Schacky-Park in Dießen:Der 1000-Pinsel-Zaun

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Juniorchef Daniel Wahl und Spenglermeister Reinhard Rei (v.l.) hatten mit der Sanierung des 160 Meter langen Zauns am Schacky-Park eine anspruchsvolle Aufgabe und auch im wörtlichen Sinne alle Hände voll zu tun. (Foto: Privat)

Handwerker müssen die Einfriedung nach den strengen Vorgaben des Denkmalschutzes restaurieren

Von Armin Greune, Dießen

Von wegen bloß ein Zaun. Die neue Einfriedung des Schacky-Parks entlang der Weilheimer Straße in Dießen ist ein Monument zeitgenössischer Handwerkskunst und Ausdauer geworden. Florian und Daniel Wahl haben mit ihren Mitarbeitern "nicht nur Eisen verbaut, sondern auch viele, viele Arbeitsstunden", sagte Christine Reichert, Vorsitzende des Förderkreises Schacky-Park, bei der feierlichen Schlüsselübergabe.

Tatsächlich wurde in der Dießener Schlosser- und Spenglerwerkstatt DW-Bau Rekordverdächtiges geleistet: 4,5 Tonnen Stahl verarbeitet, 9000 Löcher gebohrt und 3500 Nieten gesetzt zum Beispiel. Doch die erstaunlichste Zahl liefert der Anstrich: Sage und Schreibe mehr als 1000 Pinsel wurden dabei aufgearbeitet. Denn das Denkmalamt hat Reichert zufolge den Handwerkern "sehr genau auf die Finger geschaut" und vor allem haargenau vorgeschrieben, wie der historische schmiedeeiserne Zaun zu sanieren beziehungsweise zu rekonstruieren ist. So besagte ein eigens erstelltes Gutachten, dass drei Farbschichten in rot, grau und schwarz aufzutragen sind - Rostschutz, Grundierung und Endlack. Diese Arbeit sei "schon eine Herausforderung gewesen", merkte Daniel Wahl an. Die dabei verwendeten Zweikomponentenanstriche mit Epoxidharz ließen sich mit Reinigungsverdünnung nicht mehr aus den Pinseln waschen, deshalb konnte jeder nur einmal kurz eingesetzt werden.

Knapp 60 000 Euro hat der 160 Meter lange Zaun gekostet - wobei die DW-Bau "sehr christlich kalkuliert hat", sagte Reichert. Das mit 7500 Euro veranschlagte, neue Tor spendete der Betrieb sogar ganz. Auch da war viel Fingerfertigkeit gefragt: Das alte Schloss etwa musste originalgetreu nachgebaut werden, am Schüssel wurde mühsam von Hand gefeilt. Die Leader Aktionsgruppe Ammersee (LAG) schoss 24 000 Euro an EU-Fördermitteln zu, 23 000 Euro steuerte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bei, das Landesamt für Denkmalschutz beteiligte sich mit 7000, der Bezirk mit knapp 2000 Euro.

Bevor mit der eigentlichen Instandsetzung begonnen werden konnte, musste zunächst die Böschung unter dem Zaun freigeräumt werden. Dann erfolgte die Restaurierung der verrosteten Elemente in der Werkstatt, viele der Schnecken an den Spitzen wurden nachgeschmiedet. Zur Montage bohrte man die Fundamente auf und füllte sie dann mit Quellvergussmörtel. Der Zaun war schon vor 100 Jahren ein Renommierobjekt: "Den Kutschenweg dahinter nutzen die Schackys als Promenade, um sich zu präsentieren", erläuterte Reichert: Am Ende, an der "Neugierde"-Statue, schauten die Besitzer nach draußen und ließen sich beschauen.

© SZ vom 23.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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