Kleine Mannschaften machen oft Großes möglich. Der Verein Kultur im Schloss Seefeld gehört zu diesen überraschenden Teams. Seit mehr als zwei Jahrzehnten gelingt es ihm immer wieder, hochrangige Jazzer, Klassikensembles und Kabarettisten ins Sudhaus zu holen. Die Mischung ist raffiniert abgestimmt. Sie hält sich einigermaßen fern vom Mainstream, riskiert aber trotzdem keinen leeren Saal, selbst wenn für viele Zuhörer ein Pianist wie Denys Proshayev oder ein Trio wie Myriad3 eine neue Entdeckung sein mag.
Auch das neue Halbjahresprogramm 2016 zeigt diese bewährten Tugenden und belegt, wie geschickt die Kulturmacher die Balance halten. Vor allem was Jazz betrifft, macht dem Schloss kaum ein anderes Kulturzentrum was vor. Erst gibt's Gute-Laune-Swing mit drei Weltklasse-Musikern, die sich "Three Wise Men" nennen: den beiden Holländern Frank Roberscheuten (Klarinette, Saxophon) und Frits Landesbergen (Schlagzeug) sowie Rossano Sportiello (Klavier) aus den USA. Das Trio gibt sein Programm "A pretty Girl is like a Melody", das sich vorwiegend um Songs mit Frauennamen dreht (6. März). Knapp zwei Monate später, am 1. Mai, macht dann Myriad3 in Seefeld Station. Das Trio ist momentan auf dem Weg zur internationalen Karriere, Kritiker sehen in ihm die Zukunft des modernen Jazz. Dabei ist das Ensemble eine Art Betriebsunfall, wie die Musiker aus Toronto auf ihrer Homepage schreiben: Chris Donelly (Klaiver), Dan Fortin (Bass) und Ernesto Cervini (Schlagzeug) hatten noch nie miteinander gespielt, als sie 2010 einspringen und zusammen auf die Bühne mussten. Und am 5. Juni gibt im Sudhaus abermals ein Trio den Ton an, allerdings eines, das sich hierzulande schon einen Namen gemacht hat: die Organ Explosion. Die Texter des Kulturvereins beschreiben die gute alte Musikmelange der Drei so: "Melodien für Millionen, kombiniert mit dem Sexappeal des Funk, der Kreativität des Jazz, dem Dreck des Blues und der Krassheit des Punk. . ."
Die Klassikkonzerte im Sudhaus nehmen mit einem pianistischen Feuerwerk ihren Anfang: Denys Proshayev, Gewinner des ARD-Musikwettbewerbs 2002, spielt Bach, Beethoven, Liszt und Schumann (17. Januar). Der in Deutschland lebende weißrussische Musiker war bereits in der Berliner Philharmonie, im Herkulessaal in München, im Salzburger Mozarteum, im Leipziger Gewandhaus und in der Alten Oper Frankfurt zu hören. Kritiker beschreiben ihn als Klangmagier und in Anspielung an eine Fantasiefigur Schumanns als "russischen Eusebius". Außerdem steht ein zusammen mit der VHS Herrsching organisiertes Kinderkonzert der Münchner Philharmoniker auf dem Programm, die Vivaldis Jahreszeiten spielen (22. April, Haus der Bayerischen Landwirtschaft, 13.30 und 16.30 Uhr). Das Goldmund-Quartett, eines der gefragtesten Nachwuchsensembles dieser Gattung, interpretiert Werke von der Romantik bis zur zeitgenössischen Musik (24. April). Und junge internationaler Preisträger geben sich unter dem Motto "Young Hearts for Music" ein Stelldichein (12. Juni).
Außerdem auf dem Spielplan: Die Kinderreihe "Kiss für Kids" findet mit drei Nachmittagen ihre Fortsetzung, unter anderem gibt das Figurentheater Künster den Janosch-Klassiker "Oh wie schön ist Panama" (27. April). Beim Kabarett setzt Seefeld diesmal auf musikalische Unterhaltung. Zu Gast sind im ersten Halbjahr der wieder auferstandene "Bairisch Diatonische Jodelwahnsinn" (24. Januar) und "Mistcapala" mit dem Programm "Wurst statt Käse" (8. April). Eine szenische Lesung schließlich rundet das Programm ab: Ingrid Storz und Peter Weiß nehmen sich den Briefwechsel der Schauspielerin Beatrice Stella Campbell mit dem irischen Autor George Bernard Shaw vor und halten sich dabei an Jerome Kiltys Bühnendialog "Geliebter Lügner" (21. Februar).
Die Kulturabende beginnen, wenn nicht anders vermerkt, um 18 Uhr, das Kinderprogramm fängt jeweils um 16 Uhr an. Infos und Karten unter 08152/3046922 und kultur-schloss-seefeld.de.