericht Starnberg:Vater vergreift sich an vierjähriger Tochter

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Ein 41-Jähriger bedroht, nötigt und misshandelt seine Ehefrau. Sein Kind hat er sexuelle missbraucht. Jetzt muss er ins Gefängnis.

Armin Greune

Weil er seine vierjährige Tochter sexuell missbraucht und seine Frau mehrfach misshandelt haben soll, hat sich ein 41-jähriger Münchener gestern vor dem Starnberger Schöffengericht verantworten müssen. Zur Last lag ihm zudem ein Versuch der sexuellen Nötigung, bei dem sich die Frau Prellungen und Zerrungen am Knie und an der Wirbelsäule zuzog. Des weiteren hatte er laut Anklageschrift mehrmals Morddrohungen gegen sie und eine Nachbarsfamilie ausgesprochen. Nach mehr als vierstündiger Verhandlung befand das Gericht den 41-Jährigen in allen Anklagepunkten schuldig und verurteilte ihn zu drei Jahren Haft. Er wurde sofort ins Gefängnis überstellt, denn die Vorsitzende Richterin Anneliese Plattner erließ Haftbefehl wegen Verdunkelungs- und Wiederholungsgefahr: Der Angeklagte war bereits bei einer zivilrechtlichen Verhandlung gegen seine Frau im Wartesaal des Gerichts tätlich geworden.

Ein 41-Jähriger hat seine Tochter missbraucht und seine Frau misshandelt. Jetzt muss er für drei Jahre ins Gefängnis. (Foto: dpa)

Auch gestern fiel er ihr mit Drohungen mehrfach ins Wort, so dass er während ihrer Vernehmung von der Verhandlung ausgeschlossen werden musste. Der Angeklagte bestritt sämtliche Vorwürfe und erklärte, seine nunmehr von ihm getrennt lebende Frau lüge und "soll zum Psychiater gehen". Lediglich die Bedrohung könne ihm im Affekt unterlaufen sein, räumte er ein. Den Übergriff auf seine Tochter wies er weit von sich. Doch die 38-jährige Mutter des Kindes gab an, gesehen zu haben, wie er sich 2008 im Badezimmer der gemeinsamen Gautinger Wohnung vom Kleinkind sexuell stimulieren ließ. Plattner hielt ihre "sehr sachliche Aussage" für glaubhaft, "auch wenn die Zeugin bei der zeitlichen Einordnung des Geschehens Schwierigkeiten hatte". Den Vorfall hatte die Mutter erst später angezeigt, nachdem der Mann im März 2009 massiv gegen sie gewalttätig geworden war. Um sie zum Sexualakt zu nötigen, hatte er ihr die Faust in die Wirbelsäule gedrückt und sie aufs Bett geworfen. Er ließ erst von ihr ab, als die Tochter aufwachte und dazukam. Laut Aussage der 38-Jährigen schrie das weinende Kind: "Lass meine Mama los".

Am Tag darauf ließ sich die Frau im Krankenhaus untersuchen: "Sie konnte kaum gehen", sagte eine Nachbarin aus. Bei der Heimkehr wartete der 41-Jährige bereits auf seine Frau: Nach verbalen Attacken vor der Tür drängte er sie in die Wohnung, packte sie am Kopf und presste ihr die Daumen unter die Augenlider. Dabei drohte er ihr, die Augen herauszudrücken und sie umzubringen. Als die von lauten Schreien alarmierte Nachbarin einschritt, wurden auch sie und ihre Familie mit Morddrohungen bedacht.

Die Nachbarin gab an, zur 38-Jährigen habe sie "eine tiefe Freundschaft entwickelt". Die Geschädigte habe ihr anvertraut, öfter vom Ehemann geschlagen und zum Sexualverkehr genötigt worden zu sein. In zwei Jahren habe die 38-Jährige 15 Kilo abgenommen, "weil sie etwas verdrängen wollte". Seitdem die Trennung vollzogen ist und eine Kontaktsperre besteht, hätten sich die Kinder sehr positiv entwickelt. Dies konnte auch eine Kindergärtnerin bestätigen.

© SZ vom 08.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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